DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Wulflyns Magen machte sich erneut mit einen lauten Brummen bemerkbar. Mühsam rappelte sie sich hoch. Es war bereits spätabends und sie hatte noch keinen Bissen gegessen. Nun wurde es Zeit.
Langsam nahm sie sich ein Teller und füllte ihn mit gebratenen Boobrie-Eiern, gedampfenen Erdäpfeln und ein Stück des verbliebenen gebratenen Schweines, welches über warmen Kohlen hing. Seufzend stellte sie fest das die Portion die sie sich aufgeladen hatte für mindestens zwei Leute reichen würde. Doch Hunger war Hunger und sie war sich sicher das sie alles in ihren Magen kriegen würde.

"Willst du das alles essen ?" Greta runzelte zweifelnd ihre Stirn.
"Aye! Ich hab den gesamten Tag noch nichts zu mir genommen. Meinen Hunger kann man mir also verzeihen."
"Du wirst irgendwann so dick wie ein Troll werden wenn du soviel isst."
"Wenn ich aber Hunger habe? Ausserdem ist mir das egal ob ich dick bin oder nicht. Hauptsache es schmeckt." zur Bestätigung schob sie sich ein grosses Stück vom Boobrieei in den Mund und kaute zufrieden.

Schnell folgten Erdäpfel, Fleisch und das restliche Ei. Zufrieden schlcukte sie das letzte Stück hinunter. Gedankenverloren leckte sich Wulflyn die Finger ab. Greta hatte erwähnt das ihre Eltern sie sprechen wollten. Aber sie waren kein einziges Mal in der Küche erschienen. Und da sie genau wussten wo sie war, stellte sich die Frage was sie aufgehalten hatte. Ihr würde es nichts ausmachen, erst morgen das Gewitter über ihren Kopf abzubekommen. Vielleicht konnte sie wieder einmal in Ruhe in ihre Kammer zurückkehren, ohne vorheriges streiten.
Voller Hoffnung stand sie auf und machte sie sich daran, das restliche schmutzige Geschirr, abzuwaschen. Vergnügt summte sie dabei ein Lied, welches sie vor kurzem gehört hatte.

Das Lied erzählte von der Dummheit der Albioner, die versucht hatten, eine starke Grenzfeste Midgards, ohne jegliche Rammen einzunehmen.

Das leise öffnen und schliessen der Tür hatte sie nicht mitbekommen und war dementsprechend erschrocken als Helen zu ihr sprach.

"Es freut mich das du guter Laune bist."
"Hmmm."
"Wenn du mit deiner Arbeit fertig bist, müssen wir reden. Ich hab heute, sagen wir, Guthilf und ich, haben uns heute etwas unterhalten und auch etwas zugestimmt."
"Ja Mutter. Es dauert nicht mehr lange. Soll ich dann zu Euren Räumen kommen ?"
"Aye. Beeil dich."

Verwundert hat Wulflyn während des Gesprächs etwas festgestellt. Keine zornige Stimme, kein schneidendes Gebrüll ? Misstrauisch trocknete sich Wulflyn ihre Hände ab. Zu guter letzt fegten sie und Greta den Boden.

"Ich werde hier abschliessen Greta, geh du nur."
"Gut. Bis morgen Kind. Schlaf gut."
"Du aber auch." lächelnd verabschiedete sich Wulflyn von der davonwatschelnden Greta.

Mit Absicht lies sich Wulflyn Zeit um die Kerzen zu löschen und die Tür zu verriegeln. Den eisigen Schlüssel legte sie wie jeden Abend unter einen grossen Stein. Sie stellte sich verschiedene Situationen in ihren Kopf vor. Hatte es mit Tonja etwas zut tun ? Oder doch mit Thoralf ? Aber warum Thoralf ? Hastig verdrängte sie ihn aus den Gedanken. Mittlerweile war sie sich sicher das Tonja der Grund war. Gedanklich formte sie verschiedene Erklärungen zurecht, wie sie die Situation herunterspielen konnte. Bestimmt war es wegen des schmutzigen Kleides. Was sollte sonst anderes sein ?
Endlich stand sie vor der Tür. Vorsichtig legte sie ihr Ohr an und versuchte zu lauschen. Verflucht, warum redeten sie nicht ? Vielleicht schliefen sie schon ? Mit Sorgfalt klopfte Wulflyn leicht an die Tür. Wenn ihre Eltern schliefen, gab es ja die Möglichkeit sie so nicht zu wecken. Hoffnung keimte auf, als sie nichts hörte. Erleichtert atmete Wulflyn auf und machte sich dran zu ihren Zimmer zurückzukehren.
Die Hoffnung verschwand sofort als die Tür aufgerissen wurde.

"Komm doch rein Wulflyn." lächelte Guthilf seine Tochter an.

Mit gesenkten Kopf trat Wulflyn ein. Helen sass auf einen der Bänke, aufmunternd auf einen freien Platz deutend.
Sie waren offensichtlich bester Laune. Misstrauisch trat Wulflyn näher.

"Hattest du heute einen angenehmen Tag Kind ?

Angenehmer Tag ? Der Tag war voller Arbeit, was war daran angenehm ? Oder war das eine Falle? Erwarteten sie vielleicht, das sie von sich aus das mit Tonja zur Sprache brachte ? Wulflyn entschloß sich zur Flucht nach vorne.

"Ja, ich habe Tonjas Kleid mit Schmutzwasser besudelt. Sie hat mich aber provoziert. Ich bin wirklich nicht schuld. Sie..."

Wulflyn begann den ganzen Vorfall zu erklären. Über ihren Kopf hinweg schickten sich Helen und Guthilf belustigte Blicke.

".. und so habe ich ihr dann zum Schluss den Eimer übergeschüttet." endete Wulflyn. Tief atmete sie durch und erwartete die Schimpftriade. Doch es kam nichts. Nur Schweigen ? Was war los ? Zögernd blickte Wulflyn auf. Während sie erzählt hatte, war ihr Blick ständig auf ihre knetenden Hände gerichtet.

"Den Vorfall wissen wir, aber deswegen haben wir dich nicht gerufen. Das vergessen wir ganz einfach. Es ist eher etwas freudiges. Warum hast du uns das nicht erzählt Wulflyn? Ich denke du hast eine gute Wahl getroffen. Hast du dir überlegt wann es stattfinden soll, und was du anziehst?

Wahl getroffen? Stattfinden ? Anziehen ? Bei den Göttern worüber sprach ihre Mutter da? Und den Vorfall vergessen ? Aus fragenden Augen sah sie ihre plappernde Mutter und den grinsenden Vater an. Waren sie verrückt ?

"Selbstverständlich musst du noch ein wenig warten. Von heute auf morgen kann man das nicht bewerkstelligen. Das Festmahl findet natürlich hier im Wirtshaus statt." sprach Wulflyns Mutter munter drauf los.

Was für ein Festmahl ? Mit was warten ? Wulflyn fühlte sich unwohl. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Sie waren doch nicht wirklich verrückt.

"... Wulflyn ? Wulflyn. Nun sag doch was dazu. Ist dir das recht ?"
"Wie ? Ja.. ja.. natürlich. Wie es dir beliebt."

Wulflyn dachte angestrengt nach. Worauf wollten sie hinaus ? Sie registrierte kaum die Sätze, nickte nur und lies gelegntlich ein "Aye" oder "Hmm" verlauten.
Egal wie sie überlegte, sie kam nicht drauf. Schliesslich drang das eben gesagte in ihr Unterbewusstsein.

"WAS ? " blaffte Wulflyn. Ihr Gesicht wurde zunehmend blasser. Ihre Hände verkrampften sich in ihren Kleid. Sie begann zu zittern.

"Ich sagte, wir sind beide froh, das Thoralf dich zu seiner Frau haben will. Er ist ein guter Junge, und dir wird es an nichts mangeln. Ach, hättest du uns nur früher erzählt das er sich für dich interessiert. Ich wusste gar nicht das ihr schon so oft einige Stunden gemeinsam verbracht habt. Ich hoffe doch nur es war nichts unsittliches ? Nun, wie dem auch sei. Du hättest es vorher sagen müssen, das du ihn gern hast. Was wird er den von uns denken ? Das wir dich wie eine Magd behandeln. Nun, paar Aufgaben wirst du schon noch haben bis du zu ihm ziehst. Aber wir müssen uns nun an deine Aussteuer machen. Ich habe sicher noch mein altes Gewand als dein Vater mich zum Weibe nahm. Es müsste dir passen. Vielleicht hier und da ein wenig abändern. Aber das schaffen wir schon. Ach Kind, ich bin so glücklich. Wulflyn ? Ist etwas ? Du siehst so blass aus ?"

Wulflyn hatte nur den Anfang des geredes mitbekommen. Thoralf wollte sie haben ? Sie waren schon länger viele Stunden unterwegs ? Was war das für eine Farce ? Warum erzählte Thoralf solch einen Unsinn ? Grimmig kam ihr die Situation in Jordheim wieder zu Sinn. Dieser nichtsnutzige Tölpel WOLLTE sie haben ? Und weil sie meinte, das es in Vasudheim keinen gescheiten Mann für sie gäbe, war er wütend davongegangen. Und nun kam in seinen Spatzenhirn dieser verrückte Versuch sie so an sich zu binden ? Ohne sie zu fragen ? Sie musste zugeben das Thoralf das geschickt gemacht hatte, sich zuerst bei ihren Eltern warmzureden. Aber nicht mir ihr. Sie würde sich nicht, wie ein frommes Lamm, was zur Schlachtbank geführt wurde, in ihr Schicksal ergeben. NIEMALS. Und besonders nicht an ein Schicksal mit Thoralf, zu dem sie keinerlei Empfindungen hatte. Mühsam beherrschte sie ihren Zorn. Erstaunt stellte sie fest wie klarl und kühl ihre Stimme klang.

"Ich werde ihn nicht nehmen."
"Wie meinst du das ? Du wirst ihn nicht nehmen ? "
"So wie ich sagte, ich will diesen Tölpel nicht."
"Nun hör auf mit den Albereien. Das ist nun eine beschlossene Sache."
"Wie kann sie beschlossen sein wenn ich dazu NEIN sage ?"
"Weil wir ihm deine Hand versprochen haben. Du wirst dich jetzt nicht drücken. Erst diesen armen Thor schöne Augen machen und dann abweisen. So geht das nicht !" Guthilf mischte sich nun ins Gespräch ein. Seine Stimme klang schneidend.

"Aber ich habe ihn nicht ermutigt. Nur heute hab ich ihn mich nach Jordheim begleiten lassen."
"Also streitest du es nicht ab, das du mit ihm alleine warst ?"
"Naye, wie auch. Aber es war nur heute. Sonst hab ich kaum zwei Wörter mit ihm gewechselt. Ich will ihn nicht."
"Du nimmst ihn trotzdem"

Mit offenen Mund starrte Wulflyn ihren Vater an. Verstand er den nicht ? Sie hatte nie was mit Thoralf zu tun, und er spielte einfach nur etwas vor. Warum wollte ihr Vater trotzdem das sie ihn nahm ?

"Starr mich nicht so an. Bist du verrückt geworden mit ihm alleine nach Jordheim zu gehen ? Was meinst du was die Leute im Dorf sagen werden hitner deinen Rücken ? Naye, so nicht. Über dich gab es schon genug gerede. Du nimmst ihn. Keine Widerrede."

"Ich kenne ihn doch gar nicht. Wie kann ich jemanden an meine Seite nehmen, den ich nicht kenne ? Er, er ist ausserdem noch so jung ! Noch nichtmal ein Mann."

"Unsinn. Er ist fast so alt wie du, ein wenig älter, wenn mich nicht alles täuscht. Und du bist selber schuld. Ich wette in deiner Dummheit, hat euch das gesamte Dorf gemeinsam rumlaufen sehen."

"Mutter..." versuchte Wulflyn nun bei ihr.

Jedoch erntete sie nur einen grimmigen Blick. Von ihr war auch keine Hilfe zu erhoffen. Was sollte sie bloss tun ? Angestrengt dachte Wulflyn nach, welche Möglichkeiten es gab aus dieser verqueren Situation zu entkommen.