Beantworte einfach nun meine Fragen mit Kopfnicken oder schütteln. Glaubst du an
die Götter Midgards?“ Sie nickte. „Fürchtest du ihren Zorn wenn du ein
Versprechen ihnen gegenüber brichst?“ Erneut nickte sie, und Tränen rannen ihre
Wangen hinab. „Also gut. Schwörst du mir bei den Göttern, egal was ich
entscheide gutzuheissen und zuzustimmen?“ Er hatte das heftige Kopfschütteln
erwartet und seufzte. „Warum zwingst du mich das zu tun, Wulflyn, ich habe
gehofft du würdest unsere arge Situation wirklich besser verstehen.“ Murmelte er
leise und zog den Dolch an ihre Kehle. Er sah die blanke Angst und Unverständnis
in ihren Augen. Doch er durfte nun nicht nachgeben bei dem was er wirklich
vorhatte. Und dazu musste er ihr dieses und andere Versprechen abringen. „Es
würde mir leid tun, dir weh zu tun Wulflyn. Versprich es bei den Göttern, das du
mir gehorchst, egal was ich tue und dir befehle.“ Um seinen Worten etwas mehr
Druck aufzuerlegen strich er mit dem Dolch über ihre Kehle. Er sah wie tausend
Gedanken sich in ihrem Kopf abspielten und die Angst übermächtig wurde. Es war
gewiss nicht die feinste Art jemanden zu bedrohen und zu erpressen, aber er sah
einfach keinen anderen Weg. Das leichte Kopfnicken nahm er fast nicht wahr, also
löste er den Knebel und verlangte erneut das Versprechen bei den
Göttern. „Ich.. ich verspreche es .. es bei den Göttern dir zu gehorchen.“
Flüsterte sie tränenerstickt. Zufrieden knebelte er sie wieder und verstaute
den Dolch. Er wirkte müde als er leise auf sie einsprach. „Ich muss nun
einige wichtige Dinge erledigen und komme dann wieder. Wir haben heute Nacht
noch wichtige Sachen zu erledigen. Keine Sorge, ich beeile mich und du wirst
nicht lange so daliegen müssen. Ich fürchte nur, dass du mir sonst davonläufst.
Das es so weit kommt, habe ich nie gewollt, aber ich sehe gerade keine andere
Wahl. Ich beeile mich auch und du solltest solange schlafen, bis ich dich
wecke.“
Ohne eine Reaktion abzuwarten verliess Eric das Zimmer und
schloss ab. Er wollte vermeiden das jemand zufällig hineintrat und diese Szene
vorfand. Seufzend ging er hinab um mit den anderen Kameraden zu Abend zu essen,
denen er grinsend erklärte das seine Frau zu erschöpft sei. Es fiel ihm schwer
weiter fröhlich und gutgelaunt zu wirken, trank mehr vom Bier als ihm guttat. Zu
weit vorgerückter Stunde brach er auf um einen der Gothis aufzusuchen. Er nützte
ihren Glauben und ihr Versprechen aus, dessen war er sich bewusst, doch wollte
er um jeden Preis sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Vor der Tür der
Gothis schöpfte Eric nochmals viel Luft, ehe er anklopfte.
„Gothi
Grezlock? Ich komme in einer wichtigen Angelegenheit.“ Knarrend öffnete sich
die Tür und der Gothi blickte durch den Spalt, öffnete schliesslich die Tür ganz
und sah fragend zu dem Nordmann der seine Nachtruhe störte.
„Was kann ich
für euch tun Krieger?“ schnarrte er leise. „Ich brauche eure Hilfe, aber wenn
möglich sollten wir es nicht zwischen Tür und Angeln besprechen. Darf ich
eintreten?“ Der Gothi nickte und lies Eric in seine Kammer eintreten,
verschloss sorgfältig die Tür.
Geraume Zeit später verliess Eric den
Gothi. Sie waren auf der kleinen Insel am Svasud See verabredet sobald zu
Mitternacht geläutet wurde. Bis dahin musste Eric noch ein Boot auftreiben sowie
die passenden Gewänder, und das wichtigste was nicht zu vergessen war, den
Zeugen. Eric stieg die Treppen zu den Mannschaftsquartieren hinab, wo Lars seine
Bettruhe hielt. Er schlich leise hinein und suchte die Lager ab. Nach kurzer
Zeit fand er Lars, der seinen Arm um eine der Schankkellnerinnen geschlungen
hatte. Nur ungern weckte er seinen Freund auf, tat es jedoch leise und bedeutete
ihm zu folgen. Er vertraute Lars und wusste dass dieser ihm nicht in Stich
lassen würde. Schon kurze Zeit später standen beide an der frischen Luft, und
Eric erklärte ihm die Situation. Es ärgerte ihn das sein Freund in leises Lachen
fiel.
„Kannst du ein Boot auftreiben und am Ufer des Svasud Sees auf mich
warten?“ „Auftreiben bestimmt. Bist du wirklich sicher das zu tun?“ „Ja
das bin ich Lars. Eigentlich bleibt mir doch keine andere Wahl, nicht
wahr? „Nun, sicher bin ich mir da nicht. Es ist eine Wagnis, und du kannst so
den Zorn der Götter auf dich lenken.“ Mahnte der Kriger Eric und sah ihn ernst
an. „Aye, aber das muss ich wohl riskieren. Ich werde in gut einer Stunde am
Ufer sein. Hoffentlich lebendig.“
Eric nickte Lars zu, der sich zu den
Toren der Faste aufmachte. Am Steg des Sees waren stets einige Boote der Fischer
geankert. Sich dort eines zu borgen sollte nicht die Schwierigkeit
darstellen. Eric selbst machte sich auf den Weg zu seinem eigenen Zimmer.
Leise öffnete er die Tür und stellte zufrieden fest, das Wulflyn seinem Rat
gefolgt war und eingeschlafen war. Er zündete eine Fackel an der Wand an, die
den Raum gut beleuchtete. Trotz der aufkommenden Helligkeit erwachte sie nicht,
und er untersuchte leise ihre spärliche Garderobe. Ein hellblaues Kleid schien
ihm passend genug und warf es auf das Bett. Er entledigte sich seiner Rüstung
und holte weiche schwarze Kleidung aus gutem Stoff hervor und zog sich diese
über. Dabei verursachte er kaum Geräusche. Leise wandte er sich Wulflyn zu und
löste ihr Knebel und die Fesseln. Sanft rüttelte er an ihrer Schulter bis sie
erwachte.
„Ich gebe dir einige Anweisungen denen du Folge leistest,
vergiss deinen Schwur nicht.“ Flüsterte an ihr Ohr. Das kurze Nicken Wulflyns
lies ihn lächeln. Scheinbar war es doch nicht allzuschwer sie zu händerln, wenn
man wusste wie.
„Das blaue Kleid, zieh es an, und öffne dein Haar. Deinen
warmen Umhang ziehst du dir auch über und die Kapuze tief ins Gesicht.“ Befahl
er und wickelte sich selbst in einen warmen Mantel. Da Wulflyn sich nur
zögerlich entkleidete, schob er ihre Hände ungeduldig weg und zog sie bis auf
die Unterbekleidung aus. Sie wehrte sich etwas, doch nach einer weiteren
Erinnerung an ihr Versprechen liess sie es geschehen. „Damit du dich
weiterhin an dein Versprechen erinnerst, nehme ich den Dolch mit. Vergiss nicht
das ich ihn dabei habe und Gebrauch machen werde.“
Kopfschüttelnd
registrierte er ihren stolz erhobenen Kopf, sagte aber nichts weiter dazu. Den
Stolz würde sie bald hinter sich lassen.
„Du wirst kein Wort sagen und
deinen Kopf leicht gesenkt halten, verstanden Wulflyn?“ murmelte er und nahm
sie bei der Hand. Etwas grob zog er sie hinaus aus dem Zimmer und mit sich. Ohne
Probleme verliessen sie die Feste und strebten dem See entgegen, Eric mit
raschem Schritt und Wulflyn hinter sich zerrend. Er war überrasch als sie ihre
Stimme erhob, leise und ängstlich.
„Wirst du mich töten?“ „Was?“ Eric
blieb stehen und drehte sich um. „Ob.. du mich töten wirst.“ „Naye. Nun
sei still, du wirst schon alles früh genug mitbekommen.“
Damit zog er sie
weiter, und erreichte das Ufer. Zu Wulflyns Überraschung erwartete Lars sie in
einem Boot dort. Verwirrt blickte sie ihn an, wagte jedoch kein Wort zu
sagen.
„Der Gothi ist bereits hinübergesegelt Eric. Er bereitet alles
vor.“ „Wunderbar. Dann mal hinein in das Boot und rüber zu dieser kleinen
Insel.“ „Bist du dir.. wirklich sicher ? Ich meine, sieh dir die kleine mal
an.“ „Lars. Es ist der einzige Weg. Nun lass uns losrudern. Wulflyn, steig in
das Boot und rühr dich nicht von der Stelle. Vor allem solltest du dich auch gut
festhalten.“
Gehorsam stieg Wulflyn in das Boot, welches von den beiden
Nordmännern in den See geschoben wurde. Es schwankte als beide hineinkletterten
und die Ruder ordneten, kamen jedoch dann rasch voran und erreichten kurz darauf
das Ziel. Eric sprang ans Ufer und zog das Boot ein Stück hoch, half Wulflyn
dann hinaus und zog sie zur Mitte der kleinen Insel.Der Gothi Grezlock stand in
seinem langen Gewand am Felsen, blickte zu den kommenden Nordleuten. Der Mond
schien direkt über ihm und brach sich im See, beleuchtete gut die kleine Insel.
Wulflyn sah am Boden einen Zirkel mit Runen eingezeichnet, hob fragend den
Blick.
„Ich kann euch nicht davon abbringen junger Krieger?“ fragte der
Gothi Eric. „Naye, es muss getan werden.“ „Euch ist bewusst das es aus
Zwang geschieht?“ „Aye, jedoch ist es wohl der richtige Weg zum
Schutz.“ „Nun gut. Wer ist Zeuge der Zeremonie?“ fragte der Gothi und sah
dabei Lars an. „Lars Mentson Gothi Grezlock” antwortete der Nordmann mit
klarer Stimme und trat näher. „Gut, dann stellt sich das zu vermählende Paar
in den Kreis der Runen. Jedes eurer Wörter wird von den Göttern gehört und als
Schwur gewertet.“ „Ver...vermählen? Was.. was geht hier vor?“ fragte nun
Wulflyn mit zittriger Stimme. „Vor den Göttern nehme ich dich zu meinem Weibe
Wulflyn.“ Erklärte Eric ruhig. „Naye, das geht nicht. Bitte!“ Ohne Erfolg
zerrte Wulflyn um ihre Hand von seiner zu befreien, gab nach einigen erfolglosen
Versuchen auf und blickte ihn flehentlich an. „Es muss sein. Die Lüge wird
keine mehr sein, und die Gefahren sind vermindert.“ „Ich will dich aber
nicht. Du bist grausam und ein Ekel und noch...“ „Schweig Weib. Denk an dein
Versprechen das du mir bei den Göttern gabst. Willst du etwa doch dein eigenes
Wort brechen?“
Eric versteckte den Druck seiner Hand, lockerte ihn dann
ein wenig als Wulflyn leicht gepeinigt aufschrie. Er folgte ihrem verzweifelten
Blick zum Gothi und zu Lars, las darin die Bitte ihr zu helfen. Es würde
erfolglos sein, den Lars stand ihm treu zur Seite und der Gothi nahm nur
allzugern für seinen Orden die angebotene Spende entgegen.
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