DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Nachdenklich saß Arris auf seinem Stuhl. Er entsann sich zurück und sah die junge Nordfrau vor sich die ihm damals einen bösen Streich gespielt hatte. Es war nun bald über ein einhalb Jahre her, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte nun wohl einen Gatten, und nicht irgendwen sondern auch den Sohn von einem der tapfersten Krieger Midgards, und ging Bragis Ruf nach. Wirklich seltsam diese Entwicklungen. Er ging vor die Tür und brüllte nach einem Botenjungen. Erneut knallte die Tür. Arris setzte sich auf seinen Stuhl und leerte mit einem Zug seinen Kelch. Er hatte sich entschlossen einen Botenjungen zu Helen und Guthilf Svandrick zu senden und über den Verbleib ihrer Tochter zu berichten.


„Eric...“ jammerte Wulflyn, „Eric...das wird nich gut gehen!“
„Warum sollte es nicht gut gehen?“
„Einige kennen uns länger, sie werden sich wundern, und keiner nimmt uns ab das wir...“
„Bei den Göttern, soll ich dich den schwängern damit es glaubwürdiger ist das wir ein Lager teilen? Stell dich nicht so an, es wird keiner daran zweifeln, dafür sorg ich. Du musst nur mitspielen.“
„Wie kannst du in dieser Situation Scherze machen?“ verzweifelt setzte sie sich auf das Bett. Erstaunlicherweise war die Kammer recht gross und hatte genug Platz für beide. Die Nordfrau sah sich etwas um und war relativ zufrieden.

„Ich scherze nicht. Wenn es sein muss werde ich dich vor der gesamten Mannschaft nehmen damit es glaubhaft genug ist.“
„Deine Scherze sind nicht das mindeste komisch, Eric.“
„Deine Jammereien rauben mir langsam den letzten Nerv. Nicht ich habe eine Notlüge mit Ehe herausgebracht sondern du. Nachdem ich noch darauf eingegangen bin gibt es kein Zurück. Wulflyn, es wird gut gehen glaub mir.“
„Ich weiß ni...“
„Hör nun endlich auf und hilf mir die Schnallen festzuziehen.“ bat Eric entnervt.
Grummelnd stand Wulflyn auf und trat zu ihm. Sie zog mit Absicht besonders fest an den Gurten die das Kettenhemd zusammenhielten. Jeder Ruck lies Eric die Luft anhalten und japsen. Mit Wohlwollen stellte sie fest das er versuchte sie wegzudrängen. Honigsüss und mit einen möglichst unschuldigen Blick sah sie zu ihm hoch.

„Ich war doch nicht etwa zu grob? Die Rüstung muss fest und gut sitzen, nur dann bietet sie Schutz, weißt du mein Lieber? Ausserdem...“
„Wulflyn...“
„Ausserdem kann man jetzt erst erkennen das du recht zugenommen hast.....“
„Wulflyn...“
„...was nicht heissen soll das dir das nicht steht aber... es schadet nur deiner Beweg... aaaaaah verflucht Eric, was machst du!? Lass mich runter, sofort!“ quietschte sie empört hervor.

Eric hatte die Nordfrau über die Schulter gehoben und ging die paar Schritte zum Bett und liess sie unsanft darauf fallen. Breitbeinig und mit verschränkten Armen sah er finster auf sie hinab. Wulflyn sah fasziniert auf die Zornesfalte, die ihr bis dahin nie aufgefallen war. Darauf hindeutend lachte sie auf.

„Du siehst aus, als würdest du morden wollen. Eric, dieser Ausdruck steht dir nicht. Du siehst aus wie ein Wikinger der total gern böse wäre.“

„Lach du nur, elendiges Frauenzimmer.“ schnaubte er und zerrte an den viel zu engen Gurten seiner Rüstung.
„Komm her ich helf dir.“
„Naye, bleib mir besser vom Leib.“ schmollte er sichtlich und zog etwas den Bauch ein.

Wulflyn betrachtete nachdenklich ihren Freund, stand wortlos auf und ging auf ihn zu. Vorsichtig schob sie seine Hände weg und lockerte die Gurte. Nahezu sanft überprüfte sie den Sitz der Rüstung, zupfte und zog und liess erst ab als sie ihm seinen wollenen Umhang an den metallenen Ringen mit Schnüren befestigt hatte.

„Ich denke, du kannst nun so heraus gehen.“
„Oh vielen Dank. Darf ich meine liebe Frau bitten mich zu begleiten?“ spöttelte er.
Wulflyn konnte ihn nur böse anstarren und mit erhobenen Haupt an ihm vorbeigehen. Sie legte ihren ganzen Stolz in ihre Körperhaltung, hoffend das er sie nicht weiter mit triefenden Spott zur Weissglut brachte.
Den intensiv starrenden Blick Erics sah sie nicht. Auch bemerkte sie zu spät wie er sie mit zwei grossen Schritten an der Tür abfing und in seine Arme riss und seine braunen Augen in ihre Blauen blickten.
„Gegen deinen Stolz müssen wir etwas tun meine Hübsche.. jetzt gleich.“

Grob hielt Eric sie am Kinn fest und drückte seine Lippen auf die ihren. Er ignorierte die empörte und abwehrende Haltung und Ausbruchsversuche, blickte lediglich kurz auf um zu Lachen und dann nochmals ihre Lippen zu schmecken. Nach kurzer Zeit die Wulflyn wie eine Ewigkeit vorkam, löste er sich von ihr und brachte ihre Kleidung so gut es ging in Ordnung. Er beachtete ihre Flüche und wegschlagenden Hände absichtlich nicht, sondern sprach mit ruhiger sachlicher Stimme auf sie ein.

„Immerhin siehst du so erhitzt aus, als hätten wir es wie getrieben meine Gute. Es hilft dir deine Rolle besser zu wahren, und mir glücklich grinsend von meiner Männlichkeit zu prahlen. Los, hol nun deine Waffe und wir gehen.“
„Du... ich.. hasse dich!“ knurrte es ihm entgegen.

Jungenhaftes Grinsen spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder als er ihr mit süsslicher Stimme seinen Plan für den Abend erklärte. Er genoss es das sich die Augen Wulflyns vor Schreck weiteten und zog sie etwas näher. Nah an ihrem Mund flüsterte er ihr eine weitere Drohung zu ehe er die Kammer verlies.
Wulflyn starrte ihm nach. Es konnte wirklich nur ein furchtbarer Scherz gewesen sein als er sagte er wolle sie heute Nacht nehmen damit ihre Schreie in der ganzen Burg zu hören waren. Es musste ein Scherz sein. Wütend presste sie die Lippen aufeinander und schwor sich, dass Eric diese unmöglichen Worte bereuen würde. Erbost ging sie zur Tür und trat hinab um zu den anderen zu gelangen.

Als Wulflyn wieder den festen und harten Boden unter ihren Füssen spürte, sah sie sich nochmals um. Die Feste war wirklich riesig. Nie hätte sie sich träumen lassen irgendwann hier zu stehen und bald schon für Midgard zu kämpfen. Das rege Treiben erfreute sie und ihre Laune wuchs zunehmend. Sie schlenderte ein wenig herum und sah sich die einzelnen Winkel der Burg genauer an. Lautes Gelächter weckte ihre Neugierde. Eine Gruppe junger Nordmänner sassen einige Schritte von ihr entfernt an der Mauer und würfelten. Es schien als ginge es um eine prächtige zweihändige Waffe. Wulflyn ging näher heran und bewunderte das schön geschmiedete Schwert. Die Klinge war lang und spitz zulaufend, aber seltsam gebogen, und doch von bester Qualität. Ihre Neugierde erging auch den Männern nicht. Leise stossen sie sich die Ellbogen in die Rippen um sich gegenseitig auf die Zuschauerin aufmerksam zu machen. Vor allem ein Nordmann , sein dunkles längeres Haar in vielen geflochtenen Zöpfen geflochten und eine schwere Lederrüstung tragend, fand es amüsant. Gewitzt stand er auf und packte Wulflyn am Handgelenkt um sie in den Kreis der Männer zu ziehen. Wütend riss sich Wulflyn los und wollte aus dem Kreis heraustreten, doch rasch standen zwei weitere auf und versperrten ihr den Weg.

„Wie es aussieht haben wir ein kleines Täubchen gefangen.“ Lachte der dunkelhaarige Nordmann und zwang Wulflyn durch Druck seiner Hand den Kopf zu heben.
„Was meint ihr, wollen wir ein wenig ihre Gesellschaft geniessen solange wir würfeln? Noch haben wir einige Spiele zu bestreiten.“
„Lasst mich los Holzkopf. Was bildet ihr euch ein?“ zischte Wulflyn und schlug dem Nordmann die Hand weg.
„Holzkopf nennt sie mich...“ fing der Hüne an und brach in Gelächter aus. „Mir scheint das Täubchen möchte hier ein wenig aufbrausen. He.. Rolf, wie gefällt dir das kleine Hühnchen?“
„Mir gefällt es. Scheint eine der neuen Mägde zu sein. Und sie weiss nicht wen sie hier vor sich hat.“ Gröllte der angesprochene Mann.
„Ich... bin keine Magd du dämlicher Tölpel! Und ihr.... Lasst mich gefälligst los ihr Wollköpfe, sonst erhaltet ihr noch gewaltigen Ärger.“ fing Wulflyn zu drohen an und zerrte an ihren Armen.“
Amüsiertes Gelächter drang zu ihr durch. Hastig sah sich Wulflyn um, und hoffte einen Ausweg zu finden, doch zu eng standen die Kerle beieinander.
„Ich.. ich werde Schreien dass die ganze Burg euch hier hört. Der Hauptmann wird das Verhalten seiner Soldaten gewiss nicht billigen. LASST MICH ENDLICH LOS !“ fauchte Wulflyn und wand sich weiter unter den erbarmungslosen Händen.
Das erneute Lachen der Soldaten liess ihren Widerstand leicht ermahnen. Sie blickt finster jeden einzelnen an, vor allem den Hünen mit den vielen schwarzen Zöpfchen. Dieser starrte sie grinsend von oben nach unten an, seine kräftigen Arme in die Hüften gestämmt, stolz und furchtlos sein ganzes Erscheinungsbild.
„Was du nicht alles erzählst mein Mädchen. Lassen wir doch den Hauptmann kommen und er wird dir befehlen dass du heute Nacht mein Lager teilst. Rolf, hol Arris, das Mädchen hier braucht wohl eine Abkühlung. So stolz, wild und aber doch ganz ansehnlich.“
„Der Teufel soll euch holen!“ keifte Wulflyn den Großen an und trat ihm gegen das Schienbein. Im gleichen Moment schrie sie gepeinigt auf als sie Stahl spürte. Tränen schossen ihr in die Augen und die Schamröte trieb ihr ins Gesicht als die Männer laut auflachten und gröhlten. Wutentbrannt zerrte sie erneut an ihren Arm und bekam ihren rechten Arm frei. Mit der möglichsten Wut die ihr zur Verfügung stand schnellte sie ein Stück vor um den Hünen einen Schlag ins Gesicht zu verfassen. Sie verfehlte ihr Ziel nicht und ein leichtes Knacksen war zu hören ebenso wie ein fluchendes Brüllen.
Zufrieden sah Wulflyn wie Tränen ihm in die Augen schossen und Blut anfing aus der Nase zu sickern.
„Na... wer kann jetzt lachen Dummkopf? Rührt mich nie mehr an!“ schrie sie ihn nach den kurzem zufriedenstellenden Zusehen.
„Du.. du elendes Weib. Ich werde dir schon zeigen wie man sich hier gegenüber...... „
Die Worte des Schwarzhaarigen gingen unter, als die Stimme Arris durch den Hof brüllte – im Schlepptau Rolf.