DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
„Wie ist dein Name?“ hörte sie dabei die Stimme fragen. Wulflyn antwortete nicht und sah ihm in die Augen. Die Frage wurde nicht wiederholt, sondern Schweigen lag nun in der Luft. Viele Stimmungen konnte sie aus seinen Augen lesen, Überraschung, Erstaunen, Ungläubigkeit und Wut. Die angespannten Gesichtszüge und das funkeln der Augen verrieten nichts gutes. Seine Stimme war lauter als nötig als er den Troll, der es sich auf den Boden bequem gemacht hatte, zu sich rief.

„Bring diese Nordfrau in mein Zimmer.“ befahl er dem Troll Krolos und wandte sich schon dem nächsten Mitglied der Gruppe zu. Die Blicke der anderen hafteten sich auf Wulflyn als der Troll sie am Arm packte und zu sich zerrte. Eric machte Anstalten zu folgen wurde aber von dem Valkyn, der sich in den Weg stellte, aufgehalten.
„Du bist keine Nordfrau, also brauchst du nicht mit. Zurück in die Reihe.“ schnauzte er.
“Aber warum muß sie dorthin? Sie hat doch nichts getan.“
„Der Hauptmann wird schon wissen was er tut, und es steht dir nicht zu sich seinen Befehlen zu widersetzen.“
„Aber...“ begann Eric und wurde sogleich wieder unterbrochen.
„Nicht Eric, es ist schon gut. Wir sprechen nachher. Mach keinen unnötigen Ärger, bitte!“
„Gut. Wie du willst.“ antwortete Eric zaghaft und lies sich wieder von dem Valkyn in die Reihe drängen. Er bemerkte wie Arris ihn dabei mit ernster Miene beobachtete.

Wulflyn lies sich nur ungern von dem Troll zerren. Nach einem kurzen Ruck wand sie sich aus seinem Griff und sagte kalt das sie allein gehen könne. Der Troll grunzte nur und bedeutete ihr zu folgen. Er blieb vor einer schweren Eichentür stehen und öffnete sie. Wulflyn trat in den Raum.

„Du bleibn drin und wartn.“ befahl der Troll und lies die Tür wieder zukrachen.
„Aber sicher, was bleibt mir den anderes übrig?“ sagte sie zur Tür. Unsicher betrachtete sie den Raum. Ein schwerer Holztisch stand an der einen Seite umgeben von zwei schlichten Stühlen und einem reich verzierten. Hinter dem verzierten Stuhl hing das Banner Midgards. Die andere Seite war mit einen Regal – vollgestopft mit verschiedenen Büchern und auch sehr seltsam für einen Krieger - und einen weiteren Tisch versehen wo viele Landkarten eingerollt und aufgerollt drauflagen. Neugierig trat Wulflyn näher und besah sich die Karte. Sie zeigte die Gebiete Uppland, Jamtland, Yggdrawald und Odins Tor. Ein Dolch steckte in der Karte, direkt auf einen eingezeichneten Punkt, vermutlich der Faste die momentan in Feindeshänden ist. Noch einmal sah sich Wulflyn um und entdecke eine zweite Tür. Diese Tür war in der Gegenüberliegenden Mauer eingelassen, wahrscheinlich zum Schlafraum. Obwohl sie wusste das sie die Tür nicht öffnen sollte, siegte die Neugierde. Sie öffnete die knirschende Tür und wie vermutet zeigte sich ein riesiges Bett voller dicker weicher Felle. Zwei Brusthohe Regale zierten die Wand und verstauten Kleidungs- und Rüstungsstücke. An den Wänden waren verschiedene Waffen befestigt. Wulflyn staunte nicht schlecht wie rasch wohl Arris durch seine Arbeit hier zu Reichtum gelangt war. Sein Vater und das ganze Dorf Vasudheim waren bestimmt stolz auf ihn.

„Höflich bist du nicht gerade indem du hier einfach ohne Erlaubnis herumschnüffelst.“
Arris streifte sich langsam seine Handschuhe ab und warf sie auf den Tisch. Sein kühler Blick haftete sich auf die Nordfrau die gerade verlegen die Tür schloss und zaghaft fragte.

„Hallo Arris, wie geht es dir?“
„Was machst du hier Wulflyn? Solltest du nicht bei deinen Eltern sein.. und dort helfen?“
„Du weißt das es dank dir keine Hilfe mehr war, sondern Dienste die Skalven machten.“
„Die du dir selber zuzuschreiben hattest.“
„Es war nur ein Scherz, bei den Göttern, wir hatten früher sogar schon üblere Scherze drauf.“
„Die mich aber nicht beinahe umgebracht haben.“
„Arris, du tust so als wollte ich dich umbringen. Verflucht, du bist immer wie ein Bruder für mich gewesen. Das es so ausartet...“
„Schweig endlich. Ich will deinem Geschwätz nicht zuhören. Sag, bist du deswegen hergekommen?“ schrie er sie an. Wulflyn zuckte zusammen.
„Nein.“
„Warum dann?“
„Was interessiert es dich?“
„Sprich.“
„Ich folge Bragis Ruf und gehe den Weg des Skalden.“

Er lachte laut und spöttisch auf. Gekränkt fuhr Wulflyn ihn an.

„Lach nicht. Ich bin gut, sonst wäre ich nicht hier!“
„Ach? Wissen deine Eltern das du hier bist?“

Das Schweigen sagte mehr als Worte. Er sah sie prüfend an und lachte erneut. Wulflyn überlegte krampfhaft wie sie sich aus der Situation retten konnte. Arris war bestimmt dazu fähig sie zurückzuschicken. Das durfte nicht sein, sie wollte nicht zurück und wieder diese Dienste tun.

„Du kannst mich nicht zurückschicken Arris.“

Er setzte sich auf seinen Stuhl und lies sein Bein locker über die Lehne baumeln. Er grinste und sah sie herausfordern an.

„Ach nein? Ich muss nur einen Befehl geben und du bist schön verpackt auf einen Pferd samt Wache nach Vasudheim unterwegs.“
„Das.. das wird mein.. mein.. Mann nicht zulassen.“ stotterte Wulflyn eingeschüchtert und wurde rot. Gedanklich verfluchte sie sich. Wie kam sie nur auf diese blödsinnige Idee zu lügen? Einen Mann sogar noch zu erfinden? Das würde niemals durchgehen!

„Das ist ja interessant. Welcher Narr war den so frei dich zum Weib zu nehmen? Einer aus dem Dorf? Thoralf? Nein.. der ist nicht einmal hier also kann er ja nichts unternehmen. Lass mich überlegen. Wurdest du etwa dem nächstbesten angeboten der durch Vasudheim ritt?“

„Nein.. behaupte nicht solch einen Unsinn. Das.. das ist nicht wahr!“ verteidigte sie sich.
„Nun.. wer ist es den aus der Reihe der Leute die ich heute sah? Etwa dieser Lars? Mettis? Der Kobold Gandis? Oder etwa Eric Bjanrstrom?“

Wulflyn bekam große runde Augen. Das alles hatte sie nun davon. Jetzt konnte sie nicht mehr zurück ohne das Arris sie zurückschickte. Nickend senkte sie den Kopf.

„Ah, deswegen wollte er dich beschützen. So, du hast dir also den Sohn eines Helden zum Mann geholt. Oder er wohl besser dich, auch wenn er wohl von Sinnen war.“

Geschmeidig stand er von seinem Stuhl auf und ging zu einem Schrank. Er goß sich Wein in seinen Kelch ein und nippte daran. Seine Augen starrten ins Leere. Wulflyn glaubte er habe sie vergessen und räusperte sich. Arris sah sie an, sein Blick verdunkelte sich. Den Kelch stellte er auf den Tisch ab und ging auf sie zu. Mit unheilvollem Blick stand er vor ihr.

„Ich lasse nun deinen Mann rufen. Wenn er das bestätigt, bleibst du hier, sollte er bei der Antwort zögern, schick ich dich zurück. Und ich weiß eine geeignete Frage auch. Wie du und ich wissen hast du an deiner linken Hüfte ein Mal, nicht gerade groß, aber es ist vorhanden. Davon kann nur jemand wissen der dich schon mal nackt gesehen hat. Ich warne dich Wulflyn, du wirst kein Wort sagen.“

„Zählt mein Wort den nichts?“
„Das eines Weibes? Eher friert der Svealand See zu.“ lachte er und trat zur Tür.

Der große Troll stand noch immer Wache und befolgte gleich die Anweisung seines Hauptmannes. Schwere Schritte dröhnten auf den Boden und verhallten allmählich.
Wulflyn setzte sich auf einen der Stühle und wartete während Arris die Karten studierte. Sie war wütend über sich selber weil ihr keine bessere Lüge eingefallen war, und wieder leidete die arme Unterlippe durch nervöses Kauen.
Das mächtige Pochen an der Tür lies sie aufschrecken. Arris lies eintreten und ein etwas verwirrter Eric trat ein. Er schaute sich um und blickte abwechselnd zu Wulflyn und Arris.

„Ich habe dich rufen lassen weil ich etwas wissen will. Stimmt es das Wulflyn dein Weib ist?“

Eric sah zu Wulflyn und erkannte ihre Nervosität. Sie sah ihm nicht in die Augen. Während er sie weiter ansah antwortete er mit klarer Stimme.

„Das stimmt wohl Hauptmann. Gibt es damit Schwierigkeiten?“
„Ich will nur wissen ob sie die Wahrheit spricht. Zufällig stamme ich aus dem gleichen Dorf und kann mir nur schwer vorstellen das ihre Eltern sie einfach so ziehen lassen.“
„Das tut sie. Allerdings habe ich sie auf den Weg nach Audlitten kennengelernt, nicht ihre Eltern. Wir verstanden uns fabelhaft auf der gemeinsamen Reise und nachdem wir das Lager geteilt haben und sie so wohl nicht mehr auch nur einen anständigen Kerl finden würde, wollt ich mir diesen Schatz von keinem mehr nehmen lassen. Dieses kleine Biest hat sich dafür lange gewehrt aber dann doch endlich eingewilligt. War gar nicht so einfach sie zu überzeugen. Nun bin ich wohl einer der glücklichsten Männer Midgards mit einem schönen Weibe an meiner Seite.“ schloß Eric zufrieden und voller Stolz.

Wulflyn wünschte sich den sofortigen Tod. Sie war unendlich dankbar als Eric ohne Zögern ja sagte, aber das er nun so derartig dick auftragen und übertreiben musste war ihr unbegreiflich. Dieser Kerl war wohl sadistisch veranlagt. Und noch ein Problem war vorhanden, das kleine Mal an ihrer linken Hüfte. Wie sollte Eric nur darauf kommen?

„Nun Eric, das hört sich ja abenteuerlich an, aber eine Frage noch, gibt es an dem Körper deiner Frau irgendwas auffälliges? Etwas was wohl nur jemand gesehen hat der mit ihr aufgewachsen ist, oder sie wirklich in sein Lager mitgenommen hat – und das nicht nur bei Nacht.“ Arris Stimme klang boshaft. Wulflyn hörte heraus das er noch immer Zweifel hatte. Sie beschwor die Götter das ein Wunder geschehen solle und sah zur Decke des Zimmers empor ehe sie sich einen Schluck des Weines aus dem Kelch von Arris gönnte. Das war eindeutig zuviel.

„Hauptmann, meinen sie ihr schönes rundes Hinterteil und diese wundervoll geschwungenen Hügel... oder einfach nur das kleine Mal an ihrer linken Hüfte?“

Ein Hustenanfall schüttelte Wulflyn. Die Antwort war das letzte! Sollte das Arris wirklich glauben würde sie bei den Göttern höchstpersönlich Eric die Leviten lesen. Sie spürte leichtes Klopfen an ihrem Rücken und hörte sanfte beruhigende Worte.

„Liebes, ich sagte dir schon du verträgst den Alkohol nicht und solltest ihn nicht trinken....“