Stimmen und Rufe aus den verschiedenen Richtungen, Hammerschläge auf Metall,
hart ausgesprochene Befehle und stapfende Schritte füllten die Umgebung Svasuds.
Nach vorsichtigem Öffnen der Augen fand sich Wulflyn und die anderen Mitglieder
der aufgestellten Truppe in Svasud wieder. Mächtige Mauern ragten in die Höhe
empor, umschlossen von den mächtigen Bergen Upplands und Ost-Svealands. An den
Brüstungen und Eingängen waren Wachen postiert, Magier, Bogenschützen und
Nahkämpfer – wichtig für die Verteidigung der Grenzfaste. Mit ehrlichem Staunen
wurde die Faste inspiziert, für einige das erste mal in ihrem Leben, den es
wurden meist nur Händler, Krieger, Magier und Seher mit einem Passierschein
durchgelassen. Zwei hölzerne Treppen wanden sich in die Höhe und den
verschiedenen Zimmern und Kammern. Auch die Unterkünfte der Streiter waren in
den riesigen Gemäuern, sowie in den tiefsten Kellern die Zellen für
Gefangene.
In Gedanken versunken versuchte Wulflyn sich vorzustellen wie
lange es dauern würde um sich zurechtzufinden und jeden Winkeln zu kennen. Sie
bemerkte nicht wie sich drei Personen der Gruppe näherten, voll gerüstet und in
dicken Wintermäntel gehüllt.
„Ich bin Hauptmann Arris Danson! Wer ist von
euch der Gruppenführer?“ erklang nun laut eine Stimme. Mit raschen Bewegungen
und angespannten Gesichtern wandten sich die einzelnen ihm zu. Leicht ungläubig
stellten sie fest das der Hauptmann fast im gleichen Alter wie sie waren. Leises
gemurmel untereinander wurde laut, Fragen aufgeworfen warum schon ein so junger
Mann ein wichtiges Kommando übernehmen konnte. Doch kurz darauf wurden sie zur
Ruhe gebracht als einer der beiden dazugehörigen Krieger, ein Troll mit blauen
Malereien im Gesicht, zur Ordnung rufte. Respektvoll reihten sich nun alle in
eine Reihe, Lars als Führer ihrer Gruppe, gesellte sich zu dem Hauptmann und
begrüsste ihn. Er überreichte ihm ein versiegeltes Pergament, einem Schreiben
des gemeinsamen Ausbilders. Arris öffnete sie nicht sondern faltete und stopfte
sie in eine kleine Tasche seines Gürtels.
„Nun gut Lars Mentson, ich will
mir nun jeden einzelnen ansehen, und will auch wissen wer welche Stärken und
Schwächen hat, bei den Magiern möchte ich erfahren welchen Weg und welche Ziele
sie in ihrer Ausbildung verfolgen. Wir werden zwei Tage hier in Svasud bleiben.
Kammern werden nach den von mir eingeteilten Gruppen geteilt. Sobald diese
zugeteilt sind, werden die privaten Utensilien dort untergebracht, und in einer
Stunde treffen wir uns alle hier erneut wieder. Ich nehme stark an das noch
keiner mit Belagerungswaffen gearbeitet hat, wenn ja ist dies zu seinem Vorteil,
wenn nicht sollte dieser heute gut aufpassen. Ich werde nichts zweimal sagen.
Heute Nacht machen wir einen kurzen Ausflug zu einen der Festungstürme
Fensalirs. Der Jarl dieses Turms hat sich bereit erklärt mit seinen Truppen
einige Kampfübungen durchzuführen. Bei Fragen stehen euch Yasik und Krolos zur
Seite.“
Arris deutete auf den Troll und den Valkyn die hinter ihm
standen. Beide schauten grimmig zu den einzelnen. Ihr Blick verriet, das sie
keinerlei Interesse hatten sonderlich mit fragen gestört zu werden.
Wahrscheinlich war es unter ihrer Würde sich mit unerfahrenen Kämpfern
abzugeben. Verächtlich schnaubte der Troll und setzte sich auf den Boden.
Trotzdem ragte er noch über einige der Streiter hinaus. Der Hauptmann begann
bereits damit sich jeden einzelnen genauer anzusehen und einige Worte mit denen
zu sprechen. Wulflyn schauderte es bei dem Gedanken ihm wieder
gegenüberzustehen. Sie hatte sich an den äußersten Rand gedrängt und hielt den
Kopf gesenkt. Fieberhaft überlegte sie wie sie dieser Situation entgehen könnte.
Wulflyn biss sich auf die Unterlippe. Ihr fiel einfach kein Ausweg ein und Arris
kam näher. Nur noch Gandis und Eric trennten ihn von ihr. Gerade war er bei den
kleinen Kobold-Runenmeister Gandis. Sie hörte seine Fragen nach den Namen und
seinem Wissen, er wollte wissen ob er den Weg der Dunkelheit, der Runen oder der
Unterdrückung folgte, und welche Erfahrung er im welchen Handwerk hatte. Gandif
beantworte die Fragen mit seiner ernsten und ruhigen Stimme. Arris wirkte bei
seinen Antworten zufrieden und schritt weiter. Er war nun bei Eric und sah ihm
in die Augen, und stellte die gleichen Fragen. Bei der Frage nach seinen Vater
wirkte Arris freudig überrascht, und klopfte Eric auf die Schulter. Die
Ruhmestaten von Erics Vater waren auch hier weitverbreitet.
„Es freut
mich den Sohn eines der besten Kämpfern Midgard in meinen Truppen zu
haben.“ „Nun, ich freue mich auch und hoffe dem Andenken meines Vaters
gerecht zu werden.“ murmelte sagte Eric ernst, und wie es Wulflyn auffiel, mit
einer leichten Spur von Trauer.
Das Verschwinden schien ihm noch immer zu
schaffen zu machen. Sie hörte nur noch halb der Unterhaltung der zweien zu und
ballte die Fäuste. Da sie nicht wusste wie Arris reagieren würde, wünschte sie
sich eine Weigerung ausgesprochen zu haben, als Domalde sie aufgerufen hatte.
Doch nun war es zu spät. Bodenschritte erklangen und erloschen wieder. Sie sah
die Stiefelspitzen vor ihr und hob langsam den Kopf.
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