Otik?“ „Hmm willkommz Menzklein. Wiar habn grozzes vor. Miar bekim Nachrichtz
daz du grozze Fortschritz getan habn. Zo du wiarzt nach Svasud reizen mit gut
Trupp und lern Kampf und Taktik und andre Ding. Heut du gehen. Jetz zagn Domalde
diar, waz wird zein.“ „Aber.. ich verstehe nicht?“ „Du wirzt no verztehn.
Gehn, Otik habn zu tun!“ „Aye - gut. Auf bald Otik.“ „Auf bald
Menzklein!“
Verwirrung stand im Gesicht der Skaldin geschrieben. Was
sollte es großartiges zu tun geben? Ohne sich weiter Gedanken über die kurze
Anweisung von Otik zu machen, machte sie sich nun auf den Weg zu Domalde. Sie
war etwas unsicher dem damaligen Ausbilder gegenüber zu treten. Er hatte gewiss
das damalige unglückliche Zusammentreffen nicht vergessen. Von weiten konnte sie
Domalde sehen. Junge Krieger aus den verschiedensten Bereichen sammelten sich
vor ihm. Einige waren ihr vertraut. Baldig der Schamane der so freundlich zu ihr
war, Hilde die Zwergenheilerin, Gandig der junge und doch schon so weise
Koboldmagier, Lars, der sie zurückgeholt hatte, und... Eric. Sie gesellte sich
zu der Gruppe, nickte und lächelte den bekannten Gesichtern zu, setzte sich
neben eine Nordfrau die aufmerksam Domalde lauschte und tat es ihr
gleich.
„...wird nicht einfach. Aber diesen Weg der Ausbildung wird
früher oder später jeder bestreiten müssen!“ Domaldes Stimme klang fest und
ernst. Er machte eine bedeutende Pause, blickte dabei jedem einzelnen ins
Gesicht ehe er fortfuhr. So konnte er sich die Aufmerksamkeit eines jeden sicher
sein.
„Wie ihr wisst, haben wir in unseren Grenzlanden Burgen. Hibernia
eroberte vor einigen Tagen die Burg Nottmorr im Jamtlandgebiet. Bisher habt ihr
Monster gejagt, Aufträge ausgeführt die auch gefährlich sind, doch jetzt ist das
ein ganz anderes Niveau. Ihr werdet direkt dem Feind gegenüberstehen, eure
Kräfte mit den ihrigen messen, Verletzungen von Waffen und Magie davontragen,
die von Lebewesen geführt werden die wie ihr auch denken können – was zwar bei
Albionern und Hiberianern schwer vorzustellen ist, aber wohl
wahr.“
Domalde räusperte sich kurz und fuhr fort als das wenige Gelächter
verstummte.
„ Ihr werdet euch auf die Gruppe verlassen müssen, euch
gegenseitig schützen und verteidigen, Pläne schmieden... und .. der Auftrag an
euch, ihr werdet die Burg Nottmorr mit Unterstützung einiger erfahrener Kämpfer
für Midgard zurückgewinnen.“
Domalde legte erneut eine Pause ein und sah
zufrieden auf seine Mündel. Er wusste, das jeder sich geehrt fühlen würde,
diesen Auftrag zu bekommen. Es war eine wichtige Aufgabe für die jungen Streiter
Midgards, und die Möglichkeit sich zu beweisen. Aufgeregtes Raunen ging durch
die Trolle, Nordmänner, Kobolde und Zwerge die Domalde gelauscht haben. Es war
herauszuhören wie sich einzelne schon Strategien für die Einnahme der Festung
ausdachten und diskutierten. Ein jeder schien scharf darauf, sich in dieses
Abenteuer zu stürzen. Nur einige schienen sich der Aufgabe richtig bewusst zu
sein. Nachdenklich rieb sich der eine oder andere das Kinn, redete mit einem der
Genossen und blickten ernst zu Domalde. Die ersten Fragen kamen auf, die der
Ausbilder bereitwillig beantwortete. Wulflyn saß mit gekreuzten Beinen auf den
Boden und verfolgte aufmerksam das geschehen. Im Stillen fragte sie sich ob Otik
das mit den „großen Vorhaben“ gemeint hatte.
„Domalde, ist diese Festung
momentan sehr wichtig für Midgard? Es werden nicht alle lebendig zurückkehren.“
Kam es von einer jungen Koboldin die sich auf ihren Stab stütze. Ihre ernsten
Augen sahen direkt in Domaldes. „Diese Burg sichert Midgardern die
Möglichkeit dort einzukehren und sich auszuruhen nach einer langen Schlacht. Für
uns ist es auch eine Möglichkeit die Besten unter Euch zu prüfen. Es stimmt,
alle werden nicht zurückkehren, ich hoffe jedoch genug und so viele wie möglich,
damit diese ihre Ausbildung fortsetzen können – diesmal dann in Svasud unter der
Leitung von Hauptmann Danson. Er hat Midgard schon sehr viele gute Dienste
geleistet seit er vor nicht allzu langer Zeit seine Ausbildung antrat und
beendete. Hauptmann Danson wird euch auch begleiten und mit seiner Truppe bei
der Zurückeroberung Nottmorrs unterstützen. Ich werde nun eine Liste vorlesen.
Diejenigen die genannt wurden, erwarte ich zur zweiten Stunde nach Mittag am
Gothi von Aegier. Schärft bis dahin eure Waffen, sammelt eure beste Rüstung
zusammen und Proviant für einige Tage. Denkt an warme Umhänge und Decken. Die
Nächte sind eisig in Uppland und Jamtland. Morgen früh werdet ihr bereits
Richtung Nottmorr marschieren.“
Wieder erklang aufgeregtes Gemurmel.
Jeder hoffte seinen Namen auf Domaldes Liste zu hören. Eric blickte zu Wulflyn.
Die Skaldin saß still auf den Boden und krampfte ihre Hände zur Faust. Er ging
auf sie zu und setzte sich neben sie. Nur halb hörte er Domalde zu der bereits
die Namen seiner Liste vorzulesen.
„Was ist mit dir?“ fragte er
flüsternd. „Hmm, ich hoffe ich bin nicht auf der Liste.“ „Weshalb? Wenn du
auf der Liste stehst, bedeutet es doch nur, das du gute Fortschritte gemacht
hast und deine Ausbildung fortsetzen kannst.“ „Falls man das
überlebt.“ „Natürlich überlebt man. Warum sollten sie sonst einen erfahrenen
Hauptmann samt Truppe sonst mitschicken?“
Wulflyn antwortete nicht. Eric
beobachtete sie und hakte nach.
„Was ist den los?“ „Ach nichts. Nur
Erinnerungen. Hör, dein Name ist gerufen worden.“ „Aye. Aber der einzige bin
ich nicht. Du bist auch schon genannt worden. Ganz am Anfang.“ „Wie?“
erstaunt sah sie Eric an. „Ja,“ lachte er „du bist auch dabei. Wir ziehen
zusammen los. Nun, ich werde meine Sachen packen. Wir sehen uns dann zur zweiten
Stunde nach Mittag Wulflyn.“ „Sicher.“ Murmelte sie und überlegte krampfhaft
nach einer Lösung.
Arris! Arris war Hauptmann? Das konnte doch nicht
sein, ihn jetzt schon wieder zusehen. Gedanken schossen ihr durch den Kopf wie
er reagieren würde, und ob er sie auch erkannte? Unsicherheit stieg in ihr auf.
Wulflyn stand auf und ging zu dem Wirtshaus wo sie untergebracht war. Sie hatte
noch nicht mal ausgepackt und musste nun schon wieder woanders hin. Mit
Sehnsucht dachte sie an ihr gemietetes Häuschen in Knarr. Erschöpft setzte sie
sich auf ihr Bett. Solche Neuigkeiten am Morgen waren nicht einfach zu
verdauen.
Im Laufe der nächsten Stunden zog Wulflyn ihre Kettenrüstung
an. Das mächtige 2 Handschwert war hinter ihrem Rücken geschnallt wie das kleine
blaugraue Schild. Ein kurzes Schwert baumelte an ihrer linken Hüfte, schnell
griffbereit falls ein Feind in der Nähe war. Der warme dicke fellbesetzte Umhang
war mit Schnüren an der Rüstung befestigt. Beim Wirt hatte sie in einen
mittelgroßen Ranzen Proviant und Wasserschläuche verstauen lassen. Dort fanden
auch einige ihrer Kräuter und Alchemieutensilien Platz. Nur mit bedauern konnte
sie feststellen das sie an warmer Unterkleidung nur wenig zum wechseln mitnehmen
konnte. Naserümpfend schnallte sie die zwei zusammengerollten Decken an den
Ranzen und hängte sich diesen um. Sie verlies nur ungern das kleine Zimmer. Der
Wirt hatte versprochen gut auf ihre restlichen Sachen acht zugeben bis sie
zurückkehren konnte, selbstverständlich auch nur gegen eine kleine
Goldgebühr.
Ein winziger Sonnenstrahl erhellte den Bereich vor dem
Aegirbogen. Der Gothi stand bereits da und sprach mit Domalde. Viele seiner
Schützlinge die aufgerufen wurden, waren da versammelt. Insgesamt waren zwanzig
junge Streiter ausgewählt worden. Eric und Lars standen in der Nähe des
Stallmeisters und redeten. Baldig war auch zu erkennen. Wulflyn schritt langsam
die Stufen hinab und ging auf die anderen zu. Die Aufregung der anderen sprang
auf sie rüber. Baldig schaute sie aus seinen glänzenden Augen an. Er freute sich
neues zu entdecken, und erzählte fröhlich darauf los. Mit Händen und Füssen half
er seinen Erzählungen nach, mit nicht seltenen ruckartigen Bewegungen der
Nahestehenden, um auszuweichen. Domalde räusperte sich mehrmals laut. Die
Stimmen der Streiter verstummten und horchten zu ihrem Ausbilder.
„Nun
ist es soweit meine jungen Schüler. Dieser Gothi wird euch nach Svasud mit
seinem Zauber bringen.“ der Valkyn, auf den Domalde gedeutet hatte, verbeugte
sich höflich und schaute wieder ernst auf. „Für diejenigen, die das erste mal
auf diese Art reisen, seien beruhigt. Es tut nicht weh und ist auch sehr rasch
vorbei. Lars wird der Sprecher der Gruppe sein. Selbstverständlich unterliegt er
aber den Befehlen des Hauptmannes der euch schon erwartet. Kehrt gut wieder
zurück und wendet das gelernte an. Mut und Ehre für Midgard!“ Domaldes Faust lag
auf der Seite wo sein Herz pochte. Seine jungen Schüler taten es ihm gleich und
antworteten wie im Chor. „Mut und Ehre für Midgard!“
Langsam schritt
der Gothi auf den Haufen zu und gesellte sich in deren Mitte. Mit fester Stimme
bat er sie, sich um ihn aufzustellen und sich möglichst ruhig zu verhalten.
Gespannt wurde er beobachtet und belauscht, vor allem von den Magiern die
darunter waren. Jeder Zauberspruch den sie von ihren Ausbildern nicht lernten
war höchst interessant. Doch zu ihrer Enttäuschung, sprach der Gothi kein Wort,
sondern streckte seine Arme aus. Kleine Lichtkugeln entfachten sich in seinen
Handflächen und schossen von der einen Hand zu der anderen. Der Bogen den sie
bildeten, stieg weiter hinauf und entfaltete sich zu einer leuchtend
rosafarbenen Blase die sich um die Gruppe legte. Ahs und Ohs waren zu hören,
Erstaunen und Faszination in den Gesichtern der Krieger, Heiler und Magier zu
sehen. Nach einigen kurzen Sekunden des Wartens kreuzte der Gothi über seinem
Haupt die Arme und rief den Bestimmungsort in den Himmel. „SVASUD“ Das
angenehme Gefühl von Geborgenheit durchströmte die Körper jedes einzelnen.
Wulflyn erinnerte es stark an das Durchschreiten des Portals von Nalitten nach
Aegir. Lächelnd schloss sie die Augen und lies die Wärme durch sich hindurch
gleiten.
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