DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Damit verlies er das Haus. Wulflyn sah ihm kurz nach, ehe sie sich ihre eiserne Rüstung anzog. In einem Kleid zu reiten war nicht gerade einfach, und es war noch immer kalt. Ihr Zweihandschwert schnallte sie sich auf den Rücken und das Einhandschwert an den Gürtel. Die anderen beiden Waffen die sie beim Erjagen gefunden hatte umwickelte sie mit Leinen und in die Felle um sie auf das Lasttier zu schnallen. Zuletzt griff sie nach den warmen Umhang und warf ihn über. Einiges, wie Kochtöpfe und Geschirr lies sie zurück. Sie würde doch wieder in einem Wirtshaus anmieten, sobald sie in Aegir war, und brauchte selber nicht zu kochen. Lars erschien wieder und nahm ihr das bereits fertig verschnürte ab um es auf das Lastpferd, ein dickes struppiges Tier, zu schnallen. Er murrte vor sich hin und das Frauen eindeutig zuviel sammelten.
Wulflyn lief zum Nebengebäude hinüber. Die Frau die dort lebte, hatte ihr die kleine Hütte vermietet. Sie klopfte an, und als die Tür geöffnet wurde sprach sie kurz mit der Frau. Nach den Abschiedsworten ging Wulflyn zu Lars.
Er saß bereits auf seinem Pferd und hielt ihr Tier am Zügel. Dankend stieg sie auf und nahm die Zügel des Lastpferdes und ihres an sich. Ihr Pferd lies sie hinter dem vom Lars hinterher schreiten, wendete es aber noch einmal, um sich im Stillen von der Stadt zu verabschieden.

Der Ritt nach Aegir ging nur langsam voran. Lars drängte zur Eile, doch die Nordfrau, die nur ungern dem Ruf ihres Ausbilders folgte, schaffte es, immer wieder Gründe für einen kurzen Halt zu finden. Einmal taten ihr die Beine vom langen Ritt weh, einmal lahmte angeblich ein Pferd, dann kam es Müdigkeit und Hunger. Sie sprachen auf dem Ritt nur wenig. Lars versuchte immer wieder ein Gespräch anzufangen, gab aber bald schon auf als immer nur einsilbige nichtssagende Antworten kamen. Er war komplett entnervt. Langsam tat es Wulflyn nach kurzer Zeit leid ihn so kühl zu behandeln und trieb ihr Pferd neben seines. Das dicke Lastpferd schaukelte hinterher. Sie wollte die Reise langsam, aber auch gemütlich zu Ende bringen. Zögernd schob sie die Kapuze ihres Umhanges zurück um besser zu ihm sehen zu können. Der Winde rauschte ihr in den Ohren und zerrte ihr Haar aus dem geflochtenen Zopf. Neugierig stellte sie Fragen.

„Ist in Aegir sehr viel geschehen die letzte Zeit?“
„Nichts besonderes. Die Ausbilder bei Domalde ist recht hart geworden. Aber wir können schon bald zu den Lager- und Übungsstätten der Kampfgründe aufbrechen. Wir freuen uns alle darauf.“
„Wir?“
„Ja.. ähm, ich, dann ist da noch Baldig, ein sehr fähiger Schamane. Den kennst du. Und dann noch Hilde, Gandis, Zwergheilerin und ein kleiner Kobold, Runenmeister, aber sehr geschickt - ich hab selten solch ein Talent gesehen. Eric, ein Krieger auch noch. Ich glaub du kennst sie sogar alle. Jedenfalls wir jagen und begehen Aufträge für Domalde meist gemeinsam. Wir sind auch schon sehr miteinander vertraut, und das ist ja sehr wichtig.“
„Natürlich. Schließlich will man sich auf denjenigen verlassen der einem den Rücken deckt, nicht wahr?“
„Genau. Aber da mache ich mir keine Sorgen. Es läuft immer wunderbar. Wir sind zusammen wirklich gut – einzeln natürlich auch. So gut wie im letzten Monat lief es schon lange nicht mehr, auch wenn Eric schweigsamer geworden ist. Aber in letzter Zeit hatte er es nicht sehr leicht. Armer Kerl.“
„Was war den?“ voller Sorge hackte sie nach. Lars erzählte.
„Eric ist mir ein guter Freund geworden. Er erzählt mir einiges. Vor kurzem erhielt er Nachricht von seiner Mutter in Mularn. Sein Bruder ist schwer erkrankt, aber sie bat ihn nicht zu kommen, und seine Ausbildung abzubrechen. Er ist natürlich voller Sorge. Er trauerte auch lange Zeit um eine Frau. Er erzählte mir von einer jungen Frau die ein Auftrag von Otik erhalten hatte und nach Hugginfell reisen sollte, die aber nicht wieder zurückgekehrt war – vermutlich tot - und Otik sagte dazu auch nichts, und gab vor nichts von einen Auftrag nach Hugginfell zu wissen. Er lies nach ihr einige Wochen suchen – nichts. Alles sehr verworren, und nicht einmal der Leichnam wurde gefunden. Jedenfalls war er viele Tage lang nur in Wirtshaus und betrank sich wegen der Frau, murmelte immer wieder was von einem versprechen aufzupassen und sonstiges. Nun, wäre Lian nicht gewesen, wäre es schlimm ausgegangen um ihn. Sie gab ihm Mut zum weitermachen, und das er sich nicht an diesem Versprechen aufhing. Lian kannte wohl diese Frau, aber ich glaube Eric hatte mit der nichts, da er und Lian schon länger das Lager teilten, wahrscheinlich war es eine Verwandte. Jedenfalls, vor gut einem Monat starb Lian. Sie hat sich so einer Verrückten in Aegir, Catla, angeschlossen die sie nach Iarnvidur schickte um einige Gegenstände zu beschaffen. Sie versprach wohl Lian Reichtum und Macht. Lian ging darauf ein, bestrebt dies zu bekommen, und starb bereits am Waldrand als Schrate über sie herfielen. Sie war noch jung, unerfahren und hatte noch nicht die Kraft solche Wesen zu besiegen. Sehr traurig. Sie lebte noch als man sie nach Aegir brachte, doch die Heiler konnten nichts mehr für sie tun. Es war so ähnlich wie bei dir damals mit den Verletzungen, nur das es für Lian keine Hoffnung mehr gab. Als Eric an ihre Seite eilte und ihre Hand hielt hauchte sie ihr Leben aus. Catla, dieses Luder läuft noch immer frei herum und erhascht sich schwache Leute für ihren miesen Plan die dann umkommen. Doch nachweisen kann man nichts. Jeder ging freiwillig nach Ianvidur. Wirklich sehr traurige Geschichte.“ schloß er seine Erzählung.
„Das ist wahr. Solche Tragödien wünscht man keinem. Ich hoffe euer Freund erholt sich bald von seinen Kummer.“
„Er ist doch auch euer Freund? Soweit ich mich erinnere verbrachte er an eurem Krankenlager Zeit? Oder irre ich mich?“
„Ja, doch, flüchtige Bekanntschaft. Er fühlte sich verantwortlich für den damaligen Unfall und wollte so etwas gutmachen für das er nichts konnte.“ Lenkte Wulflyn ab und ging auf ein anderes Thema zu. Sie wollt nicht mehr über Eric reden, auch wenn die Schicksalsschläge ihn momentan sehr trafen. Die Wahrheit über die Frau die nach Hugginfell ritt, verschwieg sie jedoch Lars, da es sonst nur zu unnötigen Fragen kommen würde.

„Hat Otik nichts weiter gesagt, warum ich kommen soll?“
„Naye, nur das es schnell passieren soll. Lieber heute als morgen.“
„Ich hoffe er hat gute Neuigkeiten.“ Brummte Wulflyn nur.
„Wolltest du so ungern nach Aegir, dieser schönen Stadt?“
„Ja. Knarr gefällt mir. Und ich wäre auch gern woanders hin als nach Aegir. Aber nachdem ich den letzten Aufforderungen nicht von Otik nachkam, war er wohl doch ein wenig entzürnt.“
„Keineswegs, er war bester Laune, sagte nur das ich mich beeilen sollte.“
„Hätte es den kein Bote auch getan?“
„Oh, dazu meinte er schon, das dies unbeantwortet wohl bliebe, und das jemand mit Tatkraft euch holen sollte, notfalls mit Gewalt.“ Lars schmunzelte.
„Wann erreichen wir Aegir?“
„In nicht einmal mehr als einer Stunde.“
„Oh, ähm.... Lars?“
„Ihr wisst meinen Namen?“
„Ich sagte doch ich kenne, euch, selbst wenn nur kurz, und mein Gedächnis ist auch nicht gerade ... schwach, was ich manchmal bedauere.“
„Habt ihr einen Wunsch?“
„Ja. Mein Aufenthalt in Aegir ist geheim. Verratet bitte keinem, das ich hier bin.“
„Aber.. warum?“ Lars war verwundert. Eine seltsame Bitte.
„Tut bitte worum ich euch bitte. Bitte!“ nun sah sie ihn flehentlich an. Lars nickte.
„Nun gut, ich sage es keinem. Auch wenn ihr so oder so Aufsehen erregen werdet.“
„Wie?“
„Zum einen das Lasttier mit dem Gepäck. Sowas sieht man nun mal nicht täglich, und zum anderen, ihr seid sehr schön, falls euch das entgangen ist. Nur einem Blinden kann das entgehen. Das soll nun kein Flirt werden, es entspricht den Tatsachen. Ich hab euch viel unscheinbarer in meiner schwachen Erinnerung. Anscheinend tut die salzige Meerluft in Knarr der Schönheit gut.“
„Oh. Nun, dann kann man sicher nicht viel machen. Ich hoffe das bis dahin der Himmel schwarz ist und es schneit und regnet und Donnergrollen die Menschen in die Häuser treibt.“
„Also, ich hoffe das dieses Wetter so bleibt. Ungern will ich bei Schnee und Regen reiten und nass heimkehren. Aber es dämmert bereits, und wir kommen so kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Aegir an.“
„Wie schade.“ murmelte Wulflyn nur und spielte an den Zügeln.

Den Rest des Weges schwiegen beide. Schon bald tauchten die riesigen Knochenbögen auf, die Aegir von beiden Seiten zierten. Wulflyn zog sich ihre Kapuze wieder über den Kopf. Sie seufzte nur leise und sah hinab auf den Boden wo die Pferdehufe nacheinander auftraten. Das Geklapper wurde gedämpft vom erdigen Grund. Kleine weiße Punkte erschienen oberhalb des breits aufgezogenen samtschwarzen Himmel, wo bereits die Sichel des Mondes hinaufkletterte. Wieder seufzte sie und sah sich vorsichtig um. Aegir sah aus wie am ersten Abend als sie ankam – atemberaubend. Erneut seufzte sie und hielt ihr Pferd. Lars zügelte sein Tier und sah sie an.

„Was ist?“ fragte er, sich nach seinem Bett sehnend.
„Ich will nicht zurück.“
„Ohje, fürchtet ihr euch nu vor etwas?“
„Ich will nicht zurück.“
„Sagtet ihr schon einmal, aber warum nicht?“
„Weil – ich weiß nicht was mich erwartet.“
„Es wird schon nicht schlimmes sein. Otik war gut gelaunt. Nun komm.“
„Nein!“
„Doch, es war mein Auftrag und die erledige ich auch.“ Damit ritt er näher heran und griff nach dem Zügel ihres Pferdes. Protestierend verlangte sie diese wieder zurück, woraufhin er ablehnte.

„Ich bin müde und will in mein Bett. Die ganze Nacht und den ganzen Tag bin ich wegen dir geritten. Meinst du ich lass dich nun weg? Nein genau also komm.“