DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Warmes Feuer prasselte in seiner Hütte und ein riesiger Kessel hing an Ketten darüber. Ein seltsamer Geruch ging aus ihm hervor. Wulflyn schnupperte und verzog etwas angeekelt die Nase. Otik brummte zufrieden und rührte nochmals in den dunklen Kessel. Fragend sah er sie an und seine Stimme hallte durch das sonst sparsam eingerichtete Zimmerchen seiner Hütte.

„Wolln du hab´n auch Luriknzuppe? Zer lecka, kochen zon seit ein Tag und is nun fertg.“

Grinsend hob er eine Kelle des Gebräus. Etwas, was wie ein Zeh aussah, schwamm darin. Otik grinste und fischte die Zehe heraus. Er bot sie der blassgewordenen Nordfrau an und verspeiste es selber als sie heftig den Kopf schüttelte und einen Schritt zurückging.

„Erzäln nu was aufm Herzn Menzklein habn.“
„Ich fühle mich hier in Aegir nach allem was vorgefallen ist nicht so wohl wie gedacht. Ich würde meine Ausbildung zum Alchemisten und zur Skaldin gern woanders fortführen. Ich hörte Knarr oder Hagall eignen sich auch hervorragend?“

Otik winkte ab.
„Fiar Hagall noch nit genuag Erfarung Menzklein habn, und Knarr zu einzam. Aba dort habn gut Ausbilder für Skald, und Erfarung kön gut zammln dort. Monzta nit zu ztark für diar. Alchemist dort au sain. Aba, du müss au ab und an herkomm damit i sekn kann ob du gut magst.“
„Das wäre wunderbar. Ich würde natürlich ab und an vorbeikommen das ihr euch ein Bild von mir immer wieder machen könnt. Ich wäre euch so dankbar Meister Otik. Aber.. ich hätte noch eine Bitte. Ich, müsste mir noch etwas Gold borgen. Selbstverständlich erhaltet ihr alles zurück. Meine Ausbildung zur legendären Alchemistin ist bald beendet. Damit kann ich leicht einiges verdienen und euch zurückgeben. Ich weiss auch, das es nicht gerade fein ist euch erneut zu bitten, doch ich möchte fort von hier.“
„Izt guat Menzklein, ik dir gebn für Reis gold.. Wann du wolln gehn?“
„Morgen, vor Sonnenaufgang.“
„Gut, ik dir schickn heut Abnd Botkind mit Gold. Zons nok habn Wunzs?“ Otik grinste Wulflyn an. Er mochte die junge Frau und spürte das noch eine gute Zukunft vor ihr lag.
„Ja. Bitte sagt niemanden, wirklich niemanden egal ob ich ihn kenne oder nicht, wo ich bin. Ich möchte einiges zurücklassen.“
„Menzklein wizn das Erinnerungn imma einholen werden? Ik nok gebn Zreiben für Auzbildar in Knarr. Nu gehen Menzklein. Botkind kommt Abend.“
„Ich danke euch Meister Otik.“

Lächelnd knickste Wulflyn und verließ das Haus des Trolls. Sie achtete darauf von niemanden gesehen zu werden, und eilte wieder in das Wirtshaus wo sie ein Zimmer gemietet hatte. Von dem Gold was sie besaß bezahlte sie die Zeche, und bat um Proviant für die morgige Reise. Sie antwortete nicht, als der Wirt fragte, wohin den die Reise gehe. Oben packte sie die Satteltaschen. Die Lederkleidung wollte sie auf den Ritt nach Knarr tragen sowie den dicken Umhang den ihr Eric als vorzeitiges Julfestgeschenk gab. Sie hatte einige Farben für seine Rüstung zusammengemischt und wollte sie ihm eigentlich dann schenken. Nachdem sie erneut floh, anders wollte sie es nicht nennen, musste sie es dem Wirt zurücklassen, wo Eric sein Zimmer hatte. Fröstelnd schritt sie ans Fenster und schaute hinaus. Das Wirtshaus hatte einen Blick zum Meer wo die Schiffe nach Atlantis segelten, jene sagenumwobene versunkene Stadt war gefunden worden, und viel Ruhm und Magie sollte es dort geben. Sie schwor sich einst auch dorthin zu segeln. Sie blickte hinab und Baldig, der nette Trollschamane der sich auch um sie gekümmert hatte, winkte ihr von unten zu. Er war mit Lars, Lian, Hilde und, wie sie weiter vorne ausmachte, Eric, wohl gerade zu einem Abenteuer aufgebrochen. Sie winkte dem Troll traurig zu und nahm still Abschied. Den restlichen Nachmittag verbrachte sie damit das albionische Buch zu studieren. Sie hatte das schon sträflich vernachlässigt und ärgerte sich. Der Abend brach herein. Wulflyn aß in der Wirtsstube ihr Mahl als ein Mann, dunkel gekleidet, hineintrat. Nachdem er mit den Wirt gesprochen hatte, und er auf Wulflyn gedeutet hatte, ging er zielstrebig auf sie zu. Sie kaute noch an ihrem Ei, das wollte sie noch einmal schmecken, da sie befürchtete das es in Knarr diese Speise nicht so köstlich gab, und bemerkte ihn erst als er direkt vor ihr stand und etwas auf den Tisch legte. Es war ihr Amulett. Sie verschluckte sich und sah hustend hoch. Graue Augen, fast silbern blickten in ihre blauen. Die Kapuze seines Mantels war tief ins Gesicht gezogen, nur die wettergegerbte braune Haut war zu sehen und das graumenallierte Haar an den Schläfen. Ein Bart verdeckte den Mund, und der schwarzgekleidete paffte an einer Pfeife. Zögernd griff sie nach dem Amulett. Es war tatsächlich ihres, welches dieser Tölpel vom Händler verkauft hatte.

„Wie, kommen sie an dieses Schmuckstück?“ fragte sie mit heiserer Stimme. Ihre Finger fuhren sachte über den Rand des Medallions und den eingravierten Wolfskopf.
„Ich kaufte es einem Händler für 50 Goldstücke ab. Er meinte es war ein Pfand, aber bei der Summe konnte er nicht „Nein“ sagen.“ antwortete der schwarzgekleidete. Seine Stimme klang väterlich, warm und vertrauensvoll – ganz im Gegensatz zu seinem Erscheinungsbild.
„Und.. woher nehmen sie an, das ich damit etwas anfangen kann?“
„Sie haben einen Ring mit derselben Gravur. Seltsam, aber als sie das Medallion verkauften hatten sie den Ring noch nicht Mylady.“
„Sie beobachten mich?“
„Eine Weile schon, ja.“

Wulflyn schauderte. Sie wurde beobachet? Aber von wem? Und weshalb? Fragen warfen sich auf und sie legte unsicher die Gabel weg.

„Was wollen sie?“ fragte sie heraus.
„Ich gebe ihnen das Schmuckstück zurück Mylady. Bedauerlicherweise ging es nicht früher weil mein Lehnsherr mich zurückrief.“
„Ihr Lehnsherr? Sie sprechen meine Sprache und sprechen sie doch nicht. Lehnsherr und Mylady wird nur in den albionischen Ländern verwendet. Also, wer sind sie?“ Misstrauen weckte sich in Wulflyn.
„Vertrauen sie darauf, das sie es irgendwann erfahren werden. Nur noch eins Mylady, bitte, geben sie diese Schmuckstücke nie mehr in fremde Hände. Sie gehören Euch und Eurer Familie. Auch wenn sie noch so weit weg von ihnen zu sein scheint. Lebt wohl Mylady.“
„Familie? Was wissen sie darüber? Halt....“

Wulflyn sprang auf und eilte dem Mann hinterher der bereits zur Tür hinaus war. Es war seltsam – er war fort. Der Bereich vor dem Wirtshaus war gut beleuchtet, und sie war direkt hinter ihm gewesen, und nun war er auf einmal weg. Enttäuscht zog sich Wulflyn zurück. Sie würde zu gerne wissen wer dieser Kerl war. Ihre Hand umschloss ihr Amulett. Es war ihres, und sie hatte es wieder. Vorsichtig öffnete sie die Öse des Kettchens und schloss sie wieder um ihren Hals. Das Amulett lies sie unter ihre Tunika gleiten. Wulflyn entschloss sich nun schlafen zu gehen. Morgen musste sie früh genug aufstehen und eine lange Strecke zurücklegen. Ihr fielen die Farben ein, und so ging sie zur Dunkelheit hinaus, die kleinen Gefäße in einer hölzernen Schachtel. Vom weiten sah sie das dass Zimmer, wo Eric wohnte, beleuchtet war. Schemenhaft waren zwei Gestalten durch die Häute am Fenster zu erkennen. Wie Pfeile bohrte sich dieser Anblick in sie und beinahe hätte sie das Kistchen samt Inhalt zu Boden geschleudert. Sie betrat das Wirtshaus. Lärm und Biergeruch drängte sich ihr entgegen. Sie bat beim Wirt um ein Stück Tinte und Pergament und hinterließ eine kleine Botschaft. Sie wollte ihm die Farben vor die Tür stellen, und dann so schnell es ging alles zurücklassen. Mit zitternder Hand schrieb sie ihm.

Geschätzter Freund Eric,

ich wurde gebeten in Hugginfel einiges zu überbringen. Das dauert gewiss einige Tage bis ich wieder zurückkehre.
Diese Farben sind für dich, ein vorzeitiges Geschenk zum Julfest. Aber ich werde wohl nicht rechtzeitig zurückkehren. Achte bitte gut auf Silber.

Wulflyn

Mehre Male las sie sich die wenigen Zeilen durch. In letzter Zeit hat sie oft lügen müssen. Insgeheim hoffte sie das es ihr die Götter verzeihen würden. Sie pustete, und wartete das die Tinte trocknete ehe sie es faltete und mit Wachs versiegelte. Einer Eingebung folgend drückte sie das Wappen ihres Ringes in das Wachs. Der stolze Wolfskopf war nun zu sehen. Die kurze Nachricht steckte sie zwischen die Fläschchen. So leise es ging, stieg sie die Stufen zu Erics Kämmerchen hinauf. Die Geräusche die sie am Morgen gehört und falsch gedeutet hatte waren wieder gut zu hören. Hastig stellte sie die Kiste ab, nach ihrem Geschmack viel zu laut, und machte kehrt.

Es war schon Mittag als Eric erwachte. Lian und er hatten viel Wein getrunken am letzten Abend. Doch nun war er hungrig. Nur mit der Hose bekleidet öffnete er die Tür und ging hinaus. Aufjaulend sprang er zurück. Er hatte sich den Fuß gegen das Kistchen gestoßen.

„Welcher verfluchte Narr stellt da eine Kiste ab?“
„Hmm, ich weiß nicht, aber du hättest ruhig deine Schuhe anziehen können. Von mir bekommst du kein Mitleid.“ grinste Lian und stand mit dem Fell bedeckt auf um das Kistchen zu holen. Sie sah sich die Stücke an und nickte bewundernswert