Du machst Fortschritte in der Alchemie?“ „Ja, es macht mir auch großes
Vergnügen. Nur manchmal ist es recht anstrengend, vor allem wenn ich immer
wieder falsch zusammenmische. Es ist ja jeder Tropfen entscheidend.“ Dabei
verzog Wulflyn ihr Gesicht zu einer Grimasse. „Zum Glück wird mir für diese
Ausbildung ein Vorschuss gegeben an Gold den ich dann irgendwann an Otik
zurückzahlen kann. Er ist sehr freundlich zu mir gewesen.“ „Nur
er?“ „Nein, auch Baldig und du, natürlich.“ Wulflyn grinste und nahm ihr
Alchemiekästchen auf. Sie strich sich den Rock glatt und wandte sich der
schweren eisernen Tür zu. Eric folgte ihr auf dem Fuß.
„Ich bin schon
fast vollständig genesen und kann bald am richtigen Unterricht von Domalde
wieder teilnehmen.“ Wulflyns Augen strahlten. Sie freute sich ihre Ausbildung
fortsetzen zu können. „Fein. Also Lian und ich, wir schlafen schon seit
einigen Tagen in einem Bett. Sie war eines Tages nackt in meinen Zimmer gelegen
und sah einfach so hin...“ „Oh bitte, erspar mir Einzeheiten.“ Wullyns Augen
weiteten sich. Sie war entsetzt über diese morallose Lian, die sich einfach
nackt in sein Lager legte. Sie versuchte sich auszumalen wie das wohl ausgesehen
haben mochte und der heutige Morgen kam ihr wieder in Erinnerung. Verlegen rang
sie ihre Hände, und Eric setzte trotz der Unterbrechung seinen Satz fort. „..
hinreißend aus. Sie ist wunderschön, und ich einfach nur ein Mann der
....“ „...gewisse Bedürfnisse hat.“ schloß Wulflyn, „Ist es damit
geklärt?“ „Naye. Es stimmt, ich habe Bedürfnisse. Selbstverständlich macht es
auch noch Spaß, und es ist richtig befreiend. Oh verzeih Kleines, das ist nichts
für deine Ohren. Und wie gesagt ich mag sie, sie mich. Es ist nichts
verwerfliches daran. Erzähl es aber trotzdem keinem, ich hasse es Gerüchte zu
hören.“ „Ja, ich sag es keinem.“ Wulflyn sprach nur sehr leise. Es gab ihr zu
denken wie Eric von dieser Sache sprach. Und es gab ihr auch einen Stich ins
Herz als er sie als zu jung abtat. Doch sie wollte sich nicht großartig
ärgern.
„Eric, wenn du heute Abend willst, würdest du mit mir heute Abend
im Wirtshaus essen? Heute soll es Rehragout geben. Ein tolles Gericht.“ „Ja,
ähm, sei bitte nicht böse aber Lian und ich sind heute Abend...“ „Ach, wie
dumm von mir, ich vergaß ja das ich auch keine Zeit habe. Ich hab versprochen
heute Abend ja die schwarze Farbe für den Krieger herzurichten. Sehr
beeindruckend, groß und stark wie der aussah der Krieger - und er braucht sehr
viel Farbe. Das wird sicher etwas dauern. Aber er leistet mir Gesellschaft, es
wird sicher nett. Jedenfalls klang er nett.“ dabei lächelte sie vergnügt, doch
das lächeln erreichte ihre Augen nicht. Sie hatte gelogen. Nicht hatte sie an
diesem Abend vor, außer ein wenig sich mit Eric im Schankraum bei einem guten
Essen zu amüsieren. Eilig versuchte sie ihre Enttäuschung über die Absage zu
überspielen welche trotzdem misslang. Eric fühlte sich mit einem Mal mies.
Verlegen fuhr er sich durch die Haare und versuchte erneut zu
erklären. „Wulflyn, schau, ich hab dir doch versprochen auf dich aufzupassen.
Das halte ich auch. Und ich verbringe sehr gern etwas Zeit mit dir. Du bist auch
sehr nett und weißt viel zu erzählen, aber es kann und wird nie immer meine
ganze Zeit rauben können. Ich habe auch andere Verpflichtungen. Wo du
bettlägerig warst hab ich dich besucht damit du nicht einsam bist, und da war
ich auch nicht durchgehend da, nun geht es dir auch wieder viel besser – und
hier gibt es so viele nette Einwohner....“ „So wie du es sagst – kling es,
als wäre es nur eine Verpflichtung gewesen.“ „Ja ist es auch. Nein.. ach
Unsinn, rede dir nun nicht wieder etwas ein. Ich versuch dir nur zu erklären,
das wir nicht allzu viel Zeit miteinander verbringen können wie früher.
Mittlerweile habe ich andere Aufgaben , Schwerere, wo du auch nicht mitkannst.“
Am liebsten hätte er sich für das gesagte ohrfeigen wollen. Es klang
wirklich so als wäre sie nur eine Last. Er hoffte das es nur in seinen eigenen
Ohren so geklungen hatte. Wulflyn hörte ihm ruhig zu. Sie versank in Gedanken
und fühlte sich zurückgestellt. Egal wie es Eric zu verbessern versuchte. Er gab
ihr das Gefühl nicht mehr dazu zugehören. Die Hoffnung die er ihr immer wieder
gegeben hatte, als er sagte das sie zusammen losziehen würden sobald sie genesen
wäre, waren nur zur Tröstung gewesen, und damit sie nicht aufgab. Ihre Gedanken
kreisten unaufhörlich und trotzdem setzte sie nach außen hin eine heitere Miene
auf. Sie baute innerlich eine Mauer, um sich zu schützen. Erst spät registrierte
sie das Eric sie mehrmals beim Namen rief.
„Wulflyn? Wulfy.. hej,
Wulflyn? Hörst du mir zu?“ Eric hielt sie am Arm. „Wie? Oh ja, mir ist nur
eben etwas eingefallen. Entschuldige bitte. Mir war schon lange klar das es
nicht möglich ist, das ich ab und zu mit euch mitkann. Ihr seid erfahrener im
Kampf. Bestimmt besucht ihr auch bald die Ausbildungsstätten für junge Krieger.
Ich hörte das Albioner, Hiberianer und Midgarder in ein und denselben Gebiet
sind, und man sich auch die ersten Sporen verdienen kann. Wenn ich soweit bin
freue ich mich schon darauf. Ob die Feinde wohl seltsam aussehen? Ach ich werde
es früh genug noch sehen. Der Wirt erzählte mir das die Gothis ein Gespür dafür
haben, wer wie viel Erfahrung hat und nur Gleichgestellte gegeneinander das
kämpfen üben können. Sehr mysteriös, findest du nicht? Woher sie das wohl ahnen?
Es soll 4 oder 5 solcher Ausbildungsstätten geben, wobei jede Steigerung
natürlich schwieriger ist. Dann jeden einzelnen an den richtigen Ort zu bringen,
ich könnte das nie!“
Wulflyn plapperte unaufhörlich und Eric lauschte
ihr. Er wirkte nun erleichtert. Sie nahm es ihm anscheinend nicht übel, was er
ihr gesagt hatte. Er beteiligte sich eifrig bei dem Thema, solang sein Weg noch
der gemeinsame mit ihrem war. Am Haus seines Ausbilders blieb er stehen und
verabschiedete sich ehe er hineinging. Wulflyn sah ihm eine Weile nach ehe sie
in ihr Zimmer ging. Sie fühlte sich seltsamerweise leer und verlassen. In der
Ruhe ihres Zimmers entschloss sie sich zum Fortgehen. Sie wollte bestimmt keinem
eine Last sein, doch noch musste sie mit Otik sprechen. Erneut zog sie sich
ihren warmen Umhang an und ging in die Kälte hinaus. Dem Troll Otik machte die
Kälte kaum etwas aus. Er trug nur einen leichten Umhang und darunter seine
gewohnte abgewetzte Lederrüstung. Winkend begrüßte er seinen Schützling. Wulflyn
zog sich die Kapuze ihres Umhanges tiefer ins Gesicht als der Wind auf einmal
heftiger blies. Sie bat ihren Meister um ein Gespräch und vier Augen. Otik ahnte
das es ernst war und lud sie zu sich in seine Hütte ein.
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