Mit einem feuchten Tuch wusch Eric Wulflyns Gesicht ab. Es war bereits der Abend
angebrochen, und sie war noch immer nicht aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Er
stand auf und streckte sich. Mittags waren sie ja bereits in Aegir wieder
angekommen. Er hat sie in ihr Zimmer ins Wirtshaus getragen, und die Heilerin
kommen lassen. Doch sie hat nur mit dem Kopf geschüttelt um zu verdeutlichen das
der Rest bei den Göttern lag. Erneut ging er an ihr Lager und nahm ihre Hand in
seine. Seine Miene zeigte deutlich das es ihn traurig stimmte was geschehen war.
Frustriert strich er Wulflyn eine Strähne aus der Stirn.
„Wach doch
endlich auf Kleines. Du hast doch noch einiges vor dir, und dieses tonnenschwere
Ungetüm kann dir auch kein Leid mehr zufügen.“ sprach er leise auf sie
ein.
Es klopfte an der Tür. Langsam stand Eric auf und öffnete sie einen
Spalt breit. Durch den Spalt sah er Lian. Sie lächelte ihn an.
„Darf ich
?“ fragte sie und lies ihr Blick in den Raum gleiten.
Eric öffnete die
Tür und lies die Geisterbeschwörerin eintreten. Mit achselzucken schloss sie die
Tür und zog sich einen Stuhl neben das Lager. Sorgfältig sah sie sich in den
Zimmer um verzog bei der spärlichen Einrichtung das Gesicht und begann zu
sprechen.
„Sie .. ist noch immer nicht bei
Bewusstsein?“ „Naye.“ „Aber es geht ihr schon
besser?“ „Naye.“ „Bestimmt schläft sie nur.“ „Naye.“ „Oder
sie....“ „Was willst du Lian? Dich an ihren Unglück sattsehen?“ unterbrach
Eric sie leise. „Natürlich nicht.“ entrüstete sich die Geisterbeschwörerin.
Ihre Röte im Gesicht strafte Lügen. „Was dann?“ „Nur sehen wie es dir
geht. Wir waren bei Domalde und haben mit ihm gesprochen. Du kannst dir denken
wie zornig er war. Er erwartet uns morgen in aller früh damit wir....“ ,dabei
verzog sich ihr Gesicht angeekelt, „ ... ein besonderes Training absolvieren. Er
deutete nicht an was genau, aber er war so wütend das er uns sicher die Ställe
ausmisten lässt oder das wir niedere Dienste verrichten sollen. Das alles haben
wir diesem Trampel zu verdanken.“ „Sie ist kein Trampel!“ Eric fuhr dabei von
seiner Position hoch und funkelte Lian an. „Wulflyn ist einfach noch jung und
nicht erfahren.“ „Und wir müssen das ausbaden. Sie hätte doch was sagen
sollen.“ „Nachdem wir sie halbwegs ignoriert haben? Baldig war doch der
einzige der freundlich zu ihr war.“ „Du hast sie doch selber nicht beachtet,
demnach bist du genauso schuld.“ zischte Lian unfreundlich. „Aye, und ich
schäme mich dafür. Von Vasudheim aus war ich mit ihr gemeinsam auf Reise. Sie
ist manchmal recht schwierig und dickköpfig aber der Unfall, das war nicht ihre
Schuld. Wir hätten sie fragen sollen, und beschützen... und....“ Eric brach ab
und setzte sich wieder auf seinen Platz, nahm Wulflyns Hand und sprach
weiter. „.. und wir hätten sie willkomen heissen sollen. Bestimmt wollte sie
sich nur beweisen und hatte Angst vorm Versagen.“ „Deine Güte in allen Ehren
Eric. Sie ist selbst dafür verantwortlich wenn sie den Mund nicht aufbekommt.
Einfach noch nicht bereit für die schwierige Ausbildung. Am besten Domalde
schickt sie nach Hause. Dort kann sie mit ihren Puppen weiterspielen.“ „Lian,
warum bist du so gehässig?“ müde streichelte er Wulflyns Hand und sah Lian nicht
an. Sie bemerkte jedoch diese Geste und stand auf. Mit zornigen Blick sah sie
auf Wulflyn hinab ehe sie an Eric gewandt weitersprach. Ihre Brust hob und
senkte sich vor Erregung. „Gehässig? Du musst verrückt sein. Aber ich hoffe
das du deine Zeit in Zukunft nicht so häufig mit dem Mädchen verbringen wirst.
Vor allem nicht, wenn du dir deinen Traum erfüllen wirst. Und ich hab auch noch
gewisse... Forderungen.“ Besitzergreifend zog sie seinen Kopf zu sich hinunter
und küsste ihn. Ohne Gruß verliess sie den kleinen Raum.
Eric starrte ihr
hinterher. Es fröstelte ihn etwas nach dieser kurzen Unterredung. Lian war
ehrgeizig, wie er, und auch andere Interessen teilten sie sich, wie ruhmreiche
Streiter für Midgard zu werden. Doch irgendwie hatte er das Gefühl das sie eine
Abneigung gegen Wulflyn hegte. Seufzend befeuchtete er erneut den Lappen und
kühlte damit Wulflyns Stirn. Es war bereits kurz vor Mitternacht. Eric legte
sich, Wulflyn in den Arm nehmend, auf das Bett und fiel in einen unruhigen
Schlaf. Der ganze Vorfall lief immer wieder vor seinem geistigen Auge ab,
manchmal kam es zu keinen Unglück manchmal endete es im Tod mehrerer seiner
Gefährten, manchmal verlief es so wie das bereits erlebte. Endlich ging
wieder die Sonne auf. Blinzelnd erwachte Eric aus seinem schlechten Schlaf. Der
Blick auf Wulflyn bestätigte das es zu keiner Änderung ihres Zustandes kam.
Enttäuscht stand er auf. Domalde erwartete ihn, wie Lian es ihm am vorabend
erzählt hatte. Er beschloss so früh es ging ihn aufzusuchen. Aus der bisherigen
Erfahrung wusste er das Domalde am Steg fischte. Nach einen erneuten Blick auf
Wulflyn verlies er das Zimmer. Der Wirt blickte mit Sorgesfalten zu ihm.
Kopfschüttelnd machte sich Eric daran das Gasthaus zu verlassen, doch der Wirt
hielt ihn auf.
„Verzeiht Herr, aber, da das Mädchen nun doch nicht mehr
ihre Geschichten erzählen kann, da sie bewusstlos ist, wer wird mir den die
Miete zahlen für das Zimmer, und die ganzen anderen Kosten?“ „Ich werde die
Kosten übernehmen. Hab keine Sorge Wort. Seht ab und an ob sie erwacht ist und
bringt ihr dann etwas zu essen, und sorgt dafür das sie liegen bleibt! Wenn
nötig bindet ihr sie fest.“ „Aber.. aber..“ stotterte der Wirt „Ihr werdet
für die Mühe entlohnt. Tut was ich sage.“ damit drückte er dem Wirt ein
Goldstück in die Hand. Eifrig verbeugte sich der Wirt.
Eric entdeckte
Domalde tatsächlich fischend am See. Er setzte sich schweigend zu dem
Zwerg.
„Ist sie aufgewacht?“ „Naye.“ „Hmmm. Eine Schande. So jung,
und schon ist ihr Leben dahin.“ „Nein, sie wird nicht sterben.“ Erwiderte
Eric müde. „Nicht?“ „Nein. Ich spüre es einfach. Nur.. wann sie aufwacht
weiss ich nicht.“ „Ich werde mir überlegen was ich euch für Arbeiten
aufbürge. Das dass einfach so hingenommen wird ist nicht möglich. Du wirst
allerdings deine Arbeit später verrichten. Bis das Mädchen aufwacht bist du für
sie verantwortlich. Zum gemeinsamen Training tauchst du auf, hab ich mich klar
ausgedrückt?“ Domalde sah weiterhin auf das Meer als er sprach. „Aye. Es wird
wohl ein wenig dauern bis sie gesund sein wird.“ „Solange ruht sie sich aus.
Ich hab außerdem noch leichte Arbeiten dann, wie Nähen, Waffen polieren....
„ Eric lachte auf. „Was ist? So lustig ist das nicht.“ „Aye Meister
Domalde, aber das wird ihr nicht gefallen.“ „Dann schicken wir sie eben einen
Beruf ausüben. Hmm Alchemist oder sonstiges. Ein wenig Erfahrung soll sie haben
wie ich mich umgehört hab.“ „Ich glaube ja. Sie erwähnte mal kurz ähnliches.
Sie wird erheblich nachhängen durch dieses... Missgeschick.“ „Natürlich Eric.
Sie wird es schwer haben aufzuholen, aber wenn sie gewillt ist schafft sie es.
Aber nun lass mich hier allein und geh wieder zu ihr. Du verscheuchst mir meine
ganzen Fische. Und ich brauch etwas für heute Abend, damit mein Weib mir nicht
mit den Holzlöffel kommt.“ Grinsend drehte sich nun der Zwerg kurz zu Eric um
und entliess ihn mit einen Kopfnicken. „Bis später dann Meister
Domalde.“
Eric ging nun wieder etwas besser gelaunt zu seinen Wirtshaus
zurück. Er wusch sich und kleidete sich frisch ein. Nach einer stärkenden
Mahlzeit ging er wieder zu Wulflyn. Sonnenstrahlen fluteten nun direkt in das
Zimmer. Anscheinend war die Heilerin nochmals hier gewesen. Ein paar Verbände
waren um Brust und Arm gewickelt worden, und es roch nach einer übelriechenden
Salbe. Ansonsten war noch immer keine Veränderung eingetreten. Auf den
kleinen Tisch entdeckte er Wulflyns Buch über die Albionische Sprache.
Interessiert setzte Eric sich bequem auf ein Stuhl neben den Bett und begann zu
lesen.
Wenige Tage vergingen. Eric ging seinen Training nach und
verbrachte jede freie Minute bei der bettlägerigen Wulflyn. Ab und an quetschte
sich auch Baldig mit in das Zimmer und versuchte nach besten Kräften einige
Wunden zu heilen. Manchmal gelang es ihm auch, doch die schwereren Verletzungen
brauchten Zeit. Mit jeden Tag mehr schwand ein wenig der Hoffnung. Eric betete
zu den Göttern, wissend, das je länger ihr Körper ohne Nahrung war, es viel
länger brauchen würde bis sie gesund werden würde. Ihr ab und an etwas zu
trinken einzuflössen war nicht schwer, doch keiner konnte ihr in diesem Zustand
helfen, Nahrhaftes zu essen. Am vierten Tag nach dem Unglück geschah endlich
etwas |
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