Schweissgebadet erwachte Wulflyn. Ihre Hand glitt zu ihrem Hals. Die Kette war
nicht mehr da. Sie lies die Hand sinken und seufzte auf. Nein, da war das
Medallion nicht mehr. Schlechtes Gewissen machte sich breit. Sie hatte doch die
Kette seit sie ein Baby war, wie konnte sie nur so dumm sein und sie weggegeben
haben? Nur wie sollte sie die Zinsen so schnell auftreiben? Entschlossen starrte
sie aus dem Fenster hinaus. Es gab genug Beute da, die man erjagen und verkaufen
konnte. Sie hatte ein Waffe, und die Erfahrung die sie dabei sammeln könnte
würde ihrer Ausbildung auch sicher nicht schaden. Und sicher gab es hier und da
einige Aufträge. Etwas schwerfällig stand sie auf und zog sich an. Das
umschnallen ihrer Rüstung war nicht so einfach, wie gedacht, und doch zog sie
stolz die letzte Schnalle fest. Der Umhang den ihr Otik damals gab war von einem
prächtigen Blau. Sie band die Bänder fest und nahm ihr Schwert und das kleine
Holzschild. Domalde war sicher schon auf, und wusste was sie tun
konnte.
Etwas ungelenk stieg sie die Treppen hinab und begrüsste den
Wirt. Er winkte sie heran.
„Hier Mädchen!“ Der Wirt drückte ihr einige
Goldmünzen in die Hand. „Wofür?“ „Die Geschichte von gestern. Sie hat
vielen gefallen, und einige wollten euch etwas Gold dafür geben.“ „Wirklich?“
Wulflyn strahlte. Mit Erfolg hat sie nicht gerechnet. „Aye, nun nimm sonst
überlege ich es mir anders.“ „Da...Danke.“ Wulflyn nahm fast alle der Münzen
und versteckte sie in ihren leeren Goldbeutel. Eine Goldmünze gab sie lächelnd
dem Wirt. „Für ihre Mühen.“ Damit verschwand sie schon aus dem Wirtshaus. Der
Wirt sah ihr nur Kopfschüttelnd nach als er die Münze nahm.
Wulflyn sah
zum Himmel auf. Es war noch recht früh. „Ein idealer Tag zum jagen.“ Sprach
sie sich leise zu und schritt guter Hoffnung zu Domalde. Er war natürlich schon
wach und einige seiner Schützlinge standen um ihn. Wulflyn blieb etwas
abseits. Ihr lag nichts daran sich gleich den Grüppchen jagender gieriger junger
Kämpfer anzuschließen, die nichts anderes zu tun hatten als sich gegenseitig
ihre Kraft zu beweisen. So wartete sie und horchte darauf was Domalde
sagte.
„... und Lars als Schilder und Hilde als Heilerin. So.. ihr
werdet langsam vorankommen. Skalden sind momentan keine da. Aber das wird auch
keine Schwierigkeit sein. Meldet euch bei den Wächtern in Dyrfjell. Sie geben
euch einige Aufträge. Morgen erwarte ich euch wieder und dann gibt es ein wenig
Kampftraining.“
Der Kleine Trupp begann sich etwas murrend in Bewegung zu
setzen. Wulflyn sah ihnen nach und blickte zu Domalde der sie ansah. Erschrocken
zuckte sie zusammen als er die junge Truppe
zurückpfiff.
„LARS!“
Schnell wie der Wind stand der junge Kämpfer
bei Domalde, der auf Wulflyn deutete.
„Die da nehmt ihr mit.“ „Kann
sie was?“ „Wird sich zeigen...“ „Aber.. wenn sie noch
unerfahren...“ „Sie ist Skaldin, und wird euch mit ihren Gesang begleiten
Tölpel.“ „Darf ich auch was dazu sagen?“ mischte sich nun Wulflyn ein. Ihr
passte es ganz und gar nicht wie über sie verfügt wurde.
Domaldes kühler
Blick heftete sich auf sie. Sein weisser Bart zitterte. Die Jugend war seiner
Meinung nach viel zu aufmüpfig. Er bellte Wulflyn an.
„NAYE! Scher dich
zu Lars Trupp und macht Eure Aufträge.“
Wulflyn wollte lieber nicht
seinen Zorn schüren und beeilte sich Lars zuzunicken und ihm zu folgen. Lars
ging zur Holzbrücke und überquerte diese. Er sagte nichts, Wulflyn zögerte.
Letzendlich nahm sie sich ein Herz, holte ihn kurz ein und streckte ihm die Hand
entgegen. Der Nordmann sah sie an.
„Wulflyn ....“ begann sie „Grüsse“
unterbrach der Nordmann sie und eilte weiter.
Auf der anderen Seite
waren Mitglieder seiner Gruppe zu sehen. Es war ein gemischter Haufen. Ein
Kobold der unruhig seinen Stab in den Händen hielt, ein großer Troll, vermutlich
der Schamane der Gruppe für die stärkenden Zauber. Die Zwergin war vermutlich
die Heilerin, da sie schon begann einige zu stärken, eine weitere Magierin, groß
gewachsen und mit einer kühlen Ausstrahlung, rief einen Geist hervor und ein
weiterer Nordmann-Krieger, der sich beim näherkommen als Eric entpuppte. Wulflyn
blieb kurz stehen als sie ihn erkannte, ging jedoch zögernd weiter. Sie spürte
die musternden Blicke die dann zu Lars wanderten der nur mit den Schultern
zuckte.
„Was für eine Begrüssung“ dachte sich Wulflyn und setzte zum
Sprechen an. „Ich grüsse Euch....“ begann sie erneut und wurde wieder
unterbrochen. „Wir laufen nach Dyrfjell. Jetzt haben wir ja eine Skaldin.
Eric, du schützt Lian und Hilde. Ich achte dann auf unseren Dicken und Gandis.
Wir sollten uns beeilen, Domalde erhält ja nachher Bericht über unsere Arbeit.
Na los worauf wartest du den?“ zischte er Wulflyn an.
Ohne mit der Wimper
zu zucken summte Wulflyn das Lied der Geschwindigkeit. Otrik hat ihr gestern die
ersten Lieder beigebracht, und sie hat schnell gelernt. Die Gruppe setzte
sich in Bewegung, allen voran Lars, dicht gefolgt von dem Schamanen und des
Koboldes. Die Heilerin trippelte ihnen hinterher und hinter ihr die
Geisterbeschwörerin und Eric. Wulflyn hielt etwas Abstand und folgte dann der
Gruppe im leichten Lauf. Es war etwas ermüdend und ungewohnt so zu laufen, doch
sie wollte Schritt halten. Wulflyn konzentrierte sich auf den Weg,
gelegentlich schnappte sie einige Wortfetzen auf, und wurde hellhörig als ihr
Name fiel. Sie blickte hoch und bemerkte wie sich der Kopf der
Geisterbeschwörerin zu ihr drehte und rasch wieder nach vorne sah.
Glockenhelles Lachen erklang, und Eric lachte auch. Wulflyn senkte den
Blick. Sie wusste nicht was da gesprochen wurde, aber der Blick und das Lachen
verhießen nichts gutes.
„So.. wartet hier, ich hole nur rasch den
Auftrag.“ Sprach Lars zu der Gruppe die daraufhin anhielt.
Die Gruppe
stand auf einen der grünen Hügel, konnte hinabsehen auf das Dörfchen Dyrfjell
wohin Lars zusteuerte. Der Wind strich über die hohen Gräser, lies sie ein Lied
summen. Und die aufgehende Sonne wärmte nur wenig. Es war noch Winter, und
dementsprechend kalt. Die einzelnen Umhänge flatterten im Wind etwas. Etwas
unsicher und abseits der Gruppe sah sich Wulflyn um. Sie entdeckte vereinzelte
Mammuts und Myslinge, und andere kleine umherscheuchende Monster. Was das für
ein Auftrag wohl war? Sie hat nicht gedacht das ihr Domalde einfach so etwas
aufzwingen würde. Sie würde ihn darauf ansprechen und bitten, das sie in Zukunft
alleine jagen gehen konnte. Sie konnte darauf verzichten solche Midgarder zu
begleiten die sie nicht mal zu Wort kommen liesen. Sie war etwas in Gedanken
versunken, als der Wind eine ihrer Haarsträhnen aus den geflochtenen Zopf
zerrte, und erschrak als jemand daran zog. Es war der Troll der die Strähne in
seiner dicken Hand hielt und anstarrte.
„Sein das Gold?“ fragte er mit
seiner tiefen Stimme „Naye, es ist einfach nur dunkles blondes Haar.“
erwiderte Wulflyn lächelnd und zog sie ihm aus der Hand. Sie öffnete das Band
das ihren Zopf hielt und schüttelte es auf, um es erneut, und fester zu
flechten. „Sein schönes Haar und lang.“ Staunte der Schamane ehe er
fortfuhr. „Mir haben nix Haar.“ „Oh.. danke... hmm.. wie heißt du
den?“ „Mir sein Baldig“ sagte der Troll und sein Mund verzog sich zu einen
Lächeln. „Danke Baldig. Aber so toll sind Haare auch nicht. Sie.. können
recht störend sein. Ich.. bin Wulflyn. Es freut mich dich
kennenzulernen.“ „Mir sich freuen tut auch. Ich dir stärken für den Kampf,
sonst dir passieren schnell Wunden.“ „Ich danke dir.“ Wulflyn lächelte
wieder. Endlich eine gute Seele die freundlich war.
Baldig murmelte
einige Sprüche und fuchtelte etwas ungeschickt mit seinen großen Armen vor
Wulflyn um ihr einige stärkende Zauber zu geben. Wäre einmal Wulflyn nicht zur
Seite gewichen hätte er sie mit der Bewegung zu Boden gefegt. Mit hängen
Schultern begann sich der Troll zu entschuldigen.
„Das macht doch nichts,
Baldig. Das kann schon passieren. Mir ist doch nichts geschehen, und ich weiß
das es keine Absicht war.“ Versuchte sie ihn zu beschwichtigen. Der Troll lies
sich gut zureden und grinste nach kurzer Zeit wieder.
Baldig und Wulflyn
unterhielten sich noch etwas, über ihr Zuhause, woher sie kamen, und ihre
Ausbildung die sie anstrebten. Langsam schlossen die zwei
Freundschaft.
Eric unterhielt sich währenddessen mit Lian, jedoch glitt
sein Blick immer wieder zu seiner einstigen Begleiterin, die auf, wie er
bedauerte, viel zu rasche Weise wieder in sein Leben geschlichen kam. Eigentlich
wollte er sich im Verborgenen aufhalten und ihr möglichst aus den Weg gehen,
doch wie er merkte war das wohl kaum machbar, wenn sie auf den gleichen
Ausbildungsstand blieben. Lian bemerkte seine geistige Abwesenheit, und folgte
seinen Blick. Es gefiel ihr nicht, das die neue in der Gruppe Aufmerksamkeit
ihres Objekts auf sich zog. Grimmig presste Lian die Lippen zusammen |
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