DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Spätabends fiel der erschöpften Wulflyn ein, das sie ihre Zeche noch zahlen müsste. Sie besaß ja nicht viel, und so ging sie zu einem Händler. Zögernd griff sie nach ihrem Medalion, einem eingravierten Wolfskopf, den sie seit Geburt hatte. Sie wollte sich nicht davon trennen, aber vielleicht konnte sie es als Pfand verleihen, und irgendwann zurückzahlen. Unsicher fragte sie den einen Händler was er den dafür geben würde. Er betrachtete es prüfend und nannte ihr einen Preis.
„Nur 10 Goldstücke?“ fragte sie erstaunt
„Aye.. das ist nichts wert...“ maulte der Händler und pries weiter seine Waren an.
„Sir.. aber.. 20 Goldstücke wenigstens? Es ist ja nur ein Pfand. Sobald ich eine Arbeit habe will ich es euch zurückzahlen, es ist ein Familienerbstück. Bitte .. Sir!“
„15 Goldstücke und keinen Kupfer mehr, und ich verlange Zins wenn ich mich tatsächlich darauf einlasse.“ Geiferte der Händler erneut. Er fühlte sich belästigt.
„15 Goldstücke und Zins... das.. wird nicht einfach.“ Murmelte sich Wulflyn zu, entschloss sich aber ihr Medalion zu verpfänden. Sie brauchte das Gold.
„Also gut Sir. Aber bitte verkauft es nicht. Ich will euch so schnell wie möglich das Gold zurückgeben.“
„Aye.. schon gut schon gut.... na ja.. würde sich eh nicht verkaufen lassen. Hier.. 15 Goldstücke. Wenn der Vollmond wieder kommt, dann ist die Schuld zu begleichen, ansonsten verkaufe ich das Medalion an den Tag den nächstbesten, verstanden?“
„Aye Sir. Sie werden ihr Gold zurückbekommen. Bewahren sie nur bitte das Medalion.“ Murmelte Wulflyn.

Sie war enttäuscht von der offenen Kaltschnäuzigkeit einiger dieser Einwohner die in Aegir lebten. Anderseits war sie eine Fremde, und das Misstrauen nur allzu sehr verständlich. So trottete sie zu ihrem Ausbilder um die Rüstung und Waffen abzuholen. Sie fühlte sich gerädert zwecks des harten Trainings das ihr Domalde aufgebürgt hatte. Aber nun gab es kein zurück mehr – sie war soweit gekommen, nun wollte sie die beste Skaldin werden die es in ganz Midgard gab!

Aus dem Schatten heraus schritt eine Gestalt. Diese ging zu dem Händler, wo Wulflyn eben ihr Schmuckstück verpfändet hatte. Die Kapuze der Gestalt war tief ins Gesicht gezogen und einfach nicht zu erkennen. Der Händler begaffte ihn mit Neugier und Ehrfurcht zugleich.

„Was darf ich für den Herrn tun?“ säuselte der Händler
„Das Mädchen hat eben euch etwas gegeben. Ich will es haben.“
„Oh, aber das ist nur ein Pfand. Ich versprach es bis zum nächsten Vollmond aufzuheben.“
„20 Goldstücke.“
„Vergebt mein Herr, aber es ist momentan unverkäuflich!“ der Händler leckte sich die Lippen. Er witterte ein lukratives Geschäft und wollte Profit schlagen.
„30 Goldstücke.“ Zischte die Stimme, gedämpft von der schweren Kapuze.
„Naye naye mein Herr, das arme Mädchen... es ist ein Familienerbstück wissen sie....“
„50 Goldstücke oder vergesst es Mann!“
„Hier ist das Medalion was mir das Mädchen gab. Nur ein eingravierter Wolfskopf dessen Auge ein Rubin ist. Bedeutungslos. Aber wenn ihr es so sehr haben wollt. Nehmt nur. Für die Goldstücke ist es wert.“ Der Händler griff nach seinen Bart und streichelte das borstige Haar glatt. Gier glänzte in dessen Augen als die Goldmünzen gezahlt wurden.
Der Fremde ging davon, sein dunkler Umhang seinen Körper bedeckend, während der Händler glücklich seinen Gewinn zählte.

Die Gestalt strich mit den Daumen über den Wolfskopf. Es kam ihm seltsam bekannt vor. So entschloss er sich es eine Weile aufzuheben.


Wulflyn schleppte ihre Ausrüstung ins Zimmer hoch. Dann hüpfte sie die Treppe hinunter um den Wirt die Zeche zu zahlen. Bevor er sich von ihr abwandte hielt sie ihn auf.

„Ach Herr Wirt, wissen sie wo man hier Arbeit findet? Ich kann bei einen Alchemisten anfangen oder im Stall helfen. Ich kann aber auch kochen.. oder Geschichten erzählen die die Gäste unterhalten. Wüsstet ihr eine Stelle wo ich arbeiten könnte?“
„Hmm... nun ich brauche eigentlich keinen ....“
„Wisst ihr wen.. bitte...“ Wulflyn biss sich auf die Lippe und klimperte mit den Augen, in der Hoffnung das es ein wenig hilft den Wirt zu überzeugen.
„Hmm... also.. Geschichten erzählen? Also.. unser alter Geschichtenerzähler war schon paar Tage nicht da. Du kannst heute Abend erzählen. Wenn die Gäste gerne deine Geschichte hören... kannst du hier freie Kost und Unterkunft bekommen, sowie für jeden Abend an dem du erzählst 2 Goldmünzen. Aber nur wenn deine Geschichten wirklich gut sind!“ knurrte der Wirt.
„Aye... ich sag es ehrlich das es mein erstes Mal wäre wo ich erzähle. Ich will mich aber sehr bemühen, ich verspreche es euch. Ich esse nun ein wenig und ruhe aus und komme dann zur Zehnten Stunde runter.“
„Nun gut. Ich geb nicht jedem Gast solch eine Chance!“
„Ich danke euch Herr Wirt.“ hauchte Wulflyn erfreut und eilte die Treppe hoch um sich zu waschen und kurz hinzulegen.

Nervös kämmte sie sich das Haar noch einmal durch. Es fiel ihr in langen Wellen bis zur Taille hinab und umrahmte ihr Gesicht. Sie hatte sich das Kleid angezogen, welches sie mitgenommen hatte bei ihrem Davonlaufen, und strich die Falten glatt. Sie wollte immerhin einen guten Eindruck machen. Sie befeuchtete ihre Lippen und ging entschlossen hinunter. Nebeldunst vom Tabak der Pfeiffen, fahler Biergeruch, Gegröll und Gelächter drangen ihr entgegen. Sie ging entschlossen zum prasselnden Kaminfeuer, und zog sich ein Wolfsfell davor worauf sie sich setzte. Nach und nach verstummten die Gäste des Wirtshauses und gafften sie an, gelegentliches Flüstern erschallte noch im Raum, aber sonst war es weitgehend still. Wulflyn sah sich um und holte tief Luft. Ihre helle Stimme klang fest und sicher als sie zu erzählen begann.