DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Schon seit über einer Stunde wartete Guthilf ungeduldig vor der riesigen Halle. Entnervt knirschte er mit den Zähnen. Bei Sonnenaufgang hat er sich nach Jordheim begeben um seinen Wunsch zu äußern. Der Jarl hatte meistens in der Früh Zeit für seine Bittsteller, und so war es nicht verwunderlich das sich zu der Zeit schon viele vor und in der Halle aufeinander drängten.
Bei einem Zwerg, mit feuerrotem Bart und einen grimmigen Blick, der vor dem Eingang an der Halle an einem Tisch saß, gab er seinen Namen an.

„Name!“ zischte der Zwerg hervor.
„Guthilf Svandrick“
„Häh? Nochmal!“
„Guthilf Svandrick“
„Rutil Dick, soso.. und was ist dein Begehr ?“ brabbelte der Zwerg mit kratziger Stimme.

Guthilf verdrehte die Augen. Jordheim platze aus allen Nähten und nur ein lausiger schwerhöriger Zwerg war ausgewählt worden, um die Bittsteller aufzunehmen. Laut und langsam wiederholte er seinen Namen.

„G U T H I L F S V A N D R I C K”
“Brüll nicht so. Zwerge sind nicht taub! Sie haben ein feineres gehör als jede Schattenklinge oder Jäger! Nun sprich was du willst Rutil Dick.“

Aufstöhnend strich sich Guthilf sein, von grauen Strähnchen durchzogenes, Haar zurück und sprach ruhig weiter.

„Meine Tochter ist verschwunden. Ich möchte den Jarl bitten, mir zwei seiner Wachen zu geben, die helfen, sie zu suchen. Wie es aussieht ist sie verschleppt worden.“
„Pah, ein Weib weniger auf der Welt!“

Der rotbärtige Zwerg machte eine abwertende Handbewegung, kratze aber mit der Feder dann doch einiges auf sein Pergament.

„Der Jarl wird das entscheiden, solange warte bis du aufgerufen wirst. Nun der nächste... los bewegt euch faules Pack. Unser Jarl hat auch nicht ewig Zeit!“

brüllte er dann in die Menge und Bittsteller stürzten nahezu auf ihn ein. Fluchend machte sich der Zwerg an die Arbeit, knurrend, nachfragend, verärgert.

Guthilf lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. Wie lange musste er wohl nun warten, bis er seine Bitte vortragen konnte, falls überhaupt!?
Thoralf sah ihn an, entnervt der Warterei. Langsam glaubte er das er alles falsch gemacht hat, was falsch zu machen war! Nun galt es zu helfen, aber auch nur paar Tage, bald würde er doch losziehen um seine Ausbildung zu beginnen, und die war schließlich wichtiger als ein davongelaufenes Mädchen.

„Falls wir sie lebend finden, wird es eine Weile dauern bis ich zurückkehre. Ich hoffe sie hat sich dann an den Gedanken gewöhnt.“

„Hmm?“

„Nunja.. mich zu heiraten. Gott Lob tu ich sie nicht umsonst suchen. Wulflyn soll mein Weib werden. Und dann lehre ich sie schon Gehorsam.“

„Nun, ich glaube nicht das sie Gehorsam braucht. Es war einfach wohl zuviel Druck auf ihren jungen Schultern. Warten wir ab. Das wichtigste ist, sie wieder lebend bei uns zu haben, bei den Göttern, Helen ist ständig in der Nacht aufgewacht und hat angefangen zu schluchzen. An ihr nagt die Schuld. Und wegen der Heirat wird sie wohl doch noch erst mit dir ein paar Worte reden. Mach es dir nicht zu einfach Junge.“

„Werden wir sehen, naye ?“ Thoralf war nun gar nicht gut gelaunt. Frustriert setzte er sich hin.

Mehrere Stunden vergingen als ein Wachmann, sein Bart war schon grau, nach Guthilf rief:

„Rutil Dick, der Jarl hat nun Zeit für euch.“

Nickend drückte sich Guthilf von der Wand weg und ging zu den Mann. Erfreut stellte er fest, das es ein Freund aus alten Tagen war, und, wie wohl meist in einer großen Stadt, nicht oft gesehen.“

„Heja Hendrik mein Freund. Welch Überraschung dich hier anzutreffen!“
„Oha.. Guthilf.. bist du etwa Rutil Dick?“ dabei starrte er auf das Pergament in seinen Händen,
„Aye, das bin ich. Euer freundlicher Zwerg hat es wohl mit den Ohren. Sag was tust du hier?“
„Nun, ich bin ein Teil der Leibgarde des Jarls, und so etwas wie sein Sekretär.“ Den letzten Abschnitt brummte er nur. Wie Guthilf sich erinnerte zog sein Freund lieber in den Kampf mit seinem Hammer statt rumzusitzen, doch die Ehre den Jarl beschützen zu dürfen wog mehr als die Abenteuerlust. Aufmunternd klopfte Guthilf ihm die Schulter.

„Ich hab in sehr ernstes Anliegen, und hoffe das der Jarl mir helfen kann. Der Bursche hinter mir sollte bitte mitkommen.“
„Nun gut. Komm Guthilf, der Jarl ist allerdings nicht besonders gut gelaunt heute. Nottmorr ist heute gefallen. Die verfluchten Hiberianer mal wieder.“
„Aye, ich verstehe. Vielleicht legst du ein Wort für mich ein wenn du den Vorfall hörst. Mein herz, und das meiner geliebten Helen hängt dran.“

Guthilf erntete einen interessierten Blick gefolgt von Stirnrunzeln, ehe sein Freund fortfuhr.

„Nun sehen wir was sich machen lässt.“

Eine kurze Pause entstand als sie den großen Saal des Königs betraten. Guthilf war wieder beeindruckt von den mächtigen Raum. Er war nur sparsam eingerichtet, doch das was die Wände und Decken schmückte beeindruckte.
Riesige Felle hingen, abwechselnd mit den Flaggen besiegter Feinde, links uns recht. Mehrere große Leuchter hingen von den Decken hinab, die durch Zauberhand beleuchtet waren. Kerzen waren zwar vorhanden, doch wozu gab es mächtige Magier die kleine Flammen schufen und an den wichtigsten Stellen mit Zauber verankerten, ohne zu erlischen oder gar anderes in Flammen zu setzen.
Am Ende des Raumes war ein Podest. Ein schwerer Holztisch aus Eiche stand da, gezeichnet von der Zeit als andere Jarls diesen Raum und das Reich beherrschten, und doch wunderschön anzusehen. Auf ihn lag die Flagge Midgards, das Wappen stolz und leuchtend zeigte sich jedem Besucher der vor ihm stand. Ein hoher Stuhl, ähnlich einem Thron, doch ohne goldene Verzierungen wie es in den anderen Reichen beliebt war, und lediglich nur mit einen weißen Fell überzogen, stand dahinter.
Die Wandseite schmückten Waffen, in der Mitte eine mächtige Axt, mit scharfer Schneide, den Griff mit Juwelen der schillernsten Farben bedeckt. Die Waffe wog so viel das nicht einmal drei Nordmänner sie heben konnten, und doch besagte die Sage, das der erste Jarl Midgards sie im Kampf gegen den Feind geschwungen hatte, und den Sieg davontrug. Seitdem war die Axt an der Wand, nie mehr im Kampf geführt worden, aber die Schneide noch immer scharf um Schädel zu spalten.
Links von der Axt war ein goldfarbenes Schwert, deren Klinge im Kampf vom Feuer umhüllt war und Gegner blenden konnte. Auch ein Erbstück eines damaligen Jarls, und voll von Sagen umhüllt. Rechts hing ein Hammer, Pechschwarz wie die Nacht. Seine Geschichte war noch nicht ganz so alt, und doch schon eine Legende. Blitze konnten mit diesen Hammer heraufbeschworen werden und gegen Feinde gerichtet, egal ob es sich um Albioner, Hibernianer oder gar Monster handelte die das Reich bedrohten. Von diesem jetzigen Jarl der Vater trug diesen Hammer in der Schlacht bei Dun Crauchon und konnte mit dessen Macht, und dem rießigen Heer was hinter ihm stand, die Burg erobern. Mit dieser Schlacht wurde er zum Jarl, und heute, sein Sohn.
Guthilf sah sich die verschiedenen Schilde der einzelnen Gilden an die zusätzlich die Wand schmückten an. Da war das Wappen seiner damaligen Gilde.... lächelnd starrte er das Schild von „Pfeil des Lichts“ an. Wehmütig durchzogen ihn einige Erinnerungen von damals.

Beide waren nun vorm Podest. Guthilf sank auf ein Knie, die rechte Hand zum Herzen zu einer Faust geballt, die andere Hand als Faust den Boden berührend. Geduldig wartete er, den Blick auf den Boden gerichtet.

„Guthilf Svendrick“
„Aye mein Jarl. Ich grüße euch. Mögen die Götter eurer Herrschaft immer gnädig sein.“
„Steht auf Mann.“
„Aye mein Jarl.“

Mühsam stand Guthilf auf. Er sah in die Augen eine Mannes in den mittleren Jahren. Er hat für ihn und mit ihm schon mal gekämpft. Dunklebraune Augen sahen ihn entgegen und um die Mundwinkel spannte sich ein freundliches Lächeln.

„Guthilf Svendrick. Sehr viele Jahre habe ich euch nicht mehr gesehen. Und ja, ich erinnere mich noch an euch. Schließlich habt ihr mir das Leben gerettet als ihr einen Pfeil aufgefangen habt um mich zu retten.“
„Nur die Pflicht eines Mitbürgers und Kriegers mein Jarl.“
„Nun, selbstverständlich ist es nicht. So, sagt euren Wunsch.“