Schon seit über einer Stunde wartete Guthilf ungeduldig vor der riesigen Halle.
Entnervt knirschte er mit den Zähnen. Bei Sonnenaufgang hat er sich nach
Jordheim begeben um seinen Wunsch zu äußern. Der Jarl hatte meistens in der Früh
Zeit für seine Bittsteller, und so war es nicht verwunderlich das sich zu der
Zeit schon viele vor und in der Halle aufeinander drängten. Bei einem Zwerg,
mit feuerrotem Bart und einen grimmigen Blick, der vor dem Eingang an der Halle
an einem Tisch saß, gab er seinen Namen an.
„Name!“ zischte der Zwerg
hervor. „Guthilf Svandrick“ „Häh? Nochmal!“ „Guthilf
Svandrick“ „Rutil Dick, soso.. und was ist dein Begehr ?“ brabbelte der Zwerg
mit kratziger Stimme.
Guthilf verdrehte die Augen. Jordheim platze aus
allen Nähten und nur ein lausiger schwerhöriger Zwerg war ausgewählt worden, um
die Bittsteller aufzunehmen. Laut und langsam wiederholte er seinen
Namen.
„G U T H I L F S V A N D R I C K” “Brüll nicht so. Zwerge sind
nicht taub! Sie haben ein feineres gehör als jede Schattenklinge oder Jäger! Nun
sprich was du willst Rutil Dick.“
Aufstöhnend strich sich Guthilf sein,
von grauen Strähnchen durchzogenes, Haar zurück und sprach ruhig
weiter.
„Meine Tochter ist verschwunden. Ich möchte den Jarl bitten, mir
zwei seiner Wachen zu geben, die helfen, sie zu suchen. Wie es aussieht ist sie
verschleppt worden.“ „Pah, ein Weib weniger auf der Welt!“
Der
rotbärtige Zwerg machte eine abwertende Handbewegung, kratze aber mit der Feder
dann doch einiges auf sein Pergament.
„Der Jarl wird das entscheiden,
solange warte bis du aufgerufen wirst. Nun der nächste... los bewegt euch faules
Pack. Unser Jarl hat auch nicht ewig Zeit!“
brüllte er dann in die Menge
und Bittsteller stürzten nahezu auf ihn ein. Fluchend machte sich der Zwerg an
die Arbeit, knurrend, nachfragend, verärgert.
Guthilf lehnte sich an die
Wand und schloss die Augen. Wie lange musste er wohl nun warten, bis er seine
Bitte vortragen konnte, falls überhaupt!? Thoralf sah ihn an, entnervt der
Warterei. Langsam glaubte er das er alles falsch gemacht hat, was falsch zu
machen war! Nun galt es zu helfen, aber auch nur paar Tage, bald würde er doch
losziehen um seine Ausbildung zu beginnen, und die war schließlich wichtiger als
ein davongelaufenes Mädchen.
„Falls wir sie lebend finden, wird es eine
Weile dauern bis ich zurückkehre. Ich hoffe sie hat sich dann an den Gedanken
gewöhnt.“
„Hmm?“
„Nunja.. mich zu heiraten. Gott Lob tu ich sie
nicht umsonst suchen. Wulflyn soll mein Weib werden. Und dann lehre ich sie
schon Gehorsam.“
„Nun, ich glaube nicht das sie Gehorsam braucht. Es war
einfach wohl zuviel Druck auf ihren jungen Schultern. Warten wir ab. Das
wichtigste ist, sie wieder lebend bei uns zu haben, bei den Göttern, Helen ist
ständig in der Nacht aufgewacht und hat angefangen zu schluchzen. An ihr nagt
die Schuld. Und wegen der Heirat wird sie wohl doch noch erst mit dir ein paar
Worte reden. Mach es dir nicht zu einfach Junge.“
„Werden wir sehen, naye
?“ Thoralf war nun gar nicht gut gelaunt. Frustriert setzte er sich
hin.
Mehrere Stunden vergingen als ein Wachmann, sein Bart war schon
grau, nach Guthilf rief:
„Rutil Dick, der Jarl hat nun Zeit für
euch.“
Nickend drückte sich Guthilf von der Wand weg und ging zu den
Mann. Erfreut stellte er fest, das es ein Freund aus alten Tagen war, und, wie
wohl meist in einer großen Stadt, nicht oft gesehen.“
„Heja Hendrik mein
Freund. Welch Überraschung dich hier anzutreffen!“ „Oha.. Guthilf.. bist du
etwa Rutil Dick?“ dabei starrte er auf das Pergament in seinen Händen, „Aye,
das bin ich. Euer freundlicher Zwerg hat es wohl mit den Ohren. Sag was tust du
hier?“ „Nun, ich bin ein Teil der Leibgarde des Jarls, und so etwas wie sein
Sekretär.“ Den letzten Abschnitt brummte er nur. Wie Guthilf sich erinnerte zog
sein Freund lieber in den Kampf mit seinem Hammer statt rumzusitzen, doch die
Ehre den Jarl beschützen zu dürfen wog mehr als die Abenteuerlust. Aufmunternd
klopfte Guthilf ihm die Schulter.
„Ich hab in sehr ernstes Anliegen, und
hoffe das der Jarl mir helfen kann. Der Bursche hinter mir sollte bitte
mitkommen.“ „Nun gut. Komm Guthilf, der Jarl ist allerdings nicht besonders
gut gelaunt heute. Nottmorr ist heute gefallen. Die verfluchten Hiberianer mal
wieder.“ „Aye, ich verstehe. Vielleicht legst du ein Wort für mich ein wenn
du den Vorfall hörst. Mein herz, und das meiner geliebten Helen hängt
dran.“
Guthilf erntete einen interessierten Blick gefolgt von
Stirnrunzeln, ehe sein Freund fortfuhr.
„Nun sehen wir was sich machen
lässt.“
Eine kurze Pause entstand als sie den großen Saal des Königs
betraten. Guthilf war wieder beeindruckt von den mächtigen Raum. Er war nur
sparsam eingerichtet, doch das was die Wände und Decken schmückte
beeindruckte. Riesige Felle hingen, abwechselnd mit den Flaggen besiegter
Feinde, links uns recht. Mehrere große Leuchter hingen von den Decken hinab, die
durch Zauberhand beleuchtet waren. Kerzen waren zwar vorhanden, doch wozu gab es
mächtige Magier die kleine Flammen schufen und an den wichtigsten Stellen mit
Zauber verankerten, ohne zu erlischen oder gar anderes in Flammen zu setzen.
Am Ende des Raumes war ein Podest. Ein schwerer Holztisch aus Eiche stand
da, gezeichnet von der Zeit als andere Jarls diesen Raum und das Reich
beherrschten, und doch wunderschön anzusehen. Auf ihn lag die Flagge Midgards,
das Wappen stolz und leuchtend zeigte sich jedem Besucher der vor ihm stand. Ein
hoher Stuhl, ähnlich einem Thron, doch ohne goldene Verzierungen wie es in den
anderen Reichen beliebt war, und lediglich nur mit einen weißen Fell überzogen,
stand dahinter. Die Wandseite schmückten Waffen, in der Mitte eine mächtige
Axt, mit scharfer Schneide, den Griff mit Juwelen der schillernsten Farben
bedeckt. Die Waffe wog so viel das nicht einmal drei Nordmänner sie heben
konnten, und doch besagte die Sage, das der erste Jarl Midgards sie im Kampf
gegen den Feind geschwungen hatte, und den Sieg davontrug. Seitdem war die Axt
an der Wand, nie mehr im Kampf geführt worden, aber die Schneide noch immer
scharf um Schädel zu spalten. Links von der Axt war ein goldfarbenes Schwert,
deren Klinge im Kampf vom Feuer umhüllt war und Gegner blenden konnte. Auch ein
Erbstück eines damaligen Jarls, und voll von Sagen umhüllt. Rechts hing ein
Hammer, Pechschwarz wie die Nacht. Seine Geschichte war noch nicht ganz so alt,
und doch schon eine Legende. Blitze konnten mit diesen Hammer heraufbeschworen
werden und gegen Feinde gerichtet, egal ob es sich um Albioner, Hibernianer oder
gar Monster handelte die das Reich bedrohten. Von diesem jetzigen Jarl der Vater
trug diesen Hammer in der Schlacht bei Dun Crauchon und konnte mit dessen Macht,
und dem rießigen Heer was hinter ihm stand, die Burg erobern. Mit dieser
Schlacht wurde er zum Jarl, und heute, sein Sohn. Guthilf sah sich die
verschiedenen Schilde der einzelnen Gilden an die zusätzlich die Wand schmückten
an. Da war das Wappen seiner damaligen Gilde.... lächelnd starrte er das Schild
von „Pfeil des Lichts“ an. Wehmütig durchzogen ihn einige Erinnerungen von
damals.
Beide waren nun vorm Podest. Guthilf sank auf ein Knie, die
rechte Hand zum Herzen zu einer Faust geballt, die andere Hand als Faust den
Boden berührend. Geduldig wartete er, den Blick auf den Boden
gerichtet.
„Guthilf Svendrick“ „Aye mein Jarl. Ich grüße euch. Mögen
die Götter eurer Herrschaft immer gnädig sein.“ „Steht auf Mann.“ „Aye
mein Jarl.“
Mühsam stand Guthilf auf. Er sah in die Augen eine Mannes in
den mittleren Jahren. Er hat für ihn und mit ihm schon mal gekämpft.
Dunklebraune Augen sahen ihn entgegen und um die Mundwinkel spannte sich ein
freundliches Lächeln.
„Guthilf Svendrick. Sehr viele Jahre habe ich euch
nicht mehr gesehen. Und ja, ich erinnere mich noch an euch. Schließlich habt ihr
mir das Leben gerettet als ihr einen Pfeil aufgefangen habt um mich zu
retten.“ „Nur die Pflicht eines Mitbürgers und Kriegers mein Jarl.“ „Nun,
selbstverständlich ist es nicht. So, sagt euren Wunsch.“ |
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