Die Stunden gingen in den Tag hinein. Doch Eric gönnte sich keine Pause. Er
wollte schnellstmöglich in Huginfell ankommen. Er hatte das nun endgültig satt.
Sobald sie dort ankommen würden, war sie auf sich alleine gestellt, er würde sie
alleine reisen lassen, ohne ihn. Wieder trieb er sein Pferd zu einen scharfen
Galopp an. Ihm war es egal wenn sie nicht mitkam. Doch bei den Tempo war eine
Pause für die Pferde notwendig. Nach gut drei Meilen hielt er seinen Hengst
und lies ihn grasen. Er selber setzte sich ins Gras und nahm etwas von seinen
Proviant zu sich. Aus den Augenwinkeln sah er Wulflyns weiße Stute
vorbeischreiten. Wulflyn selber sah sich vorsichtig um. Als sich ihre Blicke
trafen, verdunkelte sich ihr Blick. Sie stieg ab und führte das Pferd auf die
andere Seite des Weges. Wieder verfluchte er die Sturheit dieses Weibes.
Zähneknirschend nahm er seinen Dolch aus der Scheide und einen Ast und schnitze
erbost Runen hinein.
Wulflyn war hungrig, und musste entsetzt feststellen
das sie kein Proviant mehr hatte. Siedend fiel ihr ein, das Eric ihre Reste
eingepackt haben musste, nachdem sie so eilig losgeritten war. Verärgert über
ihre eigene Dummheit sah sie sich um. Irgendwo war doch gewiss was essbares.
Beeren oder Kräuter. Seufzend machte sie sich auf die Suche. Doch sie fand
nichts. In ihrem Hunger wollte sie schon zu Eric gehen, doch ihr verletzter
Stolz hinderte sie daran. Als sie zu ihrem Pferd zurückkehrte und auf die
andere Seite des Weges sah, war Coldaro, der schwarze Hengst von Eric, und er
selber nicht mehr da. Zu ihrer Überraschung war auf den Sattel ein kleiner
Beutel gehangen worden. Neugierig öffnete sie ihn und entnahm den Inhalt. Eric
hatte ihr tatsächlich Proviant dagelassen. Das musste gleichzeitig bedeuten, das
er auf den weiteren Weg mit ihr verzichtete. Im Stillen verfluchte sie ihn,
und stieg auf. Den gewundenen Weg lies sie Silber im Schritt gehen. Sie
hoffte, das es sonst keine Abzweigungen gab, da sie sich hier absolut nicht
auskannte, und auch auf keinen Fall verirren wollte. Missmutig ritt sie an der
Landschaft vorbei ohne ihre Schönheit wahrzunehmen. Am Nachmittag kam ein
starker Wind auf. Fröstelnd zog Wulflyn ihren Umhang fester. Sie hoffte das
nicht jetzt auch ein Sturm aufkommen würde. Sie trieb ihr Pferd zu einen Trab
an. So würde sie wohl ein wenig früher Huginfell erreichen.
Eric hatte
sich entschieden vorauszureiten. Die Wut die schon seit den Morgen anhielt
wollte einfach nicht vergehen. So hatte er einen Teil seines Proviants Wulflyns
Stute aufgeschnallt und ist losgeritten. Nachdem er eine geraume Zeit geritten
war, plagte ihn das schlechte gewissen. Er hatte sich nie erkundigt ob sie sich
hier überhaupt auskannte. Was wäre wenn sie sich verirren würde? Anderseits gab
es nur eine Strasse nach Huginfell, so dumm konnte sogar nicht sie sein. Doch
Zweifel blieben, nur hielt er nicht an.
Irgendwann kam Wulflyn an einen
Wachturm voran. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Erleichtert stieg sie ab
und klopfte gegen die dicken Tore. Wächter starrten sie an. Als sie ihr Pferd
mit hineinführte. Ein Wachmann namens Val schaute von seinen Schriftwollen hoch
und lächelte sie an.
„Aye?“ „Verzeiht.. wie.. wohin geht es nach
Huginfell? Ich kenn mich hier leider nicht sehr gut aus.“ „Oh das ist
einfach. Du reitest einfach die Strasse weiter. Sobald du die Zeltstätten
erreichst, reite nach Rechts. Du siehst von dort aus schon Huginfell.“ „Habt
dank.“ „Was will so ein junges Ding dort alleine?“ „Wie? Oh.. ich.. ich
reise zu meiner Tante, und dort soll ich übernachten.“ „Dann gute
Reise!“ „Danke Euch.“
Vorsichtig zog sie wieder ihr Pferd hinter sich
zum Ausgang. Val´s Blicke folgten ihr, und er rieb sich nachdenklich seinen
Bart. Solch ein Besuch in seinen Wachturm war wirklich sehr selten. Draußen
saß Wulflyn auf. Die Abenddämmerung schlug schon herein. Nun sollte sie sich
wirklich beeilen. Ihre kleine Stute schoß davon. Nach einer Abbiegung kamen
die Zelte Dvalins in Sicht. Erleichtert zügelte sie beim Erreichen wieder Silber
und bog nach rechts ab. Tatsächlich waren da die Umrisse Huginfells zu sehen.
Staunend bemerkte sie wie groß dieses Dorf beim näherkommen
wurde.
Grüßend ritt sie zur Wächterin Sugnhild. Diese sah sie aus großen
Augen traurig an, ein lächeln ihre Lippen umspielend.
„Verzeiht. Wo kann
ich mich nach einer Unterkunft für mich und mein Pferd erkundigen?“ „Versucht
es dort im Wirtshaus.“ „Aye, danke euch.“
Wulflyn stieg ab und führte
ihr Tier auf den Dorfplatz zum Wirtshaus. Dieses war doppelt so groß wie das
ihrer Eltern, wie sie mit offenen mund feststellte. Lautes Gelächter und
Gesang drang heraus. Zögernd band sie ihre Stute an einen Ring der in der Mauer
eingelassen war und betrat den Raum. Stickige Luft drang in ihre Nase und
lies sie husten. Viele Augenpaare gafften sie an, teils belustigt und amüsiert,
teils verärgert. Hastig sah sie sich um und ging zur Theke. Dort stand eine
riesige Trollfrau und sah sie aus ihren dunklen Knopfaugen an. Die Bardame Alaka
schien schlechte Laune zu haben. Ihre dröhnende Stimme erklang.
„Was
brauchen Nordweib?“ „Ich.. ein Zimmer und ein Stall für mein
Pferd.“ „Letztes Zimmer belegt. Junger Mann kommen und bezahlen. Suchen
woanders.“ „Aber.. wo kann man hier noch mieten?“ „Stören nur, raus hier.
Junge Nordweib machen nur Ärger in Taverne. Hier viele betrunken. Nun gehen,
sprechen mit Prulgar, Pferdeverleiher ist hier in Huginfell. Verschwinden
nun!“
Enttäuscht verlies Wulflyn das Wirtshaus und band ihr Pferd los.
Sie machte sich auf die Suche nach Prulgar. Dieser war schnell gefunden.
Anerkennend pfiff er durch die Zähne als er Wulflyns Stute entdeckte.
„Feines Tier!“ „Aye. Sagt doch Meister Prulgar, habt ihr vielleicht
ein Platz für mein Pferd, und.. für mich zum schlafen?“ „Für das Pferd, aye.
Nur fünfzehn Silber, bekommt aber auch dann Futter in der Früh und frisches
Wasser. Aber für dich, naye. Beim besten willen nicht.“ „Und.. und wenn ich
bei meinen Pferd schlafe?“ „Das er dich dann in der Nacht zertritt? Auf
keinen Fall.“ „Nun, ich hab leider auch keine fünfzehn Silber. Ich danke euch
trotzdem. Auf bald.“ „Auf bald!“
Wieder mit einer weiteren
Enttäuschung zog sie ihr Pferd von Langhaus zu Langhaus und fragte nach einen
Schlafplatz. Doch nur Absagen und Kopfschütteln bekam sie zu
ernten. Frustriert ging sie zum Dorfstein und lehnte sich an ihn. Sie war
müde und wollte nur noch schlafen. Der Mond war schon hochgeklettert und setzte
den Platz in ein fahles Licht.
„Sieht so aus, als ob wir draußen Lagern
müssten meine Kleine. Ich verspreche dir, du wirst es besser haben. Sobald wir
in Aegir sind suche ich mir eine Arbeit.“
Traurig streichelte sie die
weichen Nüstern ihres Tieres als sie das sagte. Der Tag war ein einziger
Reinfall. Müde von den Strapazen schlief sie dann, an den Dorfstein gelehnt,
ein.
Eric zog das etwas dralle Nordfrauenmädchen hinter sich her aus
den Wirtshaus. Er hatte schon einige Hörner Met zuviel getrunken, und ihm war
nun nach einen heftigen Flirt. Die Brünette Madlene war genau sein Fall, bis auf
das sie zuviel kicherte. Als er sie gegen die Hausmauer des Wirtshaus drückte
quiekte sie lachend auf. Etwas entnervt verschloss er ihre Lippen mit einen
langen Kuss. Sie schmeckte ebenfalls nach Met, doch als sie anfing sich
begierlich gegen ihn zu drücken, konnte er sich ein grinsen kaum verkneifen. Er
wusste wie gut er auf Frauen wirkte, und meist reichte nur das küssen aus um sie
„gefügig“ zu machen. Nach einer kurzen Pause kicherte das Mädchen erneut. Doch
bevor Eric ihr die Lippen verschließen konnte, deutete sie auf den
Dorfstein.
„Da isch ja dasch Mädschen von vorschin. Hat wohl kein Zimmer
bekommen. Schelber Schuld schag isch da nur. Wasch reitet schie auch scho spät
umher.“ „Hmm Mädchen? Ich hab keines gesehen, aber ich sehe deine
Lippen.“
Wieder kam ein glucksiges Kichern. Eric überlegte ob er sie über
die Schulter werfen sollte, aber das würde wohl einen Lachanfall
bedeuten.
„Naye, naye. Die war schon bei Alaka. Wollte wasch für ihren
Gaul und schich haben. Aber du hascht ja dasch letze Zimmer bekommen. Alscho.
Wasch machen wir nun?“
Empört schnappte die Brünette nach Luft als Eric
sich fluchend zum Bindestein abwandte. Er beachtete ihre Rufe nicht, sondern
ging zielstrebig hin. Der Anblick der sich ihm bot, rührte doch irgendwie an
seinen Herzen. Da lag seine zurückgelassene Begleiterin seelenruhig und schlief.
Verantwortung drückte sich wieder in seinen Verstand. Seufzend entwand er die
Zügel ihrer Stute und brachte sie zu Prulgar, mit der bitte die Habe in seine
Kammer bringen zu lassen. Als er zurückkehrte lag sie noch immer so da, als wäre
nie etwas geschehen. Mit ächzen nahm er sie auf den Arm und trug sie ins
Wirtshaus. Wie es schien konnte sie eben nichts aufwecken. Nickend ging er an
der Bardame in seine Kammer vorbei. Das würde eine saftige Zusatzgebühr kosten,
doch das war es ihm wert. Die Treppenstufen knarrten als er mit den doppelten
gewicht auftrat. Sein Kammerlein war das hinterste links. Mit der Schulter
stemmte er die Tür auf und ging auf sein Lager zu. Vorsichtig legte er seine
Last ab und betrachtete sie. Anscheinend mussten sie ihre Wege gemeinsam
weiterführen.
Langsam entkleidete er sie bis auf ihre Unterkleidung und
zog ihr die Decke bis zum Hals. Er selber holte noch ihre Satteltaschen bevor er
sich auszog und sich neben sie legte, diesmal sorgsam drauf bedacht, das sie
sich nicht an ihn schmiegen konnte. Die brünette war schnell vergessen und
Schlaf überkam ihn binnen Sekunden
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