DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Eric war noch nicht zurückgekehrt, und das Feuer hatte bereits eine verdächtige Tiefe erreicht.
Seufzend schürte sie es und lies ein wenig Reisig hineinfallen, damit es schnell wieder aufflammte. Die Krabbe hatte sie vom Ast losgemacht. Sie machte sich nun daran den Ast mit ihren Dolch zu bearbeiten. Es erforderte einiges an Kraft die dicke Rinde abzuschälen, doch endlich war es geschafft. Den Anfang des Astes schnitzte sie zu einer Spitze und spießte so das Krabbenvieh auf. Endlich konnte sie das gemeinsame Abendessen über den Feuer braten. Mit Steinen befestigte sie den Ast und machte sich daran ihre feuchte Kleidung neben den Feuer zum trocknen auszubreiten.
Gelegentlich sah sie Richtung Wald und fragte sich, wann Eric endlich zurückkehren würde. Um sich die Zeit zu vertreiben sattelte sie beide Tiere ab und machte für beide eine Lagerstätte zum schlafen, nah genug am Feuer um sich daran zu wärmen. Nachdem sie ihre Einwilligung gegeben hatte, wagte sie es nicht, ihren Sattel weiter fort zu legen als wie abgesprochen.
Ein Knacken von Holz lies sie aufhorchen. Eric erschien auf der Lichtung, ohne Hasen. Grinsend stellte sich Wulflyn vor ihren Fang.

„Wo ist das Kaninchen?“
„Es gibt keines.“
„Aber .. warum? Warst du zu laut?“
„Naye, es kam einfach keines!“
„Dann warst du doch zu laut. Was essen wir jetzt?“
„Brot und Käse wieder!“
„Hast du schlechte Laune ?“
„Naye, nun sei still und mach Platz. Ich will mich am Feuer wärmen.“ maulte Eric Wulflyn an. Grinsend machte sie ihm den Weg frei und lies ihn ein Blick auf die gebratene Krabbe werfen. Verlockender Essensduft stieg ihm in die Nase. Staunend und hocherfreut etwas warmes essen zu können, lobte er seine Reisegefährtin.

„Hast du diese Krabbe gefangen? Wahnsinn, endlich was warmes und frisches. Einfach klasse Wulflyn. Und wie gut das riecht.“
“Ist gleich fertig, ich habe auch schon einen Bärenhunger.“
„Oh ja, das glaub ich.“

Eric strahlte Wulflyn an. Sie musste über seinen erfreuten Gesichtausdruck erneut grinsen. Solch eine Kleinigkeit schien ihm eine wahnsinnige Freude zu sein. Aufmunternd klopfte sie auf den Platz neben sich.

„Hier ist es recht warm zum sitzen. Mir scheint, als ob sich das Wetter schneller wie sonst üblich verschlechtert.“
„Aye, das ist wahr.“

Eric starrte hungrig auf die Krabbe. Er wünschte sich endlich hineinbeißen zu können und seinen Hunger zu stillen. Doch noch musste er warten, und dann diesen lästigen Panzer entledigen. Dumpfes Magenknurren vermischte sich mit den Feuerprasseln in der Stille, wo sonst nur ein Kauz oder Sveawolf heulte.

Endlich war das kleine Tierchen fertig. Mit gierigen Fingern nahm Eric sein Messer und spaltete den Panzer. Wieder stieg ihm der bekömmliche Duft in die Nase. Vorsichtig schnitt er ein großes Stück heraus und reichte es Wulflyn, die es dankend entgegennahm. Er selber nahm sich ein ebenso großes Stück und biss ein Teil ab. Zufrieden kaute er daran herum und lobte zwischendurch Wulflyns Kochkunst.
Nach Verzehr der Krabbe, es bleiben Scheren, Beine, Panzer und Kopf übrig, wurde noch einmal das Feuer geschürt. Eric lag schon auf seinen spärlichen Lager und zog sich seinen Umhang über den Körper. Sein Kopf ruhte auf den Sattel, die Augen auf Wulflyn gerichtet.
Zögernd ging sie näher.

„Willst du ewig das Feuer schüren?“
„Wie? Naye.. ich komme schon. Ich halte mein Wort.“
„Gut. Wenn wir nah beieinander liegen ist es auch viel wärmer, also eigentlich nur Mittel zum Zweck um sich zu wärmen.“
„Sicher.“
Langsam schlich sich Wulflyn zu Eric, ihren eigenen zerschlissenen Umhang in der Hand haltend, und sah ihn von oben herab an. So daliegend sah er so sanft und freundlich aus, und doch konnte er auch richtig fies werden.
Eric rückte ein wenig zur Seite und hob seinen Umhang an. Nur zögernd lies sich Wulflyn neben ihn nieder und schlang sich ihren dürftigen Umhang um sich.
Brummelnd umschlang er sie mit einen Arm und zog sie näher zu sich, und bemerkte das Versteifen ihrer Glieder.

„Ich tu dir wirklich nichts. Entspann dich und ruh dich aus. Morgen ist noch ein langer Weg. Aber so haben wir beide noch die gegenseitige Körperwärme.“
„Hmmmm.“

Aufseufzend drückte sich Wulflyn nun gegen ihn und lies seinen Arm um ihren Bauch liegen. Es war doch nur einfach so ungewohnt schoss es ihr durch den Kopf, bevor die Macht der Müdigkeit sich um sie legte und sie zum einschlafen brachte.
Eric fand allerdings nicht so leicht den Schlaf. Das Geschöpf an seiner Seite, was sich nun an ihn drückte, wie er es ja gewollt hatte, war eindeutig viel zu weich und gut riechend! Verärgert über seinen eigenen dummen Vorschlag dachte er über seine zukünftige Kriegerausbildung nach. Endlich schlief auch er ein, von süßen Träumen verfolgt.


Am Morgen weckten lauwarme Sonnenstrahlen die beiden. Gähnend setzte sich Wulflyn auf und streckte sich. Sie hatte außerordentlich gut geschlafen. Es war warm gewesen, und ein so sicheres Gefühl. Lächelnd sah sie zu Eric der ziemlich im Schlaf grinste. Sie zupfte ein längeres Grashalm und kitzelte ihn damit an der Nase. Niesend erwachte er und schaute sich um, enttäuscht nicht in seiner Traumwelt aufgewacht zu sein. Nach einen Blick zu Wulflyn kam jedoch sein Lächeln wieder. Schelmisch sah er ihr in die Augen.

„Du bist ganz schön schmusend in der Nacht liebste Freundin.“
„Aber auch nur weil du mich so festgehalten hast.“
„Und auch nur weil du dich so gegen mich gedrückt hast.“
„Musst du zu allem widersprechen?“
„Das könnte ich dich doch auch fragen.“
„Einfach unmöglich!“
„Aber es war eine gute Nacht, ich bin viel erholter, und auch keine Banditen hier, die uns ausrauben wollten.“

Erneut streckte sie sich gähnend, bevor sie aufstand und sich einigen Schmutz von der Kleidung klopfte.
Nach prüfenden Tasten stellte sie fest das ihre Kleidung trocken war. Sie entschloss sich, diese diesmal hinter den Sattel zu befestigen, und weiterhin Erics Kleidung zu tragen. Durch überlegen kam ihr, das er seine eigene Kleidung nicht nass machen würde, wenn sie diese an ihren Leib trug.
Mit sicheren Griffen sattelte sie ihre Stute, die ihr freudig die samtweichen Nüstern entgegenstreckte. Die beiden haben sich in der kurzen Zeit schon ein wenig angefreundet und es gab Wulflyn einen dumpfen Stich ins Herz bei den Gedanken, sie wieder abgeben zu müssen.

„Eric? Sag, wie viel habt ihr damals für Silber gezahlt.“
„Hmm? Wer?“
„Silber, die Stute die ich von deinen Onkel geliehen habe.“
„Sie wurde als Fohlen für Einhundert Goldstücke gekauft.“
„Bei allen Göttern, soviel?“
„Aye, sie soll was von Rassetieren aus Albion haben. Bei einigen der Ausflüge haben unsere Krieger sie als Jagdbeute mitgenommen. Die Albioner geben nicht besonders gut acht auf ihre Tiere, aber züchten können sie diese.“
„Schade. Ich habe gehofft sie deinem Onkel abnehmen zu können. Jetzt ist sie bestimmt mehr wert.“
„Das stimmt. Ich würde ihren heutigen Wert auf fünfhundert Goldstücke schätzen.“
„Oh.“

Eric hörte die Enttäuschung heraus. Er wollte ihr besser nicht verraten, das die kleine Stute die sie ritt, eigentlich ihm gehörte.

„Du findest bestimmt irgendwann ein anderes Pferd.“
„Sicher.“
„So einsilbig?“
„Aye.“
„Ich fürchte, sie ist wirklich nicht zu verkaufen.“
„Das glaube ich.“
„Dann lach doch wieder, heute morgen hast du doch auch gestrahlt.“
„Da dachte ich nicht dran, das sie ja wieder zurückmuss.“
„Ist doch nur ein Pferd.“
„Aye, du magst recht haben.“

Nachdem sie ihr Tier gesattelt hatte und ihre Habe angegurtet blickte sie zu dem noch sitzenden Eric.

„Willst du nicht endlich aufstehen?“
„Äh ja.. gleich. Ich muss.. mich noch ein wenig von der Nacht erholen.“

Verständnislos sah sie ihn an. Nach solch einer langen Nacht musste er sich erholen.

„Ach Unsinn. Komm steh auf und sattel deinen Hengst.“
„Aye, gleich.“
„Naye, jetzt. Wir wollen so schnell wie möglich weiter, das hast du doch selber gesagt!“
„Ich weiss, aber ....“
„Kein aber !“

Wulflyn ging zu ihm und zog an seinem Umhang. Erschrocken wich sie zurück als Eric sie anfauchte.

„Ich sagte gleich!“
„Und ich sagte jetzt“

Erneut schnappte sie an seinen Umhang und zog daran. Eric zog ebenfalls damit sein Umhang da blieb. So ging es eine Weile hin und her, und dann hatte Wulflyn endlich den Umhang in der Hand. Triumphierend hob sie ihn in die Höhe und sah auf Eric hinab der sich seltsam verkrümmte. Kopfschüttelnd runzelte sie die Stirn.

„Geht es dir nicht gut? Magenprobleme?“
„Naye, nun geh wieder zu deinen Pferd.“
„Aber, wenn es dir nicht gut geht..... warte...“

Anmutig kniete sie sich zu ihm und befühlte seine Stirn. Sie war nicht im mindesten heiß. Auch seine Wangen fühlten sich normal an und waren nicht geschwollen. Eric stöhnte leich gequält und seine Wangen röteten sich ein wenig. Wollte die Frau nicht verstehen?

„Lass mich mal deinen Bauch abtasten ob der verhärtet ist!“
„NAYE!“
„Du brauchst mich nicht so anzuschreien. Ich will dir doch nur helfen Eric.“
„Da kannst du mir nicht helfen.“
„Aber.. ich verstehe nicht....“
„Wie solltest du.. du bist noch ein Kind.“
„Pah.. du führst dich doch auf wie ein Kind. Lass mich deinen Bauch befühlen.“

Wulflyn lies ihre Hand in Richtung seines Bauches gleiten, wurde aber mit Gewalt von Eric´s Hand fortgeschlagen. Aufstöhnend sie sich ihre Hand. Tränen schossen ihr in die Augen, und sie sah ihn anklagend an.

„Ich will dir doch nur helfen. Warum tust du mir dann weh?“
„Bist du so dämlich?“ fauchte Eric.
„Du kannst mir hierbei nicht helfen. Nun steig auf deinen Gaul und reite ein Stück vor. Ich komme gleich nach.“

Zutiefst beleidigt stand sie auf und lief zu ihrer Stute. Mit tränenumflorten Augen hangelte sie sich in den Sattel und gab den Tier die Fersen zu spüren. Aufwiehernd bäumte sich das Tier auf und galoppierte los.
Sie verstand einfach seine Gewalt ihr gegenüber nicht und nahm ihm sein Verhalten übel.

Eric seufzte erleichtert und gleichzeitig betrübt auf als er dem dahingaloppierenden Pferd hinterher sah.