Das willst du nun wirklich nicht tun Eric.“ „Und ob ich will.“ „Naye, du
willst das nicht, glaub mir, ich weiss das!“ heftig wirbelte der lange Zopf
umher. „Meinst du aber nicht, das ich vergelten sollte?“ „Ich meine du
solltest dir fest einreden das der Baum über dir, dir den Schnee aufgeworfen
hat.“ „Um Ausreden bist du nicht verlegen, aye?“ „Aye!“ „Da war ein
Stein in deinem Streich versteckt. Das tat weh!“ „Du hast doch eh einen
Holzkopf, der hält das schon aus.“
Mit amüsierten Blick lies er die Zügel
seinen Hengstes los und ging gemächlich auf sie zu. Wulflyn zog sich ihre
Stute zwischen Eric und sich und schaute mit Mühe über den Sattel. Es war nichts
zu sehen. Wo war er in dieser kurzen Zeit hin? Mit prüfenden Blick schlüpfte sie
unter dem Hals des Tieres auf die andere Seite und entdeckte seine Fußspuren. Er
war tatsächlich um das Pferd herumgeschlichen, ohne das sie es
bemerkte.
„Ich weiß das du auf der anderen Seite bist. Hör auf mit den
Kinderspielereien!“ spöttisch hob sie ihren Kopf. Ein eiskalter Guss Schnee
traf sie ins Gesicht und lies sie frösteln. Lachend schob sich Eric wieder zu
Wulflyn. Mit schnellen Griff packte er sie um die Taille und riss sie mit auf
den Boden , darauf achtend das er über ihr lag. Noch mehr Schnee rieselte unter
ihre Kleidung. Aufkeuchend zappelte sie unter Erics Gewicht. Funkelnde Augen
trafen auf strahlend blaue amüsierte. Eric verlagerte sein Gewicht damit sie
Luft schnappen konnte.
„Wir sollten ein paar Regeln aufstellen.“ „Ach
sollten wir da.... aaahh.. Eric.. ja.. ja ist gut... welche Regeln?“ fröstelnd
nahm sie eine erneute Schneeladung unter ihrer Kleidung nur ungern wahr.
„Hör auf mich in irgendeiner Form anzugreifen, keine versteckten Steine
mehr. Außerdem wirst du die heute Nacht ein Kaninchen zubereiten das ich fangen
werde. Ich schätze du beherrscht sogar ein wenig Nähen? Ah ja wusste ich doch,
das perfekte Weiblein für ein Haus. Du kannst sicherlich mir einige Ausrüstung
ausbessern. Nun schau nicht gleich so böse, ich hab da zwei linke Hände. Und
heute Nacht darfst du ganz eng neben mir einschlafen.“ „Das mit den Steinen
und den Essen zubereiten lass ich eingehen aber..... das letzte, naye! „Du
machst sonst die Nacht nur wieder Unsinn. So weiß ich dich immerhin in meiner
Nähe!“ „Ich mache keinen Unsinn. Das mit Nisses hab ich dir doch
versprochen.“
Trotzig streckte sie ihr Kinn vor. Sie war wütend, das Eric
sie zu vielem zwang. Die Kälte sog sich bereits in ihre Kleidung und wurde
unangenehm. Gedanklich musste sie feststellen das ihr nichts anderes übrig bleib
als wieder ein Kleid anzuziehen. Zitternd versuchte sie sich ein wenig vom
Schnee wegzudrücken was sie nur wieder nahe an Eric´s brust brachte. Verärgert
lag sie wieder in der Nässe.
„Trotzdem schläfst du die Nacht nah bei mir.
Bei den Göttern, Weib, ich rühr dich schon nicht an! Da fällt mir besseres ein,
doch ist die Gegend gefährlich. Entflohene Skalven treiben sich hier teilweise
rum, und das ist hier kein Ausflug. Diese Spinner würden sich gegenseitig
zerfleischen, nur um eine Frau im Lager zu haben, die ihnen den rücken wärmt,
falls sie überhaupt ein Lager haben. Und in der letzten Nacht hab ich auch nicht
soviel Schlaf abbekommen wie ich erhofft habe.“ „Kannst du bitte runtergehen?
Mir ist kalt.“ „Willige allem ein.“ sagte Eric nur ungerührt. „Verflucht
ist deine Seele Eric! Aye, ich willige ein.“ keifte Wulflyn ihn an. Mühsam
drückte sie Eric von sich und stand auf. Sie fror erbärmlich. „Sag mir das
noch einmal wenn wir uns irgendwann verabschieden werden Teuerste.“
Trotz der wilden Proteste klopfte er ihr den Schnee vom
Rücken.
„Ich hoffe, du hast noch etwas zum umziehen dabei. Damit
erkältest du dich nur.“ „Dank dir, nur noch ein einfaches Kleid.“ „Warum
hast du das nicht gleich gesagt? Das kann ich doch nicht ahnen. Nun, du wirst
dann wohl oder übel etwas von mir nehmen müssen.“
Sprachlos schüttelte
sie nur den Kopf. Diese Schuldzuweisung war einfach zuviel. Entnervt hob sie nur
die Arme in die Höhe und nahm ihr Pferd am Hügel. Mit einer lautlosen Geste lies
sie Eric vorangehen. Schon nach kurzen Marsch kamen sie am See an. Die Pferde
tranken langsam das kalte Wasser. Eric suchte in seinen Satteltaschen nach einen
trockenen Kleidungsstück, genauso wie Wulflyn. Verbissen zog sie ihr Kleid
heraus und starrte es an. Das würde nicht gerade praktisch beim reiten sein, war
jedoch besser als das kalte nasse. Suchend sah sie sich nach einen geeigneten
Ort zum umziehen um.
„Ich komme gleich wieder.“ „Hmmm, warte nur
kurz.. hier zieh das an!“
Wulflyn fing einen Bündel aus Leder auf.
Fragend sah sie ihn an, doch er hatte ihr den Rücken schon zugewandt.
Schulterzuckend stapfte sie durch den wenigen Schnee zu einer Tanne. Die nasse
Kleidung klebte an ihr wie eine zweite Haut und war mühsam abzuziehen. Hastig
schlüpfte sie in Trockene Unterkleidung und entfaltete dann das Bündel. Zum
Vorschein kamen dann eine große Hose und eine langärmelige Tunika. Aufseufzend
schlüpfte sie hinein, nur um dann festzustellen das alles herunterrutschte und
am Boden schleifte. Ihren Ledergürtel zog sie aus der nassen Kleidung und machte
ihn so gut es ging an der jetzigen Hose fest. Die Hosenbeine krempelte sie
mehrmals auf um nicht darüber zu stolpern, genauso wie die viel zu langen Ärmel.
Der Anblick war eher ein Augengraus als ein Augenschmaus, doch dafür war es um
einiges praktischer wie ein langes Kleid. Mit hochgezogenen Beinen stampfte sie
zurück. Eric stand an einen Baum gelehnt und wartete, er hatte mit vielen
gerechnet, aber nicht mit solch einen Anblick. Schallendes Gelächter schoss
Wulflyn entgegen, die nur grimmig ihre Lippen aufeinander presste. Sie hätte
ihn am liebsten einen Dolch zwischen die Rippen geschoben. Mit
zusammengepressten Lippen, die das schmunzeln einfach nicht verbergen konnten,
drückte Eric ihr ein Stück Brot und etwas hartes Käse in die Hand.
„Lass
es dir schmecken. Heute Abend gibt es ja etwas besseres.“ „Bestimmt!“ „Nun
gräm dich nicht wieder. Du kannst auch nichts dafür das die viel zu große
Kleidung lächerlich an dir aussieht.“ “Du bist ja auch daran Schuld.
Schließlich hast du mich in den Schnee geworfen.“ „Hatten wir nicht einige
Regeln?“ „Aye, aber du sagtest nichts davon das ich dich mit Worten
schikanieren kann.“ „Hmm.. du findest auch überall eine Lücke. Ich hoffe ich
überlebe diese Reise mit dir.“
Eric schenkte Wulflyn ein warmes Lächeln.
Er wusste nicht warum, aber er mochte sie. Sie war einfach nur erfrischend von
ihrer Art her, sogar wen sie aufbrauste. Wulflyn erging es nicht anders.
Obwohl ihr Eric den letzten Nerv raubte wie er mit ihr umsprang und sie immer
zornig machte, mochte sie ihn. Über vieles andere nachdenkend machte sie sich
über ihr Stückchen Brot und Käse her.
Leicht gesättigt verstaute sie das
trockene Kleid wieder in die Satteltasche und rollte die nassen Sachen zusammen
um sie an den Sattel festzubinden. Eric packte auch schon seine Habe wieder ein
und stieg auf.
„Wir sollten uns beeilen. Ich sehne mich nach einen
warmen Lager, morgen Abend ist es endlich wieder soweit in einen richtigen bett
schlafen zu können.“ „Aye das stimmt. Lass uns reiten. Bis zum Abend ist es
nicht mehr lange, und du musst ja noch ein Kaninchen fangen.“ „Darüber mach
dir keine Sorgen. Das schaffe ich schon.“ „Ich darf gespannt sein also...
verzeih, aber ich zweifel einfach mal deine Fähigkeiten als Jäger an.“ „Du
wirst schon sehen.“ Grinsend trieb er sein Pferd wieder auf den Weg und sie
ritten weiter. Noch wusste er nicht, das Wulflyn recht haben
sollte.
Abends suchten sie sich ein schönes Plätzchen auf der Wiese. Zum
Glück war hier wieder kein liegengebliebener Schnee, der die Kleidung
durchnässte. Wulflyn machte sich daran ein wenig Feuerholz einzusammeln, während
Eric die Tiere an einen niedrigen umgefallenen Baumstamm festband. Mit
sichtlicher Mühe entfachte sie ein Feuer und wärmte sich die Hände.
„So,
ich hoffe ich bin bald zurück mit einen fetten Hasen, den du dann ausweiden
kannst.“ „Ich bin schon gespannt.“ „Ha, du wirst staunen!
Fröhlich
winkte er ihr zu und verschwand im Wäldchen. Schulterzuckend machte sich Wulflyn
selbst auf die Jagd. Gegenüber des Weges war ja der tiefe See in dem sie in der
früh geschwommen hatte. Abends kamen meist die Krabbentierchen heraus, die, über
den Feuer gebraten, eine richtige Delikatesse waren. Ein wenig vom
übriggebliebenen Brot stopfte sie in die Hosentasche und band sich ihre
Lederband auf. Das würde sie zum jagen brauchen.
Sorgsam überprüfte sie
ihr Jagdgebiet. Am Ufer tummelten sich viele Krabben mit den langen klappernden
Scheren. Den dicken Ast den sie sich auf den Weg von einen Baum abgebrochen
hatte würde ihr helfen. Vorsichtig legte sie eine Spur Brotkrummen.
Irgendwann würde sich ein hungriges Biest danach vergreifen und
folgen.
Nach einer kleinen Weile hörte sie schon das Klappern
näherkommen. Tatsächlich knabberte sich so ein Vieh den Weg zu ihr heran. Den
Stock schob sie immer näher an das Tier. Wenn alles so klappte wie sie es sich
erhoffte, würde sich das Tierchen am Ast festklammern und sie konnte ihm die
dicken Scheren mit den Lederband festbinden ehe sie es erschlug. Der erste
Versuch mit den Ast misslang. Die Krabbe ignorierte den armdicken Stock.
Mühevoll attackierte sie das Vieh um es aggressiv zu machen. Schließlich klappte
es. Die kräftigen Scheren schnappten danach und verkeilten sich im Holz. Ein
kleines Quieken ertönte von den kleinen Wesen, als es sich nicht befreien
konnte. Wulflyn packte das Vieh an seinen Panzer und band die Scheren fest. Mit
wegschauenden Blick lies sie einen größeren Stein auf das Tierchen fallen, das
knacken und ein letztes Aufquietschen verriet das entweichende Leben. So gern
sie Krabben aß, brachte sie es nicht gerade leicht fertig eines umzubringen.
Schnell befestigte sie die Krabbe auf den dicken Ast und legte sich den bequem
über die Schulter zum tragen.
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