„Nun gräm dich nicht meine Lady. Ich fand es sehr amüsant.“ keuchte er, als der
erste Wasserschwall aufhörte. „Du elendiger Wollkopf!“ bekam er nur zu hören,
und musste erneut mit Händen so gut es ging spritzendes Wasser abhalten.
Vergnügt schwamm er näher, und bemerkte erfreut wie seine Reisegefährtin
zurückwich.
„Hast du Angst vor mir Wulflyn?“ „Warum sollte ich? Los
raus mit dir und verschwinde. Ich will mich anziehen.“ „Keiner hält dich auf.
Ich werde hier noch ein wenig... schwimmen.“ „Dann dreh dich um.“ „Aber
ich finde der Anblick in diese Richtung ist recht angenehm. Ich hätte keinerlei
Grund mich umzudrehen und in die Weite des Sees zu starren.“ „Eric,“ begann
Wulflyn und leckte sich kurz über die Lippen. „bitte!“ das fiel ihr nicht gerade
leicht auszusprechen. „Bitte was?“ Eric konnte sich sein dümmliches Grinsen
einfach nicht verkneifen als er immer näher kam. Wulflyn setzte einen kläglichen
Blick drauf. Sie fühlte sich sehr zurückgedrängt und versuchte erneut Eric zu
überzeugen sich umzudrehen. „Wir sind beide zivilisierte Wikinger, und.. und
es ist nicht in Ordnung wenn du mich so siehst.“ „Ich finde es aber in
Ordnung. Schließlich hast du mich doch auch gesehen. Gleiches mit Gleichem
vergelten, findest du nicht?“ seine Stimme ahmte einen süßlichen Tonfall
nach. „Da bin ich doch nicht Schuld. Ich kann doch nichts dafür das du dich
in der Nacht vollkommen entkleidest. Und, ich hab auch nicht hingesehen, ich
hatte die Augen zu. So dreh dich um oder geh raus und lass mich
alleine.“
Eric schien nachzudenken. Schließlich nickte er zustimmend und
drehte sich um. Lachend rief er Wulflyn zu:
„Ich gebe dir zwanzig
Sekunden Zeit aus dem Wasser zu steigen, zu deiner Kleidung zu laufen und dich
anzuziehen. Dann folge ich dir.“
Nach den hastigen Wasserplatschen zu
urteilen, war jemand sehr in Eile. Eric schüttelte sich vor lachen und begann
laut zu zählen. Trotz seiner Worte, drehte er sich um und begutachtete die aus
den Wasser heraussteigende Gestalt. Langes nasses Haar verdeckte den Rücken,
doch die Kehrseite war klar zu erkennen. Anerkennend pfiff er hinterher, und
bekam für seine Augen eine weitere Überraschung. Wulflyn hatte sich bei dem
Pfiff umgedreht und zeigte mehr als ihr lieb war. Mit hochrotem Kopf hastete sie
zu der Kleidung und zog sich in Windeseile an. Leise fluchte sie vor sich hin
und wünschte Eric erneut Loki an den Hals. Da sie nicht die Möglichkeit gehabt
hatte sich abzutrocknen, war ihre Kleidung etwas feucht geworden. Verärgert
flocht sie ihr Haar zu einen dicken Zopf und band ein Lederband ans Ende. Nach
den erneuten Wasserplätschern zu urteilen stieg nun Eric aus dem Wasser. Mit
stampfenden Schritt ging sie zum Lager und sattelte ihre Stute. Sie wollte ihm
nicht in die Augen sehen, noch ein Wort mit ihm wechseln. Sie nahm ihm es übel,
sie so hereingelegt zu haben. Fest zog sie den Gurt des Sattels an und lies
einen erstickten laut los als sich ein Arm um ihren Bauch legte. Natürlich,
wer sollte es sonst sein als ihr Begleiter. Sie spürte Erics Atem an ihrem Hals
und verkrampfte ihre Hand am Gurt.
„Lass sofort los Eric, oder du wirst
es bereuen.“ „Aber du riechst so gut. Ich hätte gar nicht gedacht das der
Schmutzfink von gestern sich zu einen Täubchen entwickeln würde.“ „Ich bin
keine Tavernenmagd die du dir für Silber kaufen kannst!“ „Oh, ich glaube die
kommen freiwillig mit.“ lachend lies Eric sie los und ging zu seinen Pferd. Er
sattelte es mit geübten Griffen und spöttelte weiter. „Ich werde dich schon
nicht anrühren Wulflyn. Mach dir keine Sorgen. Ich wollte dich nur aufziehen,
aber Kinder rühre ich nicht an. Au, verdammt!“
reibend hielt er sich
seinen Kopf und sah sich um. Am Boden lag ein mittelgroßes Holzstück. Zornig
funkelnde Augen bohrten sich in ihre trotzigen.
„Mach das nicht noch
einmal. Du würdest es bereuen. Nun steig auf. Wir werden Mittags erst was
essen.“ „Ohja, drohe mir. Ich habe solch eine Angst vor dir starker Nordmann.
Sieh nur wie ich zitter.“ schnaubte Wulflyn spottend.
Eric ging einige
Schritte drohend auf sie zu und baute sich vor ihr auf.
„Du wirst noch
zittern, aber jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt. Steig auf oder bleib hier.
Du benimmst dich wirklich wie ein Kind mit deinen prüden Verhalten. Also mach
keinen Ärger!“
Damit hob er Wulflyn hoch und setzte sie auf ihr
tänzelndes Pferd. Verärgert stieg Wulflyn wieder herunter und
knurrte.
„Ich muss noch meine Satteltaschen anschnallen dann können wir
los. Verdammt Eric, du könntest wirklich freundlicher zu mir sein! Oder hab ich
dich reingelegt?“ „Noch nie bin ich jemanden begegnet der sich so oft
streiten will. Lassen wir das jetzt.“
Mit seinen Schuhen schob Eric
aufgewühlte Erde über das niedergebrannte Feuer. Er wollte nicht das funken bei
Wind stoben und hier alles in Brand setzten. Das konnte schneller gehen, als
einem lieb war. Letztendlich schnürte er seine Habe hinter den Sattel und stieg
auf. Wulflyn lies ihr Pferd zu seinem schreiten und spielte müßig mit den
Zügeln.
„Dann lass uns los Kleines.“ „Hmmm.“ „Mit viel Glück
erreichen wir am Abend Nisses Versteck. Dort in der Nähe können wir lagern.
Morgen am Spätnachmittag reiten wir an Dvalin vorbei. Wir könnten uns nach
Huginfell begeben und dort die Nacht verbringen. Bis Fort Atla ist es dann nicht
weit. Und ich kenne eine gute Abkürzung nach Nalitten. Du wirst sehen in vier
Tagen sind wir dann endlich in Aegir´s Bucht, und unsere Wege trennen sich dann
wohl. Außer, du entschließt dich bei mir bleiben zu wollen.“
Das letzte
meinte er scherzhaft zu ihr gewandt und lächelte sie an, was erwidert
wurde.
„Wünsch dir nicht zuviel Eric. Ich hoffe das uns die Götter davor
bewahren.“
Beide setzten ihre Pferde in Bewegung. Die Landschaft war nun
teilweise von Schnee bedeckt. Andere, seltsame Wesen tummelten sich umher und
suchten Nahrung. Wulflyn sah dann das Tomte-Lager wovon Eric am Vortag
gesprochen hatte. Die kleinen wusselnden Lebewesen glotzen sie feindlich an und
schüttelten drohend die langen Ärmchen, sobald sie zu nah herankamen. Einige
Meilen lang ließen beide ihre Pferde in einen leichten Galopp fallen und die
Landschaft zog vorbei. Der leichte Wind streichelte Wulflyns und Erics Wangen,
und trieb gelegentlich ihnen Tränen in die Augen. Bei einer längeren Strecke
machten beide ein Wettrennen aus. Aus den Stand heraus trieben sie die Pferde
an, die Kopf an Kopf den weichen Weg entlang galoppierten. Summend drückte sich
Wulflyn an den Hals ihres Tieres und gewann an Boden. Ihr leichtes Gewicht war
von Vorteil und lies ihre weiße Stute dahinfliegen. Wulflyn blickte kurz nach
hinten und sah Eric weit abgeschlagen. Grinsend zügelte sie ihre Stute und
tätschelte dem Tier lobend den Hals.
„Ich fürchte du hast gegen uns
keine Chance Eric.“ lachte sie erfreut. Eric warf ihr nur einen aufseufzenden
und enttäuschten Blick zu. Er hatte nicht damit gerechnet das sein Coldaro
verlieren würde. „Aye, scheint mir auch so. Auf einmal seid ihr zwei nur so
davongeschoßen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich auf Skaldenlieder
getippt.“ „Skaldenlieder?“ „Natürlich, Skalden singen Lieder und das
beflügelt nahezu diejenigen die laufen. So werden schnell Orte erreicht, ohne
zusätzlich zu ermüden. Aber du hast dich ja darin noch nicht ausbilden lassen,
ist also unmöglich.“ „Ich kenne mich da nicht aus Eric. Ich weiß noch nicht
mal zu was ich mich in Aegir ausbilden lassen soll. Mein Vater hat mich am
Schwert angelernt. Vielleicht auch eine Kriegerin wie so viele andere? Oder,
Donnerkrieger... aber irgendwie fehlt mir das Gefühl für Gewitter. Eigentlich
hab ich davor zuviel Respekt als das ich so was beschwören will!“ „Also hat
dich doch dein Vater ein wenig ausgebildet. Wo wir uns kennenlernten, meintest
du, das dich nur ein Meister gelehrt hat, mit der Waffe
umzugehen.“
Wulflyn schwieg und tätschelte erneut den Hals ihrer Stute
Silber.
„Keine Bange, ich frage nicht weiter nach. Nun, ich sagte dir
bereits das ich finde das Frauen nicht auf Schlachtfeld sollten. Doch es ist
deine Entscheidung. Nur als Kriegerin wird es schwer. Schild und Schwert
gleichzeitig tragen, erfordert viel Kraft, du bist sehr zierlich. Ein kleines
Schild würde gehen, ein mittleres gerade noch. Aber das große, naye, beim besten
Willen nicht. Och, nun schau nicht gleich mürrisch, wenn ich dir nur meine
ehrliche Meinung sage.“ „Ich bin nicht mürrisch.“ Geiferte Wulflyn zurück und
lies Silber weiterschreiten. Eric trieb seinen Hengst neben sie und sprach
weiter.
„Mein Traum ist es aber tatsächlich ein Krieger zu werden. Mein
Vater war ein großer Krieger und Hauptmann hier in Midgard. Er war in Svasund
stationiert und hat viele Schlachten geführt und gewonnen. Er war nicht oft zu
Hause, aber wenn er heimkam, brachte er mir immer was mit und übte mit mir. Nun
will ich so werden wie er!“
Erics Augen nahmen einen verträumten Ausdruck
an, jedoch nur für einen kurzen Moment. Interessiert sah Wulflyn ihn von der
Seite an und fragte.
„Wo ist dein Vater jetzt?“ „Verschwunden. Im
Frühjahr kam ein Bote mit der Botschaft, das bei einer verherrenden Schlacht, er
nicht gefunden wurde. Er kann tot sein, leben, wer weiß. Seit dem Boten hatten
wir kein Lebenszeichen von ihm. Meine Mutter ist mit meinen Bruder in Mularn.
Sie wollte eigentlich das ich bleibe, doch nichts kann meinen Wunsch stoppen, so
zu werden wie mein Vater.“ „Das tut mir leid Eric. Ich hoffe er taucht
irgendwann wieder auf und eure Familie ist dann wieder glücklich
vereint.“
Eric sah Wulflyn abschätzend an. Ihre Stimme verriet ehrliche
Sorge und Anteilnahme an seinen Verlust. Aufmunternd lächelte er ihr
zu.
„Mein Vater heißt Lars Bjarnstrom. Sagt dir der Name
etwas?“
Staunend hielt Wulflyn ihr Pferd.
„Er ist dein Vater?
Ohja.. in den Tavernen wird immer über seine Heldentaten geredet. Du kannst
wirklich stolz auf ihn sein Eric.“
„Danke dir.“ Grinsend ritt er weiter,
gefolgt von Wulflyn.
|
|
|
|
|