DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Aua! Verdammt nochmal!“ fluchte es.

Wulflyn hatte die Augen geschlossen, der Dolch war ihr weggeschlagen worden. Sie wollte, fest glaubend das ihr vorheriger Peiniger wieder da stand, ihm nicht ins Gesicht sehen. Das Fluchen lies sie jedoch blinzeln. Schemenhaft war eine große Gestalt zu sehen die sich den Arm hielt. Mühsam rappelte sie sich auf. Anscheinend war keine Gefahr von ihm auszugehen. Sonst würde sie ja eigentlich nicht aufstehen können, wie sie sich gedanklich zuwarf.
Schweigend starrte sie den Schatten an, eindeutig männlicher Statur. Er schien wirklich keine Böse Absicht zu haben. Trotzdem beschloß sie misstrausisch zu sein. Erfahrungsgemäss machten die männliche Spezies ihr ja nur Ärger. Sie wartete einfach ab.

Endlich sickerte das Mondlicht wieder hervor. Wulflyn hatte sich nicht gerührt. Sie stand da und sah nur den blonden Nordmann an. Er trug Lederkleidung. Das der Regen nun aufgehört hatte, fiel ihr erst gar nicht auf.

„Ist das der Dank für deine Rettung ? Mit einen Dolch, auf mich, einzuhacken wie auf ein Stück Fleisch ?“ Grimmige dunkle Augen sahen auf sie herab.
„Und was macht ein Mädchen zu dieser Stunde auf den Wegen ? Ohne Schutz!“

„Danke für die Rettung.“ sagte Wulflyn nur in knappen Ton.

Sie machte sich nun dran ihre Habe wieder zusammenzutragen. Ihren Dolch wischte sie im feuchten Gras ab und Band ihn wieder an den gewünschten Platz. Mit Bedauern stellte sie einen Riss in ihren Umhang fest. Er war kaum noch zu gebrauchen.

Der Mann folgte mit den Augen ihren Bewegungen. Er war erstaunt wie jemand nach einer solchen Gefahr, in seelenruhe seine Habe zusammenpacken konnte. Zumal bei einer Frau. Er hatte eigentlich Ohnmachtsanfälle erwartet. Er selber wischte seine Axt auch im feuchten Gras ab und wandte sich ab. Etwas abseits stand sein Pferd, geduldig auf den Herrn wartend. Er griff nach den Zügeln und schritt wieder zu Wulflyn, die, wie er überrascht feststellte, eine Vielzahl wüster Flüche ausstiess. Anscheinend hatte sie ihn vergessen.

„Verratest du mir nun was du um die Stunde hier machst ?“

Wulflyn wirbelte herum. Den hatte sie ja total vergessen. Schnippisch schob sie ihr Kinn vor.

„Seht ihr doch. Ich reise.“
„Reisen ? Bei solch einen Wetter ? Und noch dazu ohne Begleitung.“
„Ich komme gut alleine zurecht, danke.“
„Sah auch so aus. Sei froh das ich deinen Schrei gehört habe beim vorbeireiten. Es war total windig und wirklich reiner Zufall. Kennt ihr die Gegend hier nicht ? Nur Verrückte gehen in die Nähe dieses Hauses !“
„Haus ?“ fragend sah sie sich um und entdeckte den Umriss eines Gebäudes. Schulterzuckend sah sie den Hünen an.

„Was soll damit den sein?“
„Da leben gelegentlich nur massige Verbrecher, ausgestossen von der Gesellschaft. Wohin willst du?“

Die Ahnungslosigkeit der Frau schrie nahezu zum Himmel. Egal was sie sagte, heute Nacht würde sie in seiner Begleitung reisen müssen. Er wollte sich gewiss nicht den Tod einer jungen Frau auf´s Gewissen laden. Er bekam keine Antwort.


„Sag doch. Wo willst du den hin, Kleine?“
„Das geht euch nichts an.“
„Natürlich geht mich das was an. Ich begleite dich nun bis zum nächsten Dorf, Audliten. Da bist du dann in Sicherheit.“
„Naye, danke. Ich komme alleine zurecht.“
„Das hat man gesehen.“ erwiderte er trocken.
„Das.. das war nur ein Ablenkungsschrei.“ log Wulflyn ohne rot zu werden.
„Ich kann doch nichts dafür wenn ihr euch einmischt.“
„Ablenkung, ja. Ich schlage trotzdem vor das wir gemeinsam weiterreisen. Die Nächte sind von großen Tücken hier. Viele Nachttiere jagen, besonders junges Mädchenfleisch ist geliebt.“

Erbost starrte ihn Wulflyn an. Sie konnte jetzt nicht viel erkennen. Der Mond war wieder verdunkelt. Keinerlei Züge, die sie deuten konnte. Konnte sie ihm vertrauen ? Wulflyn legte ihren Kopf schief und dachte nach.
Der Mann starrte in Wulflyn´s Richtung. Er war nur zu sehr daran interessiert was in den Kopf des Mädchens vorging. Sein Pferd begann ungeduldig mit den Hufen zu scharren.

„Ich ziehe alleine weiter.“

Wulflyn drehte sich um. Nach reiflicher Überlegung wollte sie lieber Abstand lassen von Männern. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren rechten Arm. Die Wunde war nicht tief, jedoch schmerzhaft. Das verbinden musste warten. Seufzend hob sie ihr Bündel hoch und machte Anstalten weiterzugehen.
Eric, so hieß der Mann, blickte ihr erstmal verblüfft hinterher. Mit den Kopf schüttelnd folgte er Wulflyn und zog sein Ross hinter sich her.
Schnell war er auf gleicher Höhe mit ihr, schwieg jedoch. Den kalten Blick den sie ihm zugeworfen hatte, reichte aus um kein Wort zu sagen. Das letzte was er wollte war eine keifende Frau in seiner Nähe. Er hoffte das die Götter ein Einsehen mit ihn hatten und er schnell seine Last loswurde.
Seine Reise hat er sich so nicht vorgestellt. Müssig trottete er neben ihr her.