Aua! Verdammt nochmal!“ fluchte es.
Wulflyn hatte die Augen geschlossen,
der Dolch war ihr weggeschlagen worden. Sie wollte, fest glaubend das ihr
vorheriger Peiniger wieder da stand, ihm nicht ins Gesicht sehen. Das Fluchen
lies sie jedoch blinzeln. Schemenhaft war eine große Gestalt zu sehen die sich
den Arm hielt. Mühsam rappelte sie sich auf. Anscheinend war keine Gefahr von
ihm auszugehen. Sonst würde sie ja eigentlich nicht aufstehen können, wie sie
sich gedanklich zuwarf. Schweigend starrte sie den Schatten an, eindeutig
männlicher Statur. Er schien wirklich keine Böse Absicht zu haben. Trotzdem
beschloß sie misstrausisch zu sein. Erfahrungsgemäss machten die männliche
Spezies ihr ja nur Ärger. Sie wartete einfach ab.
Endlich sickerte das
Mondlicht wieder hervor. Wulflyn hatte sich nicht gerührt. Sie stand da und sah
nur den blonden Nordmann an. Er trug Lederkleidung. Das der Regen nun aufgehört
hatte, fiel ihr erst gar nicht auf.
„Ist das der Dank für deine Rettung ?
Mit einen Dolch, auf mich, einzuhacken wie auf ein Stück Fleisch ?“ Grimmige
dunkle Augen sahen auf sie herab. „Und was macht ein Mädchen zu dieser
Stunde auf den Wegen ? Ohne Schutz!“
„Danke für die Rettung.“ sagte
Wulflyn nur in knappen Ton.
Sie machte sich nun dran ihre Habe wieder
zusammenzutragen. Ihren Dolch wischte sie im feuchten Gras ab und Band ihn
wieder an den gewünschten Platz. Mit Bedauern stellte sie einen Riss in ihren
Umhang fest. Er war kaum noch zu gebrauchen.
Der Mann folgte mit den
Augen ihren Bewegungen. Er war erstaunt wie jemand nach einer solchen Gefahr, in
seelenruhe seine Habe zusammenpacken konnte. Zumal bei einer Frau. Er hatte
eigentlich Ohnmachtsanfälle erwartet. Er selber wischte seine Axt auch im
feuchten Gras ab und wandte sich ab. Etwas abseits stand sein Pferd, geduldig
auf den Herrn wartend. Er griff nach den Zügeln und schritt wieder zu Wulflyn,
die, wie er überrascht feststellte, eine Vielzahl wüster Flüche ausstiess.
Anscheinend hatte sie ihn vergessen.
„Verratest du mir nun was du um die
Stunde hier machst ?“
Wulflyn wirbelte herum. Den hatte sie ja total
vergessen. Schnippisch schob sie ihr Kinn vor.
„Seht ihr doch. Ich
reise.“ „Reisen ? Bei solch einen Wetter ? Und noch dazu ohne
Begleitung.“ „Ich komme gut alleine zurecht, danke.“ „Sah auch so aus. Sei
froh das ich deinen Schrei gehört habe beim vorbeireiten. Es war total windig
und wirklich reiner Zufall. Kennt ihr die Gegend hier nicht ? Nur Verrückte
gehen in die Nähe dieses Hauses !“ „Haus ?“ fragend sah sie sich um und
entdeckte den Umriss eines Gebäudes. Schulterzuckend sah sie den Hünen an.
„Was soll damit den sein?“ „Da leben gelegentlich nur massige
Verbrecher, ausgestossen von der Gesellschaft. Wohin willst du?“
Die
Ahnungslosigkeit der Frau schrie nahezu zum Himmel. Egal was sie sagte, heute
Nacht würde sie in seiner Begleitung reisen müssen. Er wollte sich gewiss nicht
den Tod einer jungen Frau auf´s Gewissen laden. Er bekam keine
Antwort.
„Sag doch. Wo willst du den hin, Kleine?“ „Das geht euch
nichts an.“ „Natürlich geht mich das was an. Ich begleite dich nun bis zum
nächsten Dorf, Audliten. Da bist du dann in Sicherheit.“ „Naye, danke. Ich
komme alleine zurecht.“ „Das hat man gesehen.“ erwiderte er
trocken. „Das.. das war nur ein Ablenkungsschrei.“ log Wulflyn ohne rot zu
werden. „Ich kann doch nichts dafür wenn ihr euch einmischt.“ „Ablenkung,
ja. Ich schlage trotzdem vor das wir gemeinsam weiterreisen. Die Nächte sind von
großen Tücken hier. Viele Nachttiere jagen, besonders junges Mädchenfleisch ist
geliebt.“
Erbost starrte ihn Wulflyn an. Sie konnte jetzt nicht viel
erkennen. Der Mond war wieder verdunkelt. Keinerlei Züge, die sie deuten konnte.
Konnte sie ihm vertrauen ? Wulflyn legte ihren Kopf schief und dachte
nach. Der Mann starrte in Wulflyn´s Richtung. Er war nur zu sehr daran
interessiert was in den Kopf des Mädchens vorging. Sein Pferd begann ungeduldig
mit den Hufen zu scharren.
„Ich ziehe alleine weiter.“
Wulflyn
drehte sich um. Nach reiflicher Überlegung wollte sie lieber Abstand lassen von
Männern. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihren rechten Arm. Die Wunde war nicht
tief, jedoch schmerzhaft. Das verbinden musste warten. Seufzend hob sie ihr
Bündel hoch und machte Anstalten weiterzugehen. Eric, so hieß der Mann,
blickte ihr erstmal verblüfft hinterher. Mit den Kopf schüttelnd folgte er
Wulflyn und zog sein Ross hinter sich her. Schnell war er auf gleicher Höhe
mit ihr, schwieg jedoch. Den kalten Blick den sie ihm zugeworfen hatte, reichte
aus um kein Wort zu sagen. Das letzte was er wollte war eine keifende Frau in
seiner Nähe. Er hoffte das die Götter ein Einsehen mit ihn hatten und er schnell
seine Last loswurde. Seine Reise hat er sich so nicht vorgestellt. Müssig
trottete er neben ihr her. |
|
|
|
|