DAoC-Forum.de | Story Forum | Geschichte einer Skaldin (alt: ein neues Leben...)
Mit einer Hand hielt Wulflyn ihren Umhang fest. Wer hätte gedacht das ausgerechnet jetzt es anfangen musste so zu stürmen. Verärgert ging sie weiter. Nochmals zog sie den flatternden Umhang fester. Schon vor einiger Zeit hatte sie es aufgegeben, die Kapuze immer wieder schützend in ihr Gesicht zu ziehen. Sie war gerade auf die Strasse nach Audliten eingebogen, als der Wind anfing zu toben. Der Wind heulte in dieser Nacht mit den Wölfen um die Wette, und der Mond war von dunklen Wolken umschattet, die hastig weiterzogen. Wulflyn hoffte das sie wenigstens von Regen verschont blieb und ging weiter. Ihre Last, ein gut gefüllter Beutel mit Habseligkeiten, hielt sie mit der anderen Hand fest. Es schien wirklich keine gute Nacht für eine Flucht zu sein. In dieser Situation fiel ihr gerade auch nichts besseres ein als über Helden nachzudenken. Natürlich kannte sie nur Helden aus den Büchern Meister Tambert´s. Haben sie sich bei solch einen Wetter mal herauswagen müssen ? Sie bezweifelte das dem so war. Wenn es darum ging sich an solche Situationen zu erinnern, hätte sie es auch getan. Pah, diese Geschichtsbücher waren nur schön zum lesen um dann zu träumen. Die Realität sah ihrer Ansicht viel kälter und windiger aus.
Klatschend spürte sie etwas nasses auf ihrer Nase.

„Das darf doch einfach nicht wahr sein“ grollte Wulflyn in sich.

Schwer fielen nun die Tropfen auf sie herab, befeuchteten den erdigen Boden. Die Pflanzen und Bäume sogen begierig die Nässe auf. Nur Wulflyn blieb nichts anderes übrig als weiterzustapfen. Man konnte es wirklich nur noch als stapfen bezeichnen. Immer schwerer wurden ihre Röcke, und langsam sammelte sich auch Nässe in ihren Schuhen. Verbittert stellte Wulflyn fest, das wenn sie nicht bald eine Unterkunft fand, bis auf die Knochen nass wurde, und im allerschlimmsten Fall, krank wurde. Sollte sie vielleicht doch zurückkehren ?

„Nein“ knurrte sie sich zu und beschleunigte ihren Schritt.

Sie war sich sicher, das je weiter sie sich von Vasudheim entfernte, sie auch sicherer vor irgendwelchen Taten anderer war. Sie wollte sich nicht noch einmal zu etwas zwingen lassen. Besonders nicht, wenn ein gewisser Thoralf damit in Verbindung gebracht wurde.

„Das ist alles nur seine Schuld. Dieser Holzkopf. Ich wäre jetzt nicht hier wenn dieses Rindvieh von einen Mann seine noch dümmeren Ideen auf meine Schultern abgeladen hätte.“

Nur damit hielt sie sich gerade aufrecht. Der Zorn weckte wenigstens ein wenig Wärme in ihren Inneren. Fluchend ging sie weiter. Sie beachtete nicht das Holzhaus wo sie gerade vorbeiging, nein, eher sie bemerkte es nicht. Man sah es ohnehin nicht richtig in der Dunkelheit. Wulflyns Fluchen verebte nicht. Sie kannte eine stattliche Anzahl an Schimpfwörtern. Im Moment hatte es für sie einen Vorteil gehabt, das sie gelegentlich betrunkenen Gästen des Wirtshauses lauschen durfte. Wären ihr die Schimpfwörter ausgegangen, hätte sie nichts mehr gehabt um sich aufzuwärmen. Und es tat gut ihre Stimme zu hören. Das machte ihr Mut.
Ein Kichern veranlasste sie zum stehenbleiben.
Um diese Zeit ein Kichern ? Das konnte nichts gutes bedeuten. Ihre Hand glitt vom Umhang zu den Lederbändern ihres Dolches. Zögernd ging sie langsam weiter. Vielleicht war es doch nur Einbildung ? Nur nicht umdrehen. Sicherheitshalber hielt sie den Dolch fest.
Wieder ertönte ein Kichern.

„Dreh dich nicht um, geh weiter“ zwang sie sich zu sagen. Doch die Angst machte ihre Beine bleiern. Warum war dieses Gefühl der schwere auf einmal da ? Klopfenden Herzens begann sie zu rennen. Es viel ihr schwer. Den sie wollte weder ihre Habseligkeiten noch den Dolch loslassen um den triefnassen Rock anzuheben.
Hastig drehte sie sich im Laufen um. Es war ein Fehler. Schneller als sie sich versah, stolperte sie und fiel der Länge nach auf das feuchte Gras. Dabei verlor sie den Dolch. Wo war er nur ? In der Dunkelheit sah sie kaum was. Irritiert zog sich Wulflyn auf die Knie. Vasudheim war nicht mehr zu erkennen. Tastend griff sie den Boden in ihrer Nähe nach den Dolch ab. Da, endlich fühlte sie den kalten spitzen Stahl unter ihren Fingern. Hastig griff sie nach ihn. Ihr Verfolger war sicher noch da. Nur wo. Angespannt versuchte sie sich zu konzentrieren. Es viel ihr sehr schwer. Wind und Regen machten es ihr nicht einfach. Vorsichtig griff sie nach ihren Bündel zu ihrer linken. Sie versuchte sich langsam zu bewegen, und doch geschah es dann.

Pochender Schmerz machte sich in ihren linken Arm breit. Etwas hartes war draufgeschlagen worden. Der Dolch fiel geräuschlos auf den Boden. Wulflyns Instinkt lies sie die Flucht ergreifen. Doch weit kam sie nicht. Ihr Verfolger warf sich auf sie. Beide fielen schwer zu Boden, Wulflyn noch zusätzlich unter den Gewicht ihres Angreifers belastet. Schweratmet versuchte sie den Kopf zu heben und lies einen Schrei los.
Dunkle Augen starrten in ihre. Sie waren nun ganz klar zu sehen. Der Mond war gerade frei geworden von Wolken und beleuchtete die Nacht. Eine hässlich verzogene Fratze grinste sie an und entblösste faulige Zähne. Widerlicher Geruch nach eitrigem Sekret glitt ihr in die Nase. Angeekelt würgte sie. Was war das ? Doch nicht etwa ein Mensch ?
Knochige Finger umschlossen das Heft eines rostigen Dolches, welches er zu ihren Hals führte. Sie wagte nicht zu schreien. Es schien ohnehin sinnlos. Wer sollte sie hier hören ?

„Du bist ja eine tolle Heldin,“ sagte sie sich im stillen, „schon bei der ersten Gefahr umgebracht!“
Fieberhaft starrte sie in die Augen des Verrückten. Noch immer fielen die Tropfen in ihr Gesicht. Der Regen war nicht schwächer geworden.
Kichernd zog Wulflyn´s Peiniger ihren Rechten Arm hoch. Ihr linker war unter den Bein des Verrückten eingeklemmt. Die Schneide des Dolches schnitt den Stoff auf. Wulflyn begann zu zittern. Das rostige Metall begann ihre Haut aufzuritzen.
Es konnte doch nicht sein das sie hier und jetzt so sterben würde? Sie schickte ein Stoßgebet zu den Göttern, und bat im Hilfe.
Blut floss nun ihren Arm runter. Wimmernd sah Wulflyn es im Mondlicht dunkel schimmern. Die Klinge näherte sich jetzt ihrem Hals. Gellend schrie sie auf, abwartend auf den Tod.

Es geschah etwas. Das schwere Gewicht ihres Peinigers wurde von ihr weggerissen. Verwirrt und zitternd strich sie sich das nasse und wirre Haar aus den Gesicht. Was war geschehen ? Sie blickte sich um.
Ein dumpfes Geräusch und gurgelnde Laute erklangen. Schemenhaft erkannte sie jemand auf sich zugehen. Durfte das dieser Wahnsinnige sein? Fahrig griff sie nach Dolch den sie am Boden entdeckte. Sie wollte sich nicht wieder die Haut aufritzen lassen. Mit den Dolch fuchtelnd schob sie sich zurück. Warum war sein Gesicht im Schatten? Diese Fratze würde sie gewiss nicht vergessen, aber warum machte er es nicht einfach zu Ende.

"Geh.. geh, weg... Verschwinde..!" keuchte Wulflyn. Doch die Gestalt kam näher.

Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Zu ihrem Leidwesen zogen wieder dunkle Wolken auf und bedeckten den Mond erneut. Dunkelheit umschattete den Platz. Wulflyn stach in ihrer Angst einfach zu.