DAOC-Guide.de :: Thema anzeigen - Raubzüge > Kapitel 6


Die Nacht brach herein und es wurde finster. Es knackte im Gehölz und fremdartige Tiere huschten umher. Man sah kaum die Hand vor Augen. Da ein Vortasten in dieser Dunkelheit zwecklos war, schlug ich mein Nachtlager auf.
Ich wagte es nicht ein Feuer zu entzünden da mir nicht bekannt war welche Räuber hier im Hibernianischen Grenzland lauerten.
So weit hatte mich meine Reise schon geführt? Tage und Wochen verbrachte ich nun auf den Strassen und in den Wäldern. Aber eine Möglichkeit die Liebe meines Lebens aus ihrer Totenstarre zurückzuholen fand ich bisher nicht.
Ich schloss die Augen und verfiel in ein Gebet an Skadi. Alle anderen Götter hatten mich verlassen als ich mit meiner Abstammung brach. Doch ich war überzeugt das Skadi ihren ergebenen Diener weiterhin beschützen würde.
„Skadi meine Göttin, viele Jahre habe ich dir gedient. Aufrecht deinen Weg beschritten, niemals habe ich dich um etwas gebeten. Nun ist der Tag gekommen wo ich deine Hilfe erbitte. Ich verspreche dir dich nie wieder um etwas zu bitten. Und den Preis den ich für meinen Wunsch bezahlen muss werde ich dir geben. Gleich was es ist...“
Als mich die Müdigkeit übermannte sank ich zurück auf das Kissen aus Blättern und fiel in einen tiefen Schlaf.

.....
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...

Eine Frau näherte sich mir. Sie war so wunderschön. Lange weissblonde Haare umspielten ihr Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Strahlend blaue Augen verliehen ihrem Gesicht eine innere Würde. Eine Krone aus Blättern und Zweigen bedeckte ihr Haar. Eine prächtige Lederrüstung umspannte ihren sehr weiblichen und doch durchtrainierten Körper. In der Hand hielt sie einen Bogen, den ich mit Sicherheit nur mühsam hätte spannen können.
Diese Frau war wunderschön und konnte sich mit Jadekatze durchaus messen, wenngleich ihre Ausstrahlung viel würdevoller war.
Ein helles Licht ging von ihr aus als sie sich mir näherte. Überwältigt von der Erkenntnis das dies meine Göttin Skadi war, fiel ich vor ihr auf die Knie und senkte mein Haupt um ihr den nötigen Respekt zu zollen.
Meine Handflächen wurden feucht und ich zitterte innerlich. Ich hätte sie zu gern angeschaut um ihren Anblick zu geniessen, gleichzeitig war ich von ihrer überirdischen Schönheit so verunsichert das ich mir minderwertig vorkam. Was ich sicherlich auch war...
Also beschränkte ich mich darauf Worte zu stammeln an die ich mich hinterher nicht mehr erinnern konnte.
Eine wundervolle Hand berührte mich und fuhr an meiner Wange hinunter. Ich konnte es einfach nicht glauben das diese Hand mich liebkoste.
„Du bist ein tapferer Mann Ahtan.“ ihre Stimme war so betörend und geheimnisvoll das ich regelrecht in Verzückung geriet. „Und du bist wahrhaftig ein Mann der Tat und nicht nur der Worte.“
Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren ob dieser berauschenden Worte und sehnte mich danach diese wundervolle Hand zu ergreifen und mich an dieser Berührung zu laben.
„Sieh mich an.“ ihre sanfte Stimme liess mich den Blick heben und unsere Augen trafen sich. In diesem Moment wünschte ich mir zu sterben und diese Augen auf mir ruhen zu sehen. Dann würde mich mein Tod nicht mehr schrecken.
„Meine Göttin...“ meine Stimme zitterte und ich fühlte mich bei weitem nicht mehr wie ein mächtiger Krieger, viel eher wie ein halbstarker Bursche der so viel gnadenvolle Aufmerksamkeit nicht verdient hatte.
„Ich habe mich entschlossen dir zu erscheinen, da deine Gebete mich tief gerührt haben und du aufgrund deiner Taten meine Aufmerksamkeit verdient hast.“
„Skadi...“
„Ich weiss worum du mich bitten willst, das habe ich deinen Gebeten entnommen. Aber worum du mich bittest, wirst du nicht so einfach bekommen. Den Tod zu überlisten ist den Göttern möglich, aber es ist ein Eingriff in die natürlich Ordnung.“
„Skadi bitte...“
Sie lächelte mich erneut an. „Ich will dir deinen Wunsch erfüllen, aber vorher musst du dich als würdig erweisen. Du bringst gute Voraussetzungen mit, aber an dieser Prüfung sind bisher alle vor dir gescheitert die mich um ähnliches gebeten haben...“ ihre Stimme wurde traurig als sie davon sprach.
Ich konnte erkennen, das sie es sehr wohlwollend mit mir meinte und ich wurde unsicher von welcher Art Prüfung sie sprach.
Eine Prüfung der Götter, die bisher noch kein Mann bestand? Für Jadekatze würde ich es tun, und wenn der Tod für mein Versagen stehen würde...
„Bist du bereit?“ Skadis Augen wurden ernst.
„Ja meine Göttin...“ gelang es mir leise und schüchtern hervorzustossen.
Ihre Hände berührten meine Schultern und sie beugte ihren Oberkörper zu mir hinunter. Ihr wundervolles glänzendes Haar fiel über ihre Schultern und berührte mein Gesicht. Als ihr Gesicht ganz nah dem meinen war konnte ich ihren verheissungsvollen Atem fühlen und sah ihre vollen Lippen die sich meinen näherten.

Ich fühlte mich wie abwesend, mein Verstand weigerte sich zu glauben was gerade geschah. Aber die Magie des Augenblicks liess mich weiterhin gebannt auf ihre Lippen starren. Dann sah ich ihr in die Augen als sich unsere Lippen berührten. Geschah das wirklich? Eine Göttin küsste mich? Unsere Zungen berührten sich und fochten ein tänzelndes Spiel aus. Die tiefe Weisheit und Güte ihrer Augen zog mich wie in einem Strudel an.

Eine ungeahnte Macht durchflutete mich. Göttliche Energie durchpulste mich. Ich zog Skadi fester an mich und wir verschmolzen miteinander. Ich bezog Energie aus ihr daran bestand kein Zweifel. Und sie tat dies freiwillig. Auf einer Stufe mit den Göttern? Einen Drachen zu töten ... wäre nun eine Leichtigkeit für mich.
Ich könnte mit Skadi zu den Sternen hinauffahren, mit ihr eins werden. Unter dem Sternenzelt schweben und die Welt aus einer veränderten Perspektive erleben. Über den niederen Sorgen und Nöten der kleinlichen Menschen stehen.
Für immer mit ihr die Geschicke der Wesen lenken. Man würde mich -Ahtan, Gott der Jagd nennen-, verehrt von Kobolden, Zwergen und Menschen. Man würde Skadi anrufen, und gleichzeitig ihren Mann, Ahtan, verehren.

Ein Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf. Rote wallende Haare die bis zu den zarten Schultern fielen. Grüne unschuldige Augen die ich schon einmal gesehen hatte... Jadekatze sah mich traurig an... und ich konnte Tränen in ihren Augen sehen als sie mich ansah.

Ich fasste Skadi an den Schultern und sanft löste ich mich von ihr. Mit ausgestreckten Armen hielt ich sie leicht auf Distanz. „Nein...“ flüsterte ich. Sie sah mich interessiert an. Sie schien auf eine Erklärung von mir zu warten und ihre Augen waren unglaublich weise. „Ich will kein Gott werden.“ sagte ich bestimmt „Ich möchte nur mit Jadekatze vereint sein!“
Meine Stimme klang fest und bestimmt und ich kämpfte gegen diese ungeheuerliche Versuchung an die Skadi mir bot. Ich nahm die Hände von ihr und liess meine Schultern hängen, da ich erwartete das Skadi mich ob dieser ungeheuerlichen Schmach töten würde. Und gegen eine Göttin hätte ich keine Chance und wollte auch nicht gegen eine kämpfen.

In Erwartung des fürchterlichsten Zorns zu dem eine gedemütigte Göttin fähig wäre, waren meine letzten Gedanken bei Jadekatze.
Sekunden verstrichen und ich hob trotzig meinen Blick, aber was sah ich da?
Skadi stand 2 Schritte von mir entfernt und begann zu lächeln. Die Weisheit in ihren dunkelblauen Augen strahlte sichtbar.
„Du bist wahrlich ein bemerkenswerter Mann. Deine Gefühle sind stark und deine Leidenschaft ist noch stärker. Fast müsste ich beleidigt sein das du eine Sterbliche meiner Gesellschaft vorziehst. Beleidigt und ein wenig eifersüchtig.“ Ihr Lächeln wurde noch wärmer und ihr Blick gleichzeitig ein wenig traurig.

Sie seufzte. „Ich erfülle dir deinen Wunsch. Ich könnte es nicht ertragen einen so edlen Krieger wie dich zu zerbrechen.“
Sie drehte sich schnell um und auf ein Handzeichen schwebte sie auf goldenem Licht in den Himmel. Sie sah nicht mehr zu mir zurück und ich schluckte schwer ob der Erkenntnis was ich so eben geopfert hatte.

...
..
...

Mit einem Schrei wachte ich auf und mein Oberkörper schoss aus der liegenden Haltung nach oben. Ich rieb mir die Augen und versuchte die Umgebung um mich herum zu erfassen. Es war frühe Morgendämmerung und der rote Schein am Horizont färbte die Welt in ein warmes behagliches Licht.
5 Schritte von mir entfernt begann sich ein goldenes Licht zu kräuseln. Wirbel stiegen auf und aus der diffusen Masse schälte sich eine Gestalt. Eine vertraute Gestalt.

Mein Schrei durchstiess die klare Morgenluft.

„Jadekatze...“

Ich rannte zu ihr und schloss sie fest in die Arme.


Ende




Epilog

Jadekatze und Ahtan lebten glücklich in ihrer kleinen Hütte im Grenzgebiet des Landes Hibernias. Dies war eine beispiellose Liebe zwischen zwei sehr verschiedenen Menschen. Und jeder verdankte dem anderen sein Leben.
Sie erlebten noch gemeinsam einige weitere Abenteuer, und aus ihrer Verbindung entstanden ein paar Kinder die mit ihren eigenen Abenteuern ebenfalls für viel Aufsehen sorgten.