Kapitel 3
Sie kam auf mich zu und man fühlt sich recht unbehaglich
in einer derartigen Situation. Vom Jäger zum Gejagten... Das Leben nimmt
manchmal seltsame Wendungen, die unter anderen Umständen mit Sicherheit
erheiternd gewesen wären. Einen Nordmann, Räuber und Sklavenjäger erschüttert
nichts so leicht, aber die vorangegangenen Ereignisse waren zu viel gewesen.
Ich überlegte was wohl passieren würde nachdem sie ihre Gelüste gestillt
hätte, auf ein Leben in Gefangenschaft hatte ich zu Recht wohl keine Lust. Schon
wieder diese Ironie... Nichts anderes hatte ich vorher getan... Ich hatte
unschuldigen Frauen Leid angetan und in die Sklaverei verkauft.
Manche
mögen dies nun als gerechte Strafe der Götter empfinden. Aber man kann seine
Natur nicht verleugnen. Oder doch? Ja, wenn die Liebe einen in den Bann schlägt,
dann kann man sich verändern.
Ich zerrte erneut an meinen Fesseln.
Meine Muskeln schwollen an als ich meine ganze Körperkraft in eine
Verzweiflungstat legte. Die Hexe schien dieser Anblick noch mehr zu erregen, als
sie meinen hünenhaften, sich aufbäumenden Körper sah.
„Bleib ruhig mein
Hübscher!“ sprach sie und ihre Hand bewegte sich, woraufhin ich in seltsame
Lethargie fiel. Unfähig den Kopf zu heben konnte ich nicht einmal den
Blickwinkel meiner Augen verändern. Und ich sah in gelbe gierige Augen...
..... ... .......
Gelbe gierige Augen ....
Aus genau diesen Augen sah uns Limkik an. „Hast du sie endlich auf uns
vorbereitet?“ Ich hatte ihn nicht kommen gehört, und ich schoss aus der Hocke in
die Höhe und drehte mich zu Limkik um, der hinter einem Baum hervortrat. Bei
Skadi, ich fühlte mich ertappt, als wenn Limkik meine Fluchtgedanken erraten
hätte. Er näherte sich immer weiter und hatte nur Augen für das junge
Mädchen das immer noch am Boden kauerte. Mit einem raschen Schritt versperrte
ich ihm den Weg, indem ich mich schützend zwischen ihn und das Mädchen schob.
Limkik blieb ruckartig vor mir stehen und seine Augen wanderten zu mir, und
ich schwöre bei Odin, ich hatte den Eindruck das meine Augen zuviel verraten
würden. Denn plötzlich sah ich Verschlagenheit in Limkiks Augen als er mein
Gesicht musterte.
Meine Gedanken rasten und ich versuchte es mit
Ablenkung. „Was ist mit der Elfe? Seid ihr schon fertig?“ Limkiks Körper
schüttelte sich vor Vergnügen und ich fragte mich was er daran so erheiternd
fand bis die Antwort kam. „Sagen wir mal so ..... es gab einen kleinen... äh....
Unfall.“
Aus den Augenwinkeln sah ich das rothaarige Mädchen hinter mir
zusammenzucken.
„Was ist passiert?“ meine Gesichtszüge erhärteten sich
was Limkik nicht entging.
„Nun, sie zog es vor die Anderwelt
aufzusuchen, da ihre schwächliche Rasse keine richtigen #Männer# gewöhnt ist.
Talan und Steinkopf sind gerade dabei ihre benutzte Leiche zu vergraben.“
Ich kann nun nicht gerade behaupten das ich sehr human wäre, oder in der
Vergangenheit nicht ähnlich Sachen gemacht hätte, aber seit der schicksalhaften
Begegnung vor 2 Stunden waren meine Gefühle derart im Aufruhr das ich nicht
wusste wo ich meine Prioritäten setzen sollte.
„Jetzt haben wir nur noch
eine Sklavin für die wir in Jordheim gewiss einen hohen Preis erzielen. Aber du
weißt ja, wir müssen erst noch prüfen, ob sie noch jungfräulich ist. Wie dir
bekannt ist, wehren sich Jungfrauen noch zu heftig bei ihrem späteren Besitzer.
Und da wir immer Qualität liefern, erfordert dies gewisse....“
Dies war
einer dieser Augenblicke wo die Zeit still zu stehen scheint, und man sich
selbst wie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Nun war die Zeit der
Entscheidung gekommen, der Punkt im Leben eines Mannes wo er abwägen muss ob er
an seinem Leben oder an seinen Idealen hängt.
Und für mich, als Sohn
einer kriegerischen Rasse, gab es kein Zögern. Ich entschied mich.
Bevor
Limkik zu Ende sprechen konnte starrte er ungläubig an seinem Köper hinab auf
das Schwert das in seinem Bauch steckte. Blut spritzte daraus hervor und lief
über meine Hände die noch immer den Schwertgriff umklammert hielten. „Was
.... tust ... du..?“ die Worte kamen noch über seine Lippen bevor er
zusammensackte und das Schwert mitriss.
Keuchend wurde mir bewusst was
ich gerade getan hatte. Ich starrte zu der Leiche am Boden, zu meinem Freund,
und dann wieder zu dem Mädchen was sich hinter mir aufgerichtet hatte. Auch sie
starrte mich ungläubig, aber mit Dankbarkeit in den Augen an.
Ich
überlegte fieberhaft ob ich einen Kampf gegen Talan und Steinkopf gewinnen
könnte. Die Antwort hatte ich nach kurzem Nachdenken. Ich würde niemals einen
Kampf gegen die beiden gewinnen können. Steinkopf vielleicht, aber Talan war
entschieden zu stark für mich.
„Komm mit mir, schnell!“ ich drehte mich
um und zog das Mädchen am Arm hinter mir her. „Warte kurz.“ sie blieb stehen und
bückte sich zu dem Luchsbaby hinunter. Sie hob es behutsam auf ihre Arme.
Ich kann die Magie nicht erklären die zwischen uns beiden floss, aber
wir wussten das wir zusammen gehörten und sie folgte mir widerspruchslos. Ich
trieb uns zu grösster Eile an und die Äste peitschten mir ins Gesicht und gegen
meine Lederrüstung als ich uns den Weg durch den dichten Wald bahnte. Das
Luchsbaby miaute ängstlich als wir gehetzt durch den Wald flohen. Die Druidin
presste sich an mich und ihr Atem strich mir über den Nacken als sie vor
Erschöpfung keuchte. Ich drehte mich um und sah sie wanken. Als sie gegen
mich fiel, fing ich sie auf, hob sie auf meine starken Arme und trug sie weiter.
Ihr Kopf lag an meiner Brust als sie sich meiner Stärke hingab.
Nach
einer weiteren guten Stunde sackte ich auf die Knie. Mein Atem kam nur noch
keuchend und meine Lungen brannten als ob ein Feuer in ihnen tobte. Das Mädchen
öffnete die Augen und umarmte mich in Dankbarkeit. Ich roch den Duft ihres
Haares und des süsslichen Geruch den ihr Körper verströmte. Sie presste sich
fest an mich und atmete den für einen Krieger typischen Mischgeruch von Stahl,
Schweiss und Leder ein. Lust stieg in mir auf die ich verzweifelt zu
unterdrücken suchte. Sie genoss sichtlich meine Umarmung denn sie presste sich
immer fester an mich. Ich konnte die Wölbung ihres weiblichen Körpers spüren,
ihre zarten Brüste die sich gegen meine stahlharten Brustmuskeln pressten.
Ein Knacken im Unterholz liess mich auffahren. Desorientiert starrte sie
mich an. Nur schwer schien sie in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie seufzte
bei zitterndem Körper und richtete sich ebenfalls auf.
„Ich habe etwas
gehört“ flüsterte ich ihr zu.
Vielleicht 2 Pfeillängen entfernt sah ich
es im Unterholz blitzen. Kurz darauf wurde eine beeindruckende Erscheinung
enthülllt die sich mühelos ihren Weg durch das Dickicht bahnte. Vor ihr stapfte
ein Troll der mit seiner ungeheuerlichen Grösse wie eine Ramme Äste, Büsche, ja
sogar junge Bäume zur Seite drückte.
„Fort von hier!“ ich packte meine
Begleiterin erneut und zog sie in grösster Eile hinter mir her.
„Ahtan
du Verräter, bleib stehen und kämpfe wie ein Mann!“ Talan schrie mit vor Zorn
verzerrtem Gesicht. Steinkopf sagte nichts dazu, zog aber eine Wurfaxt und warf
sie mit einem Schwung ungeheuerlicher Stärke über eine Strecke von beinahe 2
Pfeillängen. Ich versuchte auszuweichen, doch die Klinge traf mich in die
Schulter und das Blatt drang fast bis zum Stiel ein. Ich fing an zu taumeln und
prallte von der Wucht des Aufschlags gegen den nächsten Baum.
Das
Mädchen stiess einen Schrei aus, drehte sich um und rannte zu mir zurück. „Komm
hoch...“ bettelnd schob sie ihre Hände unter meine Schulter um mich
hochzuziehen. Dafür war ich aber viel zu schwer als das sie mich auf die Füsse
bekommen hätte. „Lass mich zurück.“ sagte ich mit erstickter Stimme „Lauf
weiter, ich versuche sie aufzuhalten.“ Mit diesen Worten kämpfte ich mich auf
die Beine und nahm meinen Speer auf, in dem zaghaften Versuch ihr einen
Vorsprung zu verschaffen. „Du bist wahnsinnig. Du wirst den Kampf in deinem
Zustand nicht überleben.“ Angst sprach aus ihrer Stimme. Angst um mich. Dieses
Gefühl bescherte mir eine Hochstimmung in der ich meinen Speer fester
umklammerte um mich wie ein Mann unseren Verfolgern zu stellen.
„Ich
habe eine Idee.“ entfuhr es meiner Angebeteten. „Ich kenne diesen Teil des
Waldes. Als wir von Tir Na Nogh aus hierher kamen haben wir diese Stelle
passiert. Nicht weit von hier ist ein Abhang an dessen unterem Ende ein
gewaltiger Fluss strömt. Folge mir.“
Durch den Blutverlust nahm ich
alles wie durch einen Nebel war und ich stolperte ihr hinterher. Warum ich ihr
folgte weiss ich nicht, wahrscheinlich vertraute ich ihr. Mein Gehirn schien
bereits die ersten Aussetzer zu haben als ich ihr durch den Wald folgte,
jedenfalls stellten sich nach kurzer Zeit Visionen ein.
...Limkiks Augen
die mich anklagend anstarrten... ... Gelbe Augen ....
Mit einem Ruck
fand ich in die Wirklichkeit zurück und starrte die Hexe an, die auf mir sass,
und anfing die Vereinigung zu vollziehen ....
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